Müller, Boateng, Hummels:Das abrupte Ende der drei Weltmeister

Thomas Müller, Jérôme Boateng und Mats Hummels haben die deutsche Nationalmannschaft geprägt - nun ist für sie überraschend Schluss. Eine kurze Würdigung in Bildern.

Von Tim Brack

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Drei Säulen der deutschen Nationalmannschaft, drei Weltmeister: Fast ein Jahrzehnt lang prägten Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller das Gesicht der DFB-Elf. Doch die Zeit der drei Bayern-Spieler im Nationaltrikot ist beendet, das verkündete Bundestrainer Joachim Löw am Faschingsdienstag. Der Abschied kam unerwartet und abrupt. Kein gemächliches Auslaufen wie bei Lukas Podolski oder Bastian Schweinsteiger - einfach nur ein schnödes Aus. Dabei verlief der Weg der Drei in der Nationalelf niemals schnöde.

WM-Qualifikation - Russland - Deutschland

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Jérôme Boateng war der Erste des Trios, dem ein Auftritt für sein Land vergönnt war. Der Verteidiger debütierte 2009 in der WM-Qualifikation gegen Russland, da war er gerade einmal 21 Jahre alt. Sein jugendlicher Übermut bescherte dem damaligen HSV-Profi eine gelb-rote Karte in seiner ersten Partie. Noch nie zuvor war ein DFB-Spieler bei seinem Debüt des Feldes verwiesen worden.

July 13 2014 Rio De Janeiro Brazil Rio de Janeiro Brazil Sunday July 13 2014 Germany def; Jerome Boateng grätscht gegen Lionel Messi im WM-Finale 2014

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Boss in der Abwehr war Boateng zunächst nicht. Er musste sich erst auf den Außenverteidigerpositionen beweisen und Erfahrung sammeln. Ab 2013 war er dann häufiger im Zentrum anzutreffen. Doch selbst bei der WM 2014 lief er in den ersten drei Spielen rechts hinten auf. Im Turnierverlauf wechselte er in die Zentrale. Von Beginn an war er aber fester Bestandteil der deutschen Ochsenabwehr mit Nebenmännern wie Mertesacker, Mustafi, Höwedes oder Hummels. Seinen chefigsten Auftritt im Nationaltrikot sparte sich Boateng fürs Finale auf, wo er unter anderem Lionel Messi (siehe Bild) mit einer eingesprungen Fluggrätsche den Ball abnahm.

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Der kleine Dribbler war nicht der einzige Argentinier, der an diesem Abend im Estádio Jornalista Mário Filho (oder auch: Maracanã) den Ball an Boateng (im Bild mit Tochter Soley) verlor. Der Verteidiger köpfelte und schlug jeden Ball weg, der ihm während der 120 Minuten entgegenflog. Am Ende war Boateng zwar nicht so symbolhaft gezeichnet wie Leidensmann Bastian Schweinsteiger mit der klaffenden Gesichtswunde, er hatte aber bedeutenden Anteil daran, dass der goldene Weltmeisterpokal an die DFB-Elf ging.

EURO 2016 - Quarter final Germany vs Italy

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Knapp zwei Jahre später fiel Boateng nicht durch eine mächtige Grätsche auf, sondern durch einen merkwürdigen Abwehrtanz. Bei der Europameisterschaft in Frankreich verursachte er im Viertelfinale gegen Italien einen Hand-Elfmeter. "Ich wollte einfach die Hände vom Gegenspieler weglassen, damit es kein Foul ist", erklärte Boateng später, "aber bekomme sie nicht mehr runter. Und dann fliegt der Ball gegen den Arm." Boatengs Fauxpas führte zum Ausgleich der Italiener, zur Verlängerung und anschließend zum Elfmeterschießen. Das verursachte bei Boateng aber keine größere Panik. "Wir haben ja im Elfmeterschießen den Manu im Tor", sagte er nach dem Einzug ins Halbfinale.

WM 2018 - Die schönen und hässlichen Seiten des Fußballs

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Sein letztes Spiel bei einem großen Turnier endete wie seine Karriere in der Nationalelf anfing: Mit einer gelb-roten Karte. Im Vorrundenspiel der WM 2018 gegen Schweden musste Boateng frühzeitig vom Platz, die Schmach gegen Südkorea sah er hilflos von draußen mit an. Hinzu kamen nach dem frühen WM-Aus drei weitere, weniger bedeutende Spiele. Seine Karriere in der DFB-Elf endet mit 76 Partien, einem Weltmeistertitel - und ebenso vielen Toren.

