Deutschlands bester Schwimmer:Biedermann setzt seine Karriere bis 2016 fort

Der Weltrekordler will trotz der Enttäuschung in London bis zu den nächsten Olympischen Spielen schwimmen. Die Sorgen im Dirk Nowitzkis verletztes Knie wachsen, Phlipp Lahm äußert Verständnis für Bastian Schweinsteigers DFB-Kritik, Michael Ballack bekommt vermutlich kein Abschiedsspiel, Sandro Cortese verpasst durch einen Sturz in der letzten Runde beim GP von Japan vorerst den Gesamtsieg der Moto3-WM.

in Kürze

Paul Biedermann

Karrieende erst in Rio: Paul Biedermann will bis 2016 schwimmen.

(Foto: dpa)

Schwimmen, Paul Biedermann: Schwimm-Weltrekordler Paul Biedermann will trotz seiner medaillenlosen Bilanz in London seine Karriere bis zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 fortsetzen. "Ich werde definitiv bis 2016 weitermachen", sagte Biedermann der Welt am Sonntag: "Mit genügend Abstand hat es mich wieder gepackt." Der 26-Jährige aus Halle/Saale war in London über 400 m Freistil überraschend schon im Vorlauf ausgeschieden und hatte über die halbe Distanz als Fünfter eine Medaille verpasst. Die deutsche 4x200-m-Freistilstaffel wurde mit Biedermann Vierte. "Der Frust ist noch da, und es wird auch noch eine Weile dauern, bis er komplett draußen ist. Denn ich hatte einen anderen Anspruch", sagte der dreifache WM-Dritte, der sich seine Rennen in London noch nicht angeschaut hat.

"Ich wollte eine Medaille und bin für mich gescheitert. Es ist blöd, zu wissen, dass ich mit meiner Zeit aus dem Vorjahr eine Olympiamedaille gewonnen hätte." In der Diskussion um den vakanten Posten des Bundestrainers bezog Biedermann Stellung. "Ich fände es wünschenswert, wenn jemand aus dem Ausland kommt", sagte er: "Was wir nicht brauchen, ist jemand, der sich nach jedem Abschnitt den Medien präsentiert, zu allem seine Meinung sagt und sein Ego pflegt."

Fußball, DFB-Elf: Philipp Lahm hat in der neu entfachten Hierarchie-Diskussion im deutschen Fußball seine Interpretation der Führungsrolle verteidigt. "Flache Hierarchie bedeutet für mich, dass eine klare Hierarchie herrscht, aber man sich auf Augenhöhe begegnet", sagte der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Sonntag in Berlin. Der Vorstandsvorsitzende von Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, hatte sich zuletzt gegen flache Hierarchien und für starke Führungspersönlichkeiten ausgesprochen. Auch in der von Bastian Schweinsteiger angesprochenen Teamgeist-Debatte positionierte sich der Bayern-Kapitän klar: "Das sehe ich ganz positiv. Er ist ein erfahrener Spieler. Dass er sich kritisch äußert, ist ganz normal und auch wichtig", sagte Lahm auf der DFB-Pressekonferenz. "Es müssen sich alle hinterfragen. Schweinsteiger hatte kritisiert, dass bei der EM die Auswechselspieler bei Toren nicht so mitgejubelt hätten, wie es derzeit bei Spielen seines Klubs Bayern München der Fall sei.

