DFB-Bundestag:Niederlage für die DFB-Spitze

DFB-Bundestag: DFB-Präsident Bernd Neuendorf.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf.

(Foto: Jörg Halisch/dpa)

Auf dem Bundestag zum neuen Grundlagenvertrag kommt es zu einem Votum gegen die Pläne des DFB-Präsidiums. Die Folge: Der DFB muss einige Millionen mehr zahlen als geplant.

Von Johannes Aumüller

Mitten in der großen wirtschaftlichen Krise des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) muss die Verbandsspitze um den Präsidenten Bernd Neuendorf eine unerwartete Niederlage verarbeiten, durch die sich die finanziellen Turbulenzen noch einmal vergrößern. Zwar stimmten die DFB-Delegierten am Freitag bei einem außerordentlichen Bundestag dem neuen Grundlagenvertrag zu, der die Finanzflüsse zwischen dem DFB und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) regelt. Allerdings blockierten sie zugleich eine vom Präsidium vorgeschlagene Satzungsänderung, die damit einhergehen sollte. Im Ergebnis entsteht eine Vertragslage, nach der der DFB drei Millionen Euro mehr an die Landesverbände zu zahlen hat als geplant.

Der Hintergrund ist ein etwas kompliziertes Verbuchungsmanöver. Bisher zahlte der DFB an seine 21 Landesverbände jährlich zwölf Millionen Euro als "institutionelle Förderung". Diese Summe ruhte auf zwei Säulen: Fünf Millionen Euro stammten aus dem Überschuss, den der Grundlagenvertrag einbrachte. Der Rest ging auf einen Passus in der DFB-Satzung zurück, nach dem die Landesverbände unabhängig von den Leistungen nach dem Grundlagenvertrag "einen vom Präsidium zu beschließenden Betrag (von) mindestens drei Millionen Euro" erhalten. Bei der Einführung der Regel 2016 beließ es das Präsidium bei besagten drei Millionen Euro, im Laufe der Jahre stockte es den Betrag auf sieben Millionen Euro auf.

Nun war der Plan des DFB-Präsidiums, diese beide Säulen zusammenzufassen. Demnach sollte der Bundestag beschließen, dass über den neuen Grundlagenvertrag 13 Millionen Euro jährlich an die Landesverbände fließen - und über die Satzung nichts mehr. Doch bei der Umsetzung erlebten Neuendorf & Co. eine böse Überraschung. Denn während der Grundlagenvertrag im (virtuellen) Plenum glatt durchging, kam es bei der Satzungsfrage nicht zu der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit. Damit ist formal also beschlossen: Die Landesverbände erhalten 13 Millionen Euro aus dem Grundlagenvertrag und (mindestens) drei Millionen Euro aus der Satzung, zusammen also 16 Millionen Euro.

Nun fällt auf, dass der neue Grundlagenvertrag nicht so gut für den DFB ist, wie suggeriert wird

Vor der Abstimmung über die Satzungsänderung erklärte der Präsident des bayerischen Fußballverbandes, Christoph Kern, seine Bedenken zu der Reform. Der Grundlagenvertrag sei eine Abmachung zwischen DFB und DFL, aber die Satzung liefere eine Garantie im Verhältnis zwischen DFB und Landesverbänden. Aktuell sähen die Ergebnisse des Grundlagenvertrages für die Landesverbände zwar gut aus, aber man wisse nicht, was im Laufe der Zeit passiere. Deswegen könne eine vertragliche Regelung nicht ausreichend sein, eine Garantie mit Satzungsrang aufzugeben.

Kern trug zugleich vor, dass es ihm nicht darum gehe, die drei Millionen Euro aus der Satzungssäule zusätzlich zu bekommen. Er habe Vorschläge gemacht, wie man die Garantie für die Landesverbände erhalten könne, aber zugleich den DFB in seiner aktuell schwierigen Lage (30 Millionen Euro minus im Geschäftsjahr 2021, zuletzt ein strukturelles Defizit von fast 20 Millionen Euro) nicht belasten würde; er sei dazu aber nicht angehört worden. Weder DFB-Präsident Neuendorf noch ein anderes Mitglied des Präsidiums reagierte beim Bundestag auf diesen Vortrag des bayerischen Fußballchefs.

Durch die geblockte Satzungsänderung fällt nun ganz besonders auf, dass der Abschluss des Grundlagenvertrages lange nicht so gut für den DFB ist, wie suggeriert wird. Der Vertrag regelt traditionell wechselseitige Zahlungen zwischen dem DFB und der DFL, in der sich die 36 Erst- und Zweitligisten zusammengeschlossen haben. Der DFB zahlt der DFL Geld, damit er mit den Nationalspielern der Klubs werben darf. Und der DFB bekommt Geld von der DFL als Pachtzins, damit diese die deutsche Meisterschaft ausspielen darf.

Der Überschuss aus den wechselseitigen Zahlungen wächst zwar von bisher sechs auf zunächst 24,5 Millionen Euro. Allerdings schmälern zwei entscheidende Veränderungen diese Summe: Zum einen muss der DFB die Einnahmen künftig versteuern. Zum anderen werden sie streng an die Erlöse der Liga aus dem Verkauf der Medienrechte gekoppelt. Aufgrund der Marktentwicklungen dürften diese ab 2025 erheblich sinken - und damit auch die Einnahmen des DFB. Wenn nun drei Millionen Euro mehr als geplant an die Landesverbände gehen, kann sich der neue Grundlagenvertrag für den finanziell angeschlagenen Verband endgültig als Verlustgeschäft erweisen.

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