DFB-Elf in der Einzelkritik:Mittelschwere Turbulenzen im Mittelfeld

Gündoğan trifft per Direktpass, Gosens sammelt Bonusmeilen, Draxler macht einen Looping zu viel und Süle übernimmt die Borddurchsagen. Die DFB-Elf in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider

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Bernd Leno

Schweiz - Deutschland

Quelle: dpa

Torwart einer Mannschaft, die es tatsächlich fertiggebracht hat, von Stuttgart (Ort des Spiels gegen Spanien) nach Basel (Ort des Spiels gegen die Schweiz) nicht den Zug, nicht den Bus - nein - für die knapp mehr als 200 Kilometer den Flieger zu nehmen. Auf der Autobahn hätte die Fahrt ein bisschen mehr als 2:30 Stunden gedauert - das war offensichtlich nicht zumutbar.

Wie auch immer, Leno musste aus Sicht von Löw paar Mal zu oft CO2-neutral durch seinen Sechzehner fliegen. Nach zwölf Minuten rettete er durch entschlossenes Rauslaufen vor Haris Seferovic, nach 26 Minuten gute Fußabwehr gegen einen Schuss von Renato Steffen. Kurz vor der Pause hob er dann ab und lenkte einen Schuss des Ex-Gladbachers Granit Xhaka über die Latte. Am Gegentor schuldlos, insgesamt gute Vorstellung.

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Matthias Ginter

Switzerland v Germany - UEFA Nations League

Quelle: Getty Images

Rückte für Emre Can in die Startelf und rechtfertigte diesen Wechsel umgehend. Stärker im Spielaufbau als der Dortmunder, zudem aufmerksam im Vorwärtspressing. Eroberte vor der Führung von Ilkay Gündogan den Ball und bereitete den Treffer auch gleich vor. Eher Business- als Economy-Class-Leistung.

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Niklas Süle

Switzerland v Germany - UEFA Nations League

Quelle: Getty Images

Wie immer natürlich Tower auf der Abwehrlandebahn. Behielt den Überblick in einem zuweilen unübersichtlichen Gewusel aus energisch anlaufenden Schweizern, denen die Deutschen mit einem platzweiten Manndeckungssystem begegnen wollten. Sprich: Jeder hat einen Gegenspieler. Bemerkte, dass das im zentralen Mittelfeld nicht immer klappte und funkte seine Unzufriedenheit ins Cockpit zu Kapitän Kroos und der Crew ("Das ist zu einfach!"). Beim Gegentor mit zu viel Übersicht und zu wenig Handlung - hätte Embolo bei seiner Vorlage energischer stören müssen.

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Antonio Rüdiger

Schweiz - Deutschland

Quelle: dpa

Teil der neuen Chelsea-Formation der Nationalmannschaft (Rüdiger-Havertz-Werner) und gesetzt, so lange Löw weiter mit der Dreierkette spielt. Zeigte gegen Spanien schon einen guten Offensivkopfball, diesmal auch fast mit einem Tor nach Flanke. Flog ansonsten ein bisschen unter dem Radar.

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Thilo Kehrer

Switzerland v Germany - UEFA Nations League

Quelle: Getty Images

Außenverteidiger mit einer Dreierkette im Rücken haben eigentlich mehr Offensivmöglichkeiten als ihre Artgenossen in der Viererkette. Wie man den taktischen Vorteil optimal nutzt, zeigt etwa Borussia Dortmund. Bei der Nationalmannschaft klappt das nicht so ganz - allerdings kann man sich auch fragen, inwiefern Thlo Kehrer gern ein ultraoffensiver Außenverteidiger wäre. Oder ob er sich in der Arbeit nach hinten nicht wohler fühlt.

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İlkay Gündoğan

Switzerland v Germany - UEFA Nations League

Quelle: Getty Images

Spielte ein paar Pässe so direkt wie ein Flug von Stuttgart nach Basel. Erzielte sogar ein Tor per Direktpass: Nach Vorlage von Ginter schob er den Ball mit der Innenseite so präzise neben den Pfosten, dass Yann Sommer nicht mehr rankam. Ist aber - und das weiß man eigentlich - nicht direkt ein Mittelfeldabräumer. Genau wie sein Nebenmann Kroos. Was dazu führte, dass nahezu alle Schweizer Chancen in der ersten Hälfte durch ungestörte Pässe aus seiner Zone kamen. Soll man ihm das nun vorwerfen? Oder liegt es doch eher am System? Als nach dem Spiel allerdings von den "vielen unnötigen Ballverlusten" gesprochen wurde, durfte er sich guten Gewissens nicht mitgemeint fühlen. Passen kann er.

