DFB-Elf in der Einzelkritik:Der höfliche Herr Mertesacker

Per Mertesacker sorgt für angenehme Stimmung in der DFB-Elf - und bei Gegenspieler Eto'o. Jérôme Boateng verursacht Bauchgrimmen, Mesut Özil macht ein Nickerchen. Die deutsche Nationalmannschaft beim 2:2 im Testspiel gegen Kamerun in der Einzelkritik.

Von Carsten Eberts, Mönchengladbach

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Roman Weidenfeller

Germany v Cameroon - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Thomas Müller kann nach dem Endspurt im DFB-Pokal wieder laufen, Jérôme Boateng sorgt für Bauchgrimmen und Mesut Özil macht ein Nickerchen. Die deutsche Nationalmannschaft beim 2:2 im Testspiel gegen Kamerun in der Einzelkritik.

Roman Weidenfeller: Ist Torhüter, hat zwei Schultern, verspürt in keiner davon Schmerzen. Das unterscheidet ihn eindeutig von Stammkeeper Manuel Neuer, dem weite Hechtparaden mit anschließender Bruchlandung auf dem rechten Gelenk aktuell Qualen von hier bis zur Copacabana bescheren würden. Neuer ließ sich gegen Kamerun von Weidenfeller vertreten, der in der ersten Halbzeit gegen Moukandjo in höchster Not parierte, beim Gegentreffer schutzlos drei Kamerunern ausgeliefert war. An der Hackordnung bei der WM ändert dies freilich nichts: Neuer vor Weidenfeller vor Zieler. Vorausgesetzt: sechs gesunde Schultern.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

Germany v Cameroon - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Jérôme Boateng: Kann Rechtsverteidiger spielen, hat zwei gesunde Füße, hat auch kürzlich nicht unfein wildgepinkelt. Das unterscheidet ihn aktuell vom sonstigen Personal auf dieser Position. Hatte mit Choupo-Moting jedoch einige Mühe, prüfte zudem Weidenfeller mit einer Kopfballrückgabe, die auch als Torschuss durchgegangen wäre. Bei Choupo-Motings Treffer dann deutlich zu passiv. Zum WM-Auftakt gegen Cristiano Ronaldo? Nur mit Bauchgrimmen.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Per Mertesacker

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Quelle: AP

Per Mertesacker: Frisch gekürter Pokalsieger aus England. Kann sich darüber im DFB-Lager ziemlich gut mit allen Münchnern, nicht so gut mit allen Dortmundern austauschen. Da er neben Mats Hummels verteidigte, wird er das Thema höflich vermieden haben. Der Gesprächsstoff ging beiden trotzdem nicht aus, schließlich mussten H&M manchen Bock klären, den die Vorderleute produziert hatten. Sahen beim ersten Kameruner Gegentreffer dann aber selbst nicht gut aus.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mats Hummels

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Quelle: AP

Mats Hummels: Wird nie mehr ein Lieblingsschüler von Joachim Löw, hat dafür in seinem Leben viel zu viele lange Pässe geschlagen. Dass er im vorletzten WM-Test an der Seite des gesetzten Mertesacker vorspielen durfte, kann Hummels jedoch als vorsichtigen Wink in Richtung Startelf gegen Portugal verstehen. Rechtfertigte seine Nominierung in all jenen Situationen, in denen er gegen Ausnahmestürmer Samuel Eto'o gut aussah. Rechtfertigte sie eher nicht beim Gegentreffer von Eto'o.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Erik Durm

Germany v Cameroon - International Friendly

Quelle: Martin Rose/Getty

Erik Durm: Gelernter Stürmer aus Rheinland-Pfalz, war mal Torschützenkönig der A-Jugend-Regionalliga für den 1. FC Saarbrücken. Hat gerade erst 19 Bundesligaspiele und sieben Einsätze in der Champions League vorzuweisen, darf trotzdem relativ sicher als Außenverteidiger mit nach Brasilien fahren. Zeigte bei seinem Nationalelfdebüt eine absolut unaufgeregte Leistung, auf ihn wird Löw kaum verzichten wollen. Und falls dem Bundestrainer in Brasilien doch die Stürmer ausgehen sollten: Der Durm, der kann das.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Sami Khedira

