DFB-Elf: Einzelkritik:Konkurrenz für die WM-Helden

Wiese und Gentner stark, Gomez und Helmes schießen Tore. Bundestrainer Löw ruft nach dem 2:2 in Dänemark einen neuen Kampf um die Plätze im DFB-Team aus. Die B-Elf in einer Einzel-Zukunftskritik.

Thomas Hummel

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Dänemark - Deutschland

Quelle: dpa

Einige Helden der Weltmeisterschaft werden etwas verwundert gewesen sein ob der Worte des Bundestrainers. "Dass sich alle wieder neu bewähren müssen, ist klar. Die Leistung muss stimmen. Von der WM müssen wir uns jetzt mental entfernen", sagte Joachim Löw nach dem Testspiel in Dänemark. Hoppla. Sind nicht Müller, Özil, Khedira oder Schweinsteiger zu Weltstars aufgestiegen? Hat nicht Manuel Neuer auf Jahre hinaus die Nummer eins sicher und ist nicht Arne Friedrich der neue Abwehrchef der DFB-Elf? Zumindest öffentlich entfacht Löw den Konkurrenzkampf. "Ich habe den Spielern gesagt, natürlich kann ich nicht jeden zu jedem Spiel einladen. Aber es ist ein langer Wettbewerb über eineinhalb Jahre. Da gibt es immer Verletzungen und andere Konstellationen. Da muss man sehen, auf wen man zurückgreifen kann." Wen wird Löw wohl nicht mehr einladen? Auf wen wird er zurückgreifen? Und wer hat sogar Chancen, einen WM-Helden zu verdrängen? Die B-Elf in Dänemark in einer Einzel-Zukunftskritik.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Tim Wiese

Laenderspiel Daenemark - Deutschland

Quelle: ddp

Manuel Neuer die Nummer eins? Löw: "Das werde ich vor dem Spiel gegen Belgien bekanntgeben, mit welchem Torhüter wir in die Qualifikation gehen, wer für uns die Nummer 1 sein wird." Und: "Tim Wiese hat hervorragend gehalten, auch wenn er in der letzten Situation den Ball wegspielen konnte. Aber er hatte fünf, sechs, sieben hervorragende Paraden." Tatsächlich hat der Bremer in Dänemark gezeigt, dass er ein hervorragender Torhüter ist. Niemand im Fußballzirkus würde ernsthaft eine andere Meinung vertreten, außer vielleicht Jens Lehmann. Dennoch dürften Löws Worte eher als Ansporn an Neuer zu verstehen sein, damit er sich nach der starken WM nicht hängen lässt. Der 24-jährige Schalker bleibt die Nummer eins, alles andere wäre eine große Überraschung.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Andreas Beck

Dänemark - Deutschland

Quelle: dpa

Hat als Letzter den Flug zur WM verpasst, musste trotz Verletztenmisere vom Trainingslager in Südtirol in den Urlaub fliegen statt nach Südafrika. Hatte eine schwache Rückrunde in Hoffenheim, wonach sein WM-Aus keine Überraschung war. Wirkte in Kopenhagen wieder agil wie zu den guten Hoffenheimer Zeiten, veranstaltete einigen Wirbel auf rechts. Hat trotzdem keine Chance auf einen Platz in der ersten DFB-Elf. Es sei denn, Philipp Lahm wechselt irgendwann wieder auf links.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Jérôme Boateng

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Quelle: AP

Einzige WM-Stammkraft auf dem Platz im Parken von Kopenhagen. Durfte auf seine Lieblingsposition als Innenverteidiger rücken - und musste sich gleich mit einem rüden Foul behelfen, um den dänischen Stürmer Thomas Enevoldsen zu stoppen. Hat immer mal wieder eine etwas wilde Szene im Programm, schon bei der WM war das so. Insgesamt aber sehr stabil im Zweikampf und gut im Aufbauspiel. Wird weiterhin einen Platz finden in der deutschen Abwehr. Wo auch immer.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Serdar Tasci

Laenderspiel Daenemark - Deutschland

Quelle: ddp

Trug nach Hitzlspergers Auswechslung die Kapitänsbinde. Hat aber nach dem Spiel nicht angekündigt, diese freiwillig nicht mehr herzugeben. Dass der Stuttgarter noch einmal Kapitän der DFB-Elf sein wird, ist weniger wahrscheinlich als ein Einsatz von Thomas Müller als Innenverteidiger. Serdar Tasci dürfte Probleme haben, noch viele Länderspiele zu absolvieren. Schwankt seit Jahren zwischen starken Szenen und übertriebener Lockerheit. Nach 74 Minuten derart locker, dass er dem Dänen Rommedahl das 1:2 auflegte.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Marcel Schäfer