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Toni Kroos

Switzerland v Germany - UEFA Nations League

Quelle: Getty Images

Unumstrittener Kapitän dieser Mannschaft, der nach dem Spiel gegen Spanien ein wenig dafür kritisiert wurde, dass er zu wenige Borddurchsagen macht. Sprich: Es war zu leise auf dem Platz. Muss normalerweise nicht viel reden, weil er das Spiel allein durch seine Pässe sortiert und regelt. War im Manndeckungssystem des Bundestrainers Granit Xhaka zugeteilt und musste deswegen mehr Kilometer machen, als es einem königlichen Spielmacher normalerweise gefällt. Ist immerhin der einzige Spieler auf dem Platz, dessen Film man sich im Bordkino angucken kann. Jedenfalls wenn man länger in der Luft ist.

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Robin Gosens

Switzerland v Germany - UEFA Nations League

Quelle: Getty Images

Unglücklich gegen Spanien beim Gegentor und im Interview, als er offen und ehrlich zugab, die Abseitsregel nicht vollständig zu kennen. Das kann man als Profi-Fußballer schon mal wissen - aber davon abgesehen sammelte Gosens ein paar Bonusmeilen, auf dem Kilometerzähler und wohl auch beim Bundestrainer. Auch wenn nicht alles gelang (bei Gegentor kam er gegen Widmer zu spät), zeigte er in jeder Situation, dass er seine Chance nutzen will. Am Engagement wird es bei ihm nicht scheitern.

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Leroy Sané

Switzerland v Germany - UEFA Nations League

Quelle: Getty Images

Nach seiner Kreuzbandverletzung immer noch nicht zu hundert Prozent fit. Diesmal reichte es für eine Halbzeit. Neben einem guten Abschluss mit seinem schwächeren rechten Fuß deutete er an, dass man ihn schon ganz gut in Form und 90 Minuten lang gebrauchen könnte. Wenn er am Ball ist, erzeugt er Turbulenzen in jeder Abwehr. Für ihn kam Julian Brandt.

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Julian Draxler

UEFA Nations League - League A - Group 4 - Switzerland v Germany

Quelle: REUTERS

In so einzelnen Momenten sah man auch gegen die Schweiz, was er eigentlich kann: Wenn er sich um den Gegenspieler windet, wenn er den Ball zart antippt und weiterleitet, wenn er halt so ein Spiel aus Schleifen und Loopings aufzieht. In anderen Momenten sah man dann aber auch, warum er trotz dieses Potentials weder bei Paris noch in der Nationalmannschaft eine entscheidende Rolle spielt. Etwa bei seinem Schuss in der 32. Minute, als er direkt Yann Sommer anschoss oder bei der ein oder anderen eher lax ausgeführten Aktion. Ist übrigens - wenn man so will - in fast allem das genaue Gegenteil von Thomas Müller, der ja nicht mehr boarden darf.

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Timo Werner

Switzerland v Germany - UEFA Nations League

Quelle: Getty Images

Natürlich der Düsenjet in der Mannschaft, braucht aber deswegen auch immer ein bisschen Startbahn und oft beginnt die bei ihm im Abseits. In der ersten Halbzeit mit einem Abschluss, den man als Nationalstürmer technisch durchaus besser hinkriegen kann. Weil die Schweiz nach dem Ausgleich auf Sieg spielte, wäre für ihn der Platz zum durchstarten durchaus da gewesen. Aber die Bälle kamen nicht bei ihm an.

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Einwechselspieler

-

Quelle: AFP

Julian Brandt

Kam für Leroy Sané und spielte den entscheidenden Fehlpass vorm Ausgleich. Die Körpersprache des Bundestrainers sagte alles zu dieser Aktion.

Jonathan Tah

Kam für Niklas Süle und hatte alle Hände voll zu tun, die Abwehr zusammenzuhalten, weil die Schweiz einfach frech auf Sieg spielte.

Emre Can

Durfte ein paar Minuten ran.

© SZ.de/ebc
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