Basketball, Dirk Nowitzki: Trotz seiner Rückkehr ins Training schließt Dirk Nowitzki einen operativen Eingriff am lädierten rechten Knie nicht mehr aus. "Ich weiß nicht, warum das Knie immer wieder anschwillt. Vielleicht hat sich etwas gelöst und bewegt sich jetzt frei im Gelenk. Das werden wir aber leider erst genau wissen, wenn wir reingucken", sagte der 34-Jährige und ergänzte: "Ich versuche einfach, weiter zu trainieren und warte ab, wie das Knie darauf reagiert. Eine Operation ist noch nicht geplant. Hoffentlich wird alles gut." Wegen der Knieprobleme hatte Nowitzki zuletzt eine mehrtägige Pause einlegen müssen. 24 Stunden nach seiner Rückkehr ins Teamtraining stand Nowitzki am Samstag in einem Trainingsspiel auf dem Parkett. "In den nächsten Tagen werden wir sehen, wo wir stehen. Im Moment scheint es gut auszusehen, aber ich bin kein Arzt", erklärte Dallas-Coach Rick Carlisle danach. Der Würzburger will die Situation genau beobachten und innerhalb der nächsten sieben Tage eine Klärung haben. "Ich werde nicht die gesamte Saison mit einem geschwollenen Knie spielen. Wenn die Schwellung in dieser Woche wieder auftritt, müssen wir eine Entscheidung treffen", sagte er. Spätestens zum NBA-Saisonstart am 30. Oktober gegen die Los Angeles Lakers will Nowitzki fit sein. "Ich habe es noch nie gemocht, Spiele zu verpassen. Sollten wir uns für einen Eingriff entscheiden, dann so schnell wie möglich", sagte Nowitzki.

Fußball, Michael Ballack: Der DFB wird dem Wunsch von Michael Ballack nach einem Abschiedsspiel wohl nicht nachkommen. "Soweit ich weiß, hat der DFB einmal entschieden, dass man das nicht mehr macht", sagte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff im ZDF-Sportstudio. Der ehemalige DFB-Kapitän hatte jüngst erklärt, dass er sich "das wünschen" würde. Er wolle sich gebührend von seinen Fans verabschieden. "Wir haben ihm die Länderspiele 99 und 100 angeboten, aber das hat er abgelehnt. Also sehe ich nicht die Notwendigkeit", sagte Bierhoff. Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler plädierte im Gespräch mit der "Bild am Sonntag" dagegen für ein Abschiedsspiel. "Nun muss man sehen, auf welche Art und Weise man ein Abschiedsspiel organisieren könnte. Es sollten sich alle zusammensetzen - der DFB, Ballack und auch wir von Bayer", sagte Völler. Ballack hatte die WM 2010 wegen einer Verletzung verpasst. Erst Monate nach dem Turnier in Südafrika hatte Löw Ballack mitgeteilt, dass er nicht mehr mit ihm plane. Aber man wolle ihm einen würdigen Abschied geben. Das lehnte der 98-malige Nationalspieler Ballack damals ab.

Ironman, Hawaii: Andreas Raelert hat auch bei seinem vierten Versuch den Sieg beim Ironman auf Hawaii verpasst. Der Triathlet aus Rostock wurde am Samstag (Ortszeit) in Kailua Kona Zweiter. Für den 36-Jährigen war es nach zwei dritten Plätzen (2009 und 2011) und einem zweiten Rang (2010) bereits die vierte Podiumsplatzierung auf Hawaii hintereinander. Schneller als der 36-Jährige war diesmal nach 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen nur Pete Jacobs, der sich erstmals den WM-Titel sicherte. Der Australier setzte damit die Siegesserie der Triathleten aus Down Under bei dem Klassiker fort. Chris McCormack (2007, 2010) und Craig Alexander (2008, 2009, 2011) hatten in den vergangenen fünf Jahren triumphiert. Jacobs siegte in 8:18:37 Stunden. 5:03 Minuten nach ihm erreichte Raelert das Ziel auf dem Alii Drive in Kailua Kona. Auch wenn Raelert der Sprung nach ganz oben versagt blieb, beeindruckten die deutschen Triathleten mit vier Plätzen unter den Top Ten: Vierter wurde bei seiner Hawaii-Premiere Sebastian Kienle aus Knittlingen vor dem Münchener Faris Al-Sultan und Timo Bracht aus Eberbach.