Nationalmannschaft Deutschland - Training in Kopenhagen

Quelle: dpa

Bei der WM beklagte die deutsche Elf eine Problemposition: die des linken Außenverteidigers. Marcel Schäfers Position ist die des linken Außenverteidigers, er hat seitdem er Profifußballer ist, nie woanders gespielt. Dennoch hat er in Kopenhagen gezeigt, warum er bislang keine tragende Rolle spielt bei Bundestrainer Löw. Häufig überlaufen, einige Male Stellungsfehler. Löw wird sich anderweitig umsehen müssen auf seiner Problemposition.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Thomas Hitzlsperger

Laenderspiel Daenemark - Deutschland

Quelle: ddp

Durfte wegen der vielen Ausfälle die Kapitänsbinde tragen. Hat aber nach dem Spiel nicht angekündigt, diese freiwillig nicht mehr herzugeben. Hat sich immerhin von einer fürchterlichen Formkrise erholt, so dass man ihn wieder mitspielen lassen kann. Spielte einen Zauberpass zum 1:0 durch Mario Gomez. Die Vermutung: Der Pass sollte eigentlich Toni Kroos erreichen, weil der Pass aber ungenau war, erreichte er Gomez, der ganz alleine vor dem Tor stand. Die Rückkehr auf die Insel nach England (West Ham) könnte bewirken, dass Thomas Hitzlsperger wieder der zwar limitierte aber doch zuverlässige Hitzlsperger wird, der er einmal war. Doch selbst dann dürfte er hinter Schweinsteiger, Khedira und Ballack nur noch eine Nebenrolle spielen.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Christian Gentner

Dänemark - Deutschland

Quelle: dpa

Wenn man nicht so genau hingeschaut hat in Kopenhagen, hätte man meinen können: Sami Khedira spielt mit. Dieser Mittelfeldspieler mit den halblangen dunklen Haaren rannte, wie man das bei WM gewohnt war, unermüdlich im Zentrum des Platzes umher, gewann Zweikämpfe, ordnete das Spiel, schlug schlaue Pässe. Ein sehr schlauer Pass erreichte nach 73 Minuten den Stürmer Helmes, der das 2:0 erzielte. Christian Gentner ersetzte Khedira derart perfekt, dass sie sich in Stuttgart wohl am Mittwochabend gegenseitig gratuliert haben. Schließlich kehrt der Nürtinger ablösefrei zum VfB zurück und soll dort den für 15 Millionen Euro Ablöse abgewanderten Khedira ersetzen. Und nach diesem Abend in Kopenhagen (Gentner war bester deutscher Spieler) muss der Ex-Stuttgarter den Neu-Stuttgarter auch in der Nationalmannschaft fürchten.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Christian Träsch

Dänemark - Deutschland

Quelle: dpa

Einer der Last-Minute-Verletzten vor der WM. Spielte auf der für ihn ungewohnten rechten, offensiven Seite. Dort, wo Thomas Müller in Südafrika neue Maßstäbe gesetzt hatte. Träsch ist kein Müller, das war von vornherein klar. Gab aber wie immer den fleißigen Zweikämpfer, den ruhigen Passgeber und den Aushelfer, wenn hinten was nicht stimmte. Wird weiterhin bei Löw eine Rolle spielen, wenngleich nur als sogenannter Ergänzungsspieler.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Marko Marin

Germany - Press Conference & Training

Quelle: Bongarts/Getty Images

Wie immer ein Sonderfall. Der 21-Jährige von Werder Bremen (Mitte) spielt Fußball wie das kein anderer kann in Deutschland. Seine Dribblings, seine Drehungen, seine kurzen Haken sind einmalig, und dieses Alleinstellungsmerkmal wird ihm bei Löw wohl weiterhin einen Platz garantieren. Allerdings nur, wenn er mit seinen Dribblings, Drehungen und Haken auch hin und wieder Wirkung erzielt bei der gegnerischen Abwehr. Diesmal blieb er fast immer hängen und konnte sich im Eins-gegen-eins-Spiel kaum einmal durchsetzen. Und schon ist es dahin, das Alleinstellungsmerkmal.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Toni Kroos

