Es sind diese zwei Spiele, die Joachim Löw immer fürchtet. Der Bundestrainer vertritt ja die Theorie, dass die spielerisch bessere Mannschaft in acht von zehn Fällen gegen die spielerisch schwächere Mannschaft gewinnt - das klingt beruhigend, aber trotzdem bleiben da eben diese zwei Spiele, in denen sich der von Löw so verachtete Zufallsfaktor sein Recht verschafft. Es bleiben diese zwei Spiele, in denen die Sportart all jene verhöhnt, die sie zu berechnen versuchen.
Es hat nicht viel gefehlt, und das deutsche Vorrundenfinale gegen Dänemark wäre eines von diesen zwei Spielen geworden. Ohnehin hat der europäische Spitzenfußball zuletzt häufiger Partien erlebt, die es gar nicht geben dürfte, zumindest nicht in Löws Welt, zumindest nicht in dieser Häufigkeit.
Der FC Chelsea hat den FC Barcelona im Halbfinale der Champions League in Hin- und Rückspiel mit genüsslichem Zynismus der Naivität überführt, und weil's so schön war, haben sie den Trick im Finale gleich noch mal am FC Bayern ausprobiert; wieder mit Erfolg.
Es ist das Recht des Schwächeren, die Waffen zu wählen, und es ist die Pflicht des Stärkeren, die Wahl dieser Waffen nicht übelzunehmen. Löw hat vernehmbar gegrummelt über den moralzersetzenden Spielstil der Dänen, der darauf abzielte, die Deutschen zu entnerven, zu ermüden und in einem unaufmerksamen Moment zu erwischen, aber er weiß, dass das im Grunde ein Kompliment für seine Elf ist.
Die Gegner haben im deutschen Team zuletzt einen Anfangsverdacht auf Barcelona erkannt, und das Team begreift gerade, dass es ziemlich anstrengend sein kann, sich dem Vorbild anzunähern.