Germany v Cameroon - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Sami Khedira: Erstes Länderspiel nach seinem Kreuzbandriss, zeigte auch gleich, dass ihm zur WM-Form noch einige Prozentpunkte fehlen. Rammte den Kameruner Moukandjo in den Boden, weil er schlichtweg kein Timing besaß. Produzierte im eigenen Strafraum eine Kerze, die Klaus Augenthaler nicht schöner hinbekommen hätte. Wie gut, dass Löw rechtzeitig erklärt hat, dass er Khedira notfalls auch mit einem Bein für unverzichtbar erachtet.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Toni Kroos

Germany v Cameroon - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Toni Kroos: Taucht Toni Kroos in der Nationalelf auf der Sechs auf, schnellen die warnenden Zeigefinger automatisch nach oben. Kroos auf der Sechs, das ging doch schon mal schief. Nun hieß der Gegner diesmal nur Kamerun und nicht Italien, trotzdem hatte Kroos seine stärksten Aktionen, wenn er sich in die Offensive einschaltete. Spielt auf der Sechs immer so, als wolle er nicht murren. Sein Herz schlägt aber trotzdem 20 Meter weiter vorne.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Thomas Müller

Deutschland - Kamerun

Quelle: dpa

Thomas Müller: Ist ein bisschen genervt von der Katastrophenberichterstattung zu Hause, die das DFB-Team während des Trainingslagers vielfach in die Nähe eines Kriegslazaretts rückte. Ist dabei selbst deutlich fitter und agiler als noch im Bundesliga- und DFB-Pokal-Endspurt. Kam zunächst über Rechts, durfte nach Götzes Auswechslung in die Sturmspitze. Und plötzlich kamen auch die Torchancen. Nutzte seine beste zum zwischenzeitlichen Ausgleich.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mesut Özil

Deutschland - Kamerun

Quelle: dpa

Mesut Özil: Erwischte Kameruns Abwehr schon nach 44 Sekunden im Tiefschlaf, hatte allerdings das Problem, dass er sein eigenes Nickerchen noch nicht ganz beendet hatte. Oder hatte ihn das knallrosa Trikot von Kameruns Keeper Charles Itandje so sehr verwirrt? Özils unbedrängter Schuss aus sieben, acht Metern strich am linken Pfosten vorbei. Es blieb seine auffälligste Aktion, was so manches über Özils aktuelle Form aussagt.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Marco Reus

Deutschland - Kamerun

Quelle: dpa

Marco Reus: Hat seine hervorragende Form aus der Bundesliga-Endphase konserviert. Eindeutig gefährlichster, weil unberechenbarster DFB-Offensivakteur. Leichtfüßig im Zusammenspiel mit Kroos und Götze, hat allerdings wie manch anderer Kollege ein kleines Problem, das im WM-Turnier noch ein wenig größer werden könnte: Das Tor trifft auch Marco Reus aktuell nicht.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mario Götze

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Quelle: AFP

Mario Götze: Ist das schon ein Vorgeschmack für die WM? Wird Klose nicht rechtzeitig fit, ist die Sturmvariante mit Götze zum Auftakt gegen Portugal nicht unwahrscheinlich. Wirbelte vom Anpfiff weg knapp über der Grasnarbe, sorgte nach elf Minuten für den ersten Pfostentreffer. Nach einer Viertelstunde hatten die Kameruner dann Götze entdeckt und stellten sich auf seine Laufwege ein. Götze gelang keine gefährliche Aktion mehr, er wurde frühzeitig gegen Schürrle ausgetauscht.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Einwechselspieler: André Schürrle, Lukas Podolski, Christoph Kramer und Benedikt Höwedes

Deutschland - Kamerun

Quelle: dpa

André Schürrle: Kam nach einer Stunde für Götze. Brauchte nur wenige Minuten bis zu seinem Treffer. Eine Qualität, auf die Löw gerade überhaupt nicht verzichten kann.

Lukas Podolski: Kam nach 64 Minuten für Özil. Sprintete kurz darauf von links alleine auf Keeper Itandje zu, hätte den Ball vor fünf Jahren noch mit dem Außenrist in Richtung Winkel geschlenzt. Diesmal spielte er den klugen Pass auf Schürrle.

Christoph Kramer: Kam nach 73 Minuten für Khedira. Das Stadion erhob sich augenblicklich zur Standing Ovations. Ist jedoch nicht der Retter des deutschen Fußballs, sondern einfach nur Gladbacher.

Benedikt Höwedes: Kam kurz vor Schluss für Durm, nicht etwa der Dortmunder Großkreutz. Auch das könnte ein Fingerzeig auf die endgültige Nominierung am Montag sein.

© SZ.de/ska
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