Laenderspiel Daenemark - Deutschland

Quelle: ddp

Steht vor einer ganz schwierigen Situation. Ist gerade 20 Jahre alt und hat sich vorgenommen, es auf höchster Ebene zu versuchen. Muss beim FC Bayern München irgendwo in der Offensive seinen Platz finden gegen die Konkurrenz Ribéry, Robben, Müller, Altintop. Da scheint es fast leichter zu sein, für Toni Kroos in der Nationalmannschaft einen Platz zu finden. Da heißt die Hauptkonkurrenz Müller, Özil, Podolski, Trochowski. Zeigte erstaunliche Führungsqualitäten, als er nach einer schwachen Viertelstunde seiner Mannschaft immer wieder den Ball forderte und das Spiel mit seiner Technik und Übersicht beruhigte und strukturierte. Sein Talent kann kein Trainer der Welt übersehen. Zumindest Löw dürfte für ihn einen Platz im Team für die EM 2012 finden.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Mario Gomez

Dänemark - Deutschland

Quelle: dpa

Mario Gomez ist der vielleicht ehrlichste Stürmer der Welt. Nun hat er schon einmal ein Tor geschossen für Deutschland, auch sonst sehr gut gespielt, doch statt nun endlich eine neue Stammplatzrolle zu fordern, sieht er seine Situation recht nüchtern. "Ich weiß, dass der Bundestrainer sehr viel von mir hält, aber derzeit ist der Miro (Klose) da, der viel für den deutschen Fußball geleistet hat. Und ich muss mich hinten anstellen. Vielleicht kann ich ihn überholen." Ob Gomez den Miro überholen kann, hängt aber sehr davon ab, ob ihm seine Trainer van Gaal (Bayern) und Löw (DFB) eintrichtern, dass er das auch wirklich kann. Sonst glaubt es Gomez wohl selbst nicht und bleibt hinter dem Miro (Klose) die Nummer zwei im deutschen Angriff.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Sascha Riether

Dänemark - Deutschland

Quelle: dpa

Kam mit 27 Jahren zu seinem ersten Länderspiel und weiß - wie Gomez - recht gut, das einzuschätzen. Sprach davon, dass der erste Einsatz in der Nationalmannschaft was "ganz Großes" sei, dass die deutsche Nationalmannschaft "ein super Team" sei und er froh sein könne, "dass ich reinschnuppern durfte". Ob er noch mal reinschnuppern darf? Hängt davon ab, ob Philipp Lahm mal wieder auf links wechselt und ob Sascha Riether mit dem VfL Wolfsburg wieder so eine Saison spielt wie einst unter Trainer Felix Magath.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Aaron Hunt

Laenderspiel Daenemark - Deutschland

Quelle: ddp

"Aaron Hunt hat nach seiner Einwechslung viele gute Aktionen gehabt." So ein Lob vom Bundestrainer tut gut. Der 23-Jährige hat ja nicht nur in Bremen den Ruf des schlampigen Talents, das viel mehr könnte, wenn es sich nur dauerhaft richtig anstrengen würde. In Kopenhagen erkämpfte er sich sogar ein paar Bälle im Zweikampf und drosch einmal den Ball an den Pfosten. Hat seine Aussichten, weiterhin vom Bundestrainer eingeladen zu werden, auf keinen Fall verschlechtert.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Patrick Helmes

Dänemark - Deutschland

Quelle: dpa

26 Jahre ist Patrick Helmes inzwischen alt, in Kopenhagen bestritt er sein 13. Länderspiel und schoss sein zweites Tor. Nach 73 Minuten zeigte er seine Qualität: Wenn er einmal freigespielt wird im Strafraum, ist der Ball zumeist auch drin. Diese Stärke im Strafraumspiel und im Abschluss ist für jeden Trainer reizvoll, dennoch ist Helmes nicht der Kombinationsspieler, den sich Löw ganz vorne wünscht. Wird deshalb weiterhin eine Ersatzrolle im DFB bekleiden. Es sei denn, er schießt Leverkusen zum Meister.

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DFB-Elf: Einzelkritik:Christian Schulz

Germany - Training Session

Quelle: Bongarts/Getty Images

Dass der Verteidiger von Hannover 96 (rechts) noch zu seinem vierten Länderspiel kam, dürfte auch für ihn selbst überraschend gewesen sein. Gab sein Nationalelf-Debüt im Dezember 2004 in Japan. Jetzt also noch einmal eine Viertelstunde für Deutschland. Könnte für den 27-jährigen Verteidiger von Hannover 96 die letze Viertelstunde gewesen sein, Mertesacker, Friedrich, Boateng, Tasci, Metzelder Badstuber und auch die U-21-Spieler Höwedes und Hummels haben bessere Perspektiven.

© sueddeutsche.de
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