Mats Hummels und Jerome Boateng gegen Malta

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Mats Hummels kam zu seinem Nationalelf-Debüt, da war Boateng schon ein halbes Jahr dabei. Im Mai 2010 wurde Hummels gegen Malta für Serdar Tasci eingewechselt, und schaffte es, nicht vom Platz zu fliegen. Das brachte ihm bei Bundestrainer Löw aber keinen größeren Vertrauensvorschuss - zumindest war er nicht so groß, den damaligen BVB-Abwehrspieler mit zur WM nach Südafrika zu nehmen.

EM Euro 2012 Europameisterschaft Fußball Deutschland Nationalelf Hummels Holland Lacht Grinst

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Die Stunde für Hummels kam bei der Europameisterschaft 2012. In der Vorrunde verzweifelten alle Angreifer, darunter auch die Niederländer an ihm. Kein Abwehrspieler hatte eine bessere Zweikampfquote nach der Gruppenphase. Hummels kam durch seine gute Antizipation sogar fast ohne Foul aus. Zinédine Zidane lobte ihn als die größte positive Überraschung des Turniers. Nur den Italiener Mario Balotelli konnte selbst Hummels im Halbfinale nicht aufhalten.

World Cup 2014 - France - Germany

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Bei der WM 2014 stand Mats Hummels auch für den pragmatischen Ansatz des Bundestrainers. Als Teil der Ochsenabwehr sicherte er die Defensive. Im Angriff war er bei Standards zur Stelle, die auf das Drängen von Co-Trainer Hansi Flick als Stilmittel erlaubt waren. In der Vorrunde traf Hummels nach einer Ecke per Kopf. Das enge Spiel im Viertelfinale gegen Frankreich entschied er mit einem weltmeisterlichen Kopfball in den Winkel - und ebnete den Weg in Richtung Halbfinale. Dort war beim 7:1 gegen Brasilien kein wuchtiger Kopfball nötig.

Germany v Italy - EURO 2016 - Quarter Final

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Die Chance, die französischen Titelträume mit einem weiteren monströsen Kopfball zu zerstören, blieb Hummels bei der EM 2016 verwehrt. Im Viertelfinale zeigte ihm Schiedsrichter Viktor Kassai im Spiel gegen Italien die gelbe Karte - der Verteidiger war dadurch für das Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich gesperrt. Immerhin einen Elfmeter verwandelte er noch.

WM 2018 - Deutschland - Mexiko

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Mats Hummels' Auftritt bei der WM in Russland 2018 stand symptomatisch für das gesamte Team. Gemächlich wirkte er, leer irgendwie und auch vorne wollte es nicht so recht klappen, obwohl sich auch ihm Chancen von bester Qualität geboten hatten. Und als er nach der WM den Auftritt bei der 0:3-Niederlage gegen die Niederlande ("kein schlechtes Spiel gemacht") noch beschönigte, erntete er nur noch ungläubiges Kopfschütteln. Vom nahen Ende war damals die Rede. Dass es nach 70 Länderspielen (und fünf Toren) aber so abrupt kommen würde, hätte niemand für möglich gehalten.

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Gerade mal 20 Jahre alt war Thomas Müller, als bei der Weltmeisterschaft 2010 erschien: international ein eher unbekannter Fußballer. Als bester Torschütze (fünf Tore) und auf Platz drei mit dem Team verließ er die große Bühne wieder und fand immer wieder den Weg dorthin zurück (siehe: Weltmeisterschaft 2014).

Fußball-WM, Deutsche Nationalmannschaft, Thomas Müller

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Im Halbfinale der WM 2014 war es Müller überlassen, das erste Tor beim geschichtsträchtigen 7:1 gegen die Brasilianer zu erzielen. Kein sonderlich schöner Treffer, aber er stand halt richtig, wie so oft. Nach dem Sieg im WM-Finale 2014 war es dann Müllers Aufgabe, den weinenden Bastian Schweinsteiger zu trösten.

WM 2018 - Südkorea - Deutschland

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Auf seinen unorthodoxen Wegen irrte Müller auch manchmal herum. Die ein oder andere Delle in der Karriere gab es - wie bei den Europameisterschaften 2012 und 2016, bei denen ihm kein Tor gelang. Doch der Bayer wurschtelte sich immer irgendwie durch, war auch wegen dieser Eigenschaft wichtig für das Gefüge der Mannschaft. 100 Länderspiele bestritt Müller, in denen er 38 Tore erzielte. Eins mehr als Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff. Nun endet Müllers Karriere im DFB-Team jäh, mit gerade 29 Jahren. Es hat sich ausgewurschtelt.

© SZ.de/schma/fued
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