Moto3, Sandro Cortese: Motorrad-Pilot Sandro Cortese hat in einem turbulenten Rennen den vorzeitigen Gewinn seines ersten WM-Titels knapp verpasst, hält aber weiterhin Kurs auf den Gesamtsieg. Beim Großen Preis von Japan in Motegi fuhr der 22 Jahre alte Moto3-Pilot aus Berkheim trotz eines späten Sturzes auf Rang sechs und baute seine Führung drei Rennen vor dem Saisonende auf 56 Punkte aus. Noch in der letzten Runde fuhr der KTM-Pilot auf Siegkurs und hatte den Titel vor Augen. Erster Verfolger von Cortese (255 Punkte) ist nun wieder der Spanier Maverick Vi ales (Honda/199), der beim Sieg von Corteses Teamkollegen Danny Kent auf Platz zwei fuhr. Kalex-Pilot Luis Salom (Spanien/194) schied in der letzten Runde nach einer selbstverschuldeten Kollision mit dem Führenden Jonas Folger (Schwindegg) aus, für Folger war das Rennen ebenfalls beendet. Dritter wurde der Italiener Alessandro Tonucci (Italien/Honda). Gewinnt Cortese den kommenden Grand Prix in Malaysia (21. Oktober), ist er vorzeitig Weltmeister. Der 16 Jahre alte Kalex-Pilot Luca Amato (Bergisch-Gladbach) wurde 22., für Toni Finsterbusch war das Rennen bereits nach vier Runden beendet. Der Krostitzer musste seine Honda mit technischen Problemen früh abstellen.

Moto-GP, Stefan Bradl: Stefan Bradl hat erneut einen Top-Ten-Platz beim Motorrad-Weltmeisterschaftslauf von Japan in der Königsklasse MotoGP erreicht. Der Zahlinger kam am Sonntag in Motegi auf Honda auf Rang sechs. Den Sieg holte sich der Spanier Daniel Pedrosa auf Honda, der damit seinen Rückstand auf den diesmal zweitplatzierten Spanier Jorge Lorenzo auf Yamaha auf 32 Punkte verkürzte. Dritter wurde der spanische Honda-Pilot Alvaro Bautista.

Basketball, Bundesliga: Der ungeschlagene Tabellenführer BBC Bayreuth hat auch das Topspiel der Basketball-Bundesliga gewonnen und seine Spitzenposition verteidigt. Gegen den bisherigen Tabellenzweiten Neckar Riesen Ludwigsburg behielten die Oberfranken nach einer turbulenten Begegnung und dank einer starken Anfangs- und Schlussphase mit 94:82 (49:40) die Oberhand. Den Grundstein für den vierten Sieg im vierten Saisonspiel hatte Bayreuth bereits im ersten Viertel gelegt. Denn zu Beginn spielte sich die Mannschaft von Trainer Marco van den Berg phasenweise in einen Rausch und führte zwischenzeitlich mit 16 Punkten, verspielte dieses Polster aber und lag vor dem letzten Viertel nur noch mit einem Zähler vorn. Im Schlussabschnitt fand das Team um Matchwinner Gary McGhee, der insgesamt 22 Punkte verbuchte, zu seinem Spiel zurück und siegte am Ende verdient.

Zuvor hatte Vorjahresfinalist und Europapokal-Teilnehmer ratiopharm Ulm den dritten Saisonsieg eingefahren. Beim 95:88 (50:41)-Erfolg gegen s.Oliver Baskets Würzburg überzeugten die Süddeutschen zwar in der Offensive, ließen in der Abwehr aber auch viele leichte Körbe zu. Nationalspieler Per Günther war auf Ulms Seite mit 21 Punkten erfolgreichster Werfer und führte sein Team auf den zweiten Tabellenplatz. Dank einer überragenden zweiten Halbzeit feierten derweil die Eisbären Bremerhaven mit dem 114:80 (55:41) bei den LTi Giessen 46ers überraschend deutlich ihren ersten Saisonerfolg. Zudem siegten die Telekom Baskets Bonn mit 83:66 (38:24) bei den Phantoms Braunschweig, die zum erweiterten Favoritenkreis zählenden EWE Baskets Oldenburg ließen den Walter Tigers Tübingen beim 79:60 (35:30) keine Chance.

