Deutschland:Vertrautes Quaken

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War die Jüngste im WM-Team der deutschen Frauen: Lena Oberdorf. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Die Nationalmannschaft kehrt für das Viertelfinale nach Rennes zurück - Torhüterin Almuth Schult pausiert aufgrund eines Infekts.

Von Tim Brack, Rennes

Vor dem Teamhotel der deutschen Mannschaft in Rennes lugt ein blauer Hirsch aus einem Gebüsch hervor. Sein Blick ist starr gerichtet auf den Nebentrakt des Gebäudes, wo die Mannschaft ihre Pressekonferenzen abhält. Die deutschen Spielerinnen stehen also immer unter Beobachtung, auch an spielfreien Tagen, wenn das nächste Duell noch in weiter Ferne liegt - das Viertelfinale der WM findet erst am Samstagabend statt. Die Statue des Tiers gehört zur Deko des Hotels, in dem das DFB-Team bereits für das erste Gruppenspiel untergebracht war. Eine kleine Oase, die süd-westlich von Rennes' Zentrum liegt, abseits von geschäftigen Straßen, flankiert vom Fluss Vilaine, winzigen Seen, viel Natur, einer Golfanlage.

Am Sonntag war die DFB-Elf von Grenoble, wo sie den Viertelfinal-Einzug geschafft hatte, wieder in die Bretagne nach Rennes gereist. Die Rückkehr in bekanntes Terrain verschaffte ein Gefühl der Verbundenheit. Das deutsche Team hat ja kein festes Quartier bei dieser WM, die in den unterschiedlichsten Winkeln Frankreichs stattfindet. "Es ist auf jeden Fall vertraut hier", sagt Melanie Leupolz. Zu dieser Vertrautheit gehören auch die Frösche auf der Anlage, die schon beim ersten Aufenthalt mit ihrem Quaken die Nachtruhe störten; "Ich persönlich schlafe mit Ohropax", sagte die Mittelfeldspielerin auf der Pressekonferenz. Nach jeder Trainingseinheit findet so eine Fragerunde statt.

Wie in der deutschen Aufstellung, wird auch bei den Pressekonferenzen viel rotiert, möglichst alle Spielerinnen sollen einmal Rede und Antwort stehen. Neben Leupolz saß diesmal Lena Oberdorf vor rund 30 Journalisten. Drei Kameras filmten das Podium, transportierten die Eindrücke in die Welt. Gefragt wurde viel: zur Leupolz-Rolle im Mittelfeld, zur Entwicklung des Teams oder wie man sich die Zeit neben dem Training vertreibt. "Ich denke, ich hole ein bisschen was für die Schule nach", sagte Oberdorf, mit 17 die Jüngste im Team. Vielleicht sei ein Ausflug in die Stadt dabei, auch Spieleabende seien beliebt.

Ausgeschlossen von solchen Aktivitäten ist vermutlich vorerst Almuth Schult. Die Torhüterin hat eine leichte Erkältung. "Wenn mal ein Virus im Team ist, wird er schnell rumgegeben", warnte Leupolz, "da muss man vorsichtig sein." Bei Schult sei die Ansteckungsgefahr aber geringer: "Almuth hat zum Glück ein Einzelzimmer."

Am Dienstag haben die Spielerinnen trainingsfrei. Vor der Presse wird dann Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sitzen - in jenem Raum, vor dem der blaue Hirsch wacht.

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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