DFB-Elf besiegt Ecuador:Podolskis prompte Antwort

Deutschland - Ecuador

Jubel nach dem 1:0: Lukas Podolski (rechts) und Bundestrainer Joachim Löw.

(Foto: dpa)

Die Kritik von Nationalelf-Manager Bierhoff kam unerwartet - um so eindrucksvoller gelingt Lukas Podolskis Auftritt gegen Ecuador. Beim 4:2-Testspielsieg antwortet der Arsenal-Stürmer mit zwei sehenswerten Treffern. Nicht der einzige Lichtblick für Bundestrainer Löw bei diesem eigentlich wertlosen Kick.

Von Carsten Eberts

Lukas Podolski formte einen kleinen, aber nicht unwichtigen Satz. "Am Ende ist wichtig, was der Bundestrainer sagt", erklärte der Stürmer nach dem 4:2 gegen Ecuador. Wollte sagen: Egal, was von außen kommt, solange Joachim Löw zu ihm hält, ist alles andere nebensächlich. Dann schießt Podolski auch die nötigen Tore, die von ihm erwartet werden.

Der deutsche Stürmer in Diensten des FC Arsenal, hat seltsame Tage hinter sich. Der 27-Jährige hatte in seinem ersten Jahr in England eine sehr passable Spielzeit hingelegt, wird auf der Insel gelobt, musste in seiner bisherigen Karriere ohnehin wenig offene Kritik ertragen. Da kamen die Worte von Nationalelf-Manager Oliver Bierhoff, der Podolski sinngemäß Stillstand in der eigenen Entwickung attestierte, doch überraschend.

Anschließend soll alles halb so wild gewesen sein. Bierhoff und Podolski hätten sich nach dem Interview ausgesprochen, wie es sich in der wohl erzogenen Elitemannschaft gehört. Zwischen beiden sei alles in Ordnung, berichtete Bierhoff. "Das wird dann immer so dargestellt, als hätte mich irgendwas angestachelt", sagte auch Podolski.

"Es hat schon wichtigere Tore gegeben"

Und doch konterte der Stürmer auf ganz spezielle Weise. Vom Anpfiff weg hatte er Ecuadors Gabriel Achilier den Ball abgejagt und das Spielgerät nach neun Sekunden erstmals im gegnerischen Tor untergebracht, was nebenbei das schnellste deutsche Länderspieltor der Geschichte gewesen sein dürfte. Ob ihm dieser Rekord nach Bierhoffs Kritik wichtig gewesen ist? "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir das nichts bedeutet", sagte Podolski: "Aber zu hoch hängen würde ich es auch nicht, es hat schon wichtigere Tore gegeben."

Podolski hatte trotzdem Gefallen gefunden am zuvor von vielen Seiten kritisierten Testspieltermin, nur vier Tage nach dem Champions-League-Finale. Gerade 16 weitere Minuten brauchte der Londoner, um an zwei weiteren Treffern beteiligt gewesen zu sein: Erst am 2:0 durch Lars Bender (4.), das 3:0 schoss Podolski dann wieder selbst (16.). Nach Benders ebenfalls zweitem Tor nach 24 Minuten war das Spiel früh jeglicher Spannung beraubt. Ecuador gelangen nur noch zwei Ehrentreffer.

So hatte das herrlich bedeutungslose Testländerspiel gegen die Südamerikaner von Beginn an seine eigene Geschichte. Neben Podolski nominierte Bundestrainer Joachim Löw zehn weitere Spieler, von denen womöglich beim WM-Auftakt in zwölf Monaten in Brasilien kein einziger in der Startelf stehen wird, wenn all die Bayern, Dortmunder und Madrilenen in den Kader zurückkehren. "Mit den Neuen, die auf dem Platz standen, war ich absolut zufrieden", urteilte Löw: "Wir haben es geschafft, nach wenigen Trainingseinheiten als gut funktionierendes Team aufzutreten."