Tennis, Linz: Julia Görges hat beim Damen-Turnier im österreichischen Linz das Endspiel erreicht. Die Tennisspielerin aus Bad Oldesloe setzte sich am Samstag nach einer Aufholjagd mit 1:6, 6:2, 6:3 gegen Kirsten Flipkens aus Belgien durch. Görges tat sich gegen die Belgierin lange schwer, ehe sie im zweiten Satz die Wende schaffte. Die 23-Jährige steht beim mit 220.000 Dollar dotierten WTA-Turnier in Linz ihrem zweiten Finale 2012. Dort trifft sie auf die Weltranglistenerste Victoria Asarenka aus Weißrussland. Im Februar hatte Görges das Endspiel von Dubai gegen die Polin Agnieska Radwanska verloren.

Tennis, Shanghai: Der Weltranglistenzweite Novak Djokovic hat das ATP-Turnier in Shanghai gewonnen. In einer Neuauflage des US-Open-Finales revanchierte sich der Serbe mit 5:7, 7:6 (13:11), 6:3 gegen Olympiasieger Andy Murray aus Großbritannien. Damit polierte der fünfmalige Gland-Slam-Gewinner seine Bilanz gegen die Nummer drei der Welt auf - aus 16 Duellen ging Djokovic neun Mal als Sieger hervor. Djokovic war am Samstag durch den Sieg gegen den Tschechen Tomas Berdych ins Finale von Shanghai eingezogen. Im Viertelfinale hatte Djokovic den gebürtigen Hamburger Tommy Haas aus dem Turnier geworfen.

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Olympia, DOSB: Harsche Kritik am Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und seinen Präsidenten Thomas Bach haben die Olympiasieger Robert Harting, Julius Brink und Kristof Wilke geübt. Diskuswerfer Harting sagte dem Nachrichtenmagazin Focus, der DOSB diskutiere zur Vorbereitung des neues Förderkonzepts nicht mit den aktiven Spitzensportlern, sondern setze auf einen "Beirat der Aktiven".

"Das sind ehemalige Sportler, die früher mal bei einem Wettkampf dabei sein durften und heute schön Spesen abkassieren. Da züchtet der Verband doch nur seinen eigenen kranken Funktionärsbaum hoch", so Harting. Beachvolleyballer Brink ergänzte, kürzlich hätten sich auf Kreta "fast 100 Olympiateilnehmer, die Sporthilfe und Sponsoren" getroffen. Vom DOSB sei niemand dabei gewesen. "Der einzige Kontakt, den ich mit Thomas Bach hatte, war nach meinem Olympiasieg." Brink sieht Deutschland im Wettbewerb zu den großen Sportnationen als fast chancenlos an. Ziel könne nicht sein, mit China oder den USA zu konkurrieren, dort spiele der Sport eine andere gesellschaftliche Rolle.

"Dass wir in London im Medaillenspiegel überhaupt auf Platz fünf landeten, ist für mich fast schon ein Wunder", so Brink. Harting fügte hinzu, um mit Briten oder Russen konkurrieren zu können, müssten sich deutsche Funktionäre im Ausland ein Bild von den dort verbesserten Strukturen machen. "Das ist allerdings mit Aufwand verbunden." Die DOSB-Forderung nach mehr Geld ist Brink zu "eindimensional".

DOSB-Athletensprecher Christian Breuer hat die Kritik inzwischen scharf zurückgewiesen: "Das ist eine Frechheit gegenüber denen, die nicht nur die Kamera suchen, sondern sich konstruktiv und aktiv einbringen."

Gewichtheben, Matthias Steiner: Matthias Steiner (Heidelberg) lässt seine sportliche Zukunft weiter offen. "Ich habe mich noch nicht entschieden", sagte der Schwergewichts-Olympiasieger von 2008 am Samstag am Rande der Aufzeichnung der Fernsehsendung "Steiner gegen alle" des Südwestfunks in Freinsheim an der Deutschen Weinstraße. Er fühle sich nach dem Unfall bei den Olympischen Spielen in London, als ihm eine 196-Kilogramm-Hantel in den Nacken krachte, wieder zu "90 bis 95 Prozent" fit, erklärte der 30-Jährige. "Ich mache im Moment aber eher Fitnesstraining. Es gibt noch einen Druckschmerz in der Brust. Ich kann Gewichte nicht hochstemmen."

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