Besonders in der ersten halben Stunde hatte Löw positive Dinge gesehen. Er hatte im Noch-Freiburger Max Kruse und Leverkusens Sidney Sam zwei Debütanten nominiert. Vor allem Kruse machte seine Sache anfangs sehr gut, ging weite Wege, schaltete sich ins Kombinationspiel ein, was mit seiner Vorlage zum 3:0 durch Podolski belohnt wurde. Er sei "ein bisschen aufgeregt" gewesen, sagte Kruse später. Aber in der ersten Halbzeit habe das Spiel nach vorne ganz gut funktioniert. Auch Schalkes Julian Draxler, der seinen Startelf-Einstand auf der Zehnerposition gab, wusste zu gefallen.

Nur Adler ärgert sich

Gegner Ecuador machte es dem deutschen Team aber auch leicht. Vor dem Spiel hatte sich die Mannschaft von Trainer Reinaldo Rueda, die selbst vor einem wichtigen WM-Qualifikationsspiel steht, nicht einmal richtig aufgewärmt, bestenfalls kurz angeschwitzt, war schon nach wenigen Minuten wieder in der Kabine verschwunden. Was Ecuador in der ersten halben Stunde defensiv zeigte, hatte nicht einmal die Qualität eines mäßigen deutschen Zweitligisten.

Das wurde nach einer halben Stunde besser. Und Ecuador deutete zumindest an, weshalb das Land bis auf Rang zehn der Fifa-Weltrangliste nach vorne gerutscht ist. Unter großem Druck geriet dem deutschen Team die Kombinationsfreude abhanden, Torwart René Adler musste mehrfach retten. Stattdessen wurden jene langen Bälle in die Spitze gespielt, die der Bundestrainer so wenig schätzt. Löw kommentierte es auf seine Weise: "Spielen und Gehen" sei auf internationalem Niveau eine Grundvoraussetzung. Mit "Spielen und Stehen" habe man heute keine Chance.

Löw trifft auf Ex-Chef Klinsmann

Wer der USA-Reise zuvor die Bedeutung abgesprochen hatte, musste sich aber auch nicht übermäßig über die kleinen und mittelgroßen Fehler aufregen. Die deutsche Elf wird in dieser Konstellation nie wieder zusammenspielen, erledigte die Aufgabe dennoch mit einem kaum gefährdeten Sieg. Zudem machten der Mannschaft das Klima in Boca Raton (28 Grad, hohe Luftfeuchtigkeit) zu schaffen. "Man kann allen Spielern, die hier neu dabei sind und das erste Länderspiel absolviert haben, nur ein Riesenkompliment machen", lobte Podolski deshalb.

Nur einer ärgerte sich kurz: Torhüter Adler. Der durfte Stammkeeper Manuel Neuer vertreten und zeigte zahlreiche glänzende Reaktionen und Paraden, wurde anschließend von Löw heftigst gelobt ("überragend gut"). Nur dieser Freistoß von Walter Ayovi (84.), durch die Mauer hindurch, ins kurze Eck, der war Adler aufgestoßen. "Dann brauche ich auch keine Mauer stellen", sagte der Hamburger, "dann machen wir das ohne." Doch auch diese Episode wird bald vergessen sein. Und sich in der A-Besetzung ohnehin nicht wiederholen.

Vier Tage hat die Mannschaft von Bundestrainer Löw nun Zeit für weitere Vorbereitungsmaßnahmen. Dann geht es in Washington gegen die USA mit Trainer Jürgen Klinsmann, bis dahin stoßen in Sven Bender und Kevin Großkreutz immerhin noch zwei Dortmunder Champions-League-Finalteilnehmer zur Mannschaft. Ob das Spiel gegen seinen alten Freund Klinsmann nun etwas besonderes sei, wurde der Bundestrainer noch gefragt. "Klar", sagte Löw, "wir haben uns lange nicht mehr gesehen."

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