Deutschland bei der Eishockey-WM:Chancenlos gegen Schweden

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Mehr Mühe, als ihnen lieb war: Verteidiger Lukas Kälble (links) versucht vergeblich, Joel Eriksson Ek am Schuss zu hindern.
Mehr Mühe, als ihnen lieb war: Verteidiger Lukas Kälble (links) versucht vergeblich, Joel Eriksson Ek am Schuss zu hindern. (Foto: Maxim Thore/Bildbyran/Imago)

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft kann gegen die Skandinavier bei Weltmeisterschaften einfach nicht gewinnen. Beim 1:6 in Ostrava verliert das DEB-Team früh seinen Matchplan und findet nicht mehr zurück ins Spiel.

Von Johannes Schnitzler

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat bei der Weltmeisterschaft in Tschechien ihre zweite Niederlage nacheinander erlitten. Zwei Tage nach dem 1:6 gegen die USA verlor das Team von Bundestrainer Harold Kreis am Montag in Ostrava gegen Schweden, einen der Favoriten auf die Goldmedaille, ebenfalls 1:6 (0:3, 0:2, 1:1). Der WM-Zweite von 2023 geriet früh ins Hintertreffen und lag nach dem ersten Drittel nahezu aussichtslos 0:3 zurück. "Wir haben einfach zu viele Torschüsse zugelassen", sagte Kreis.

Von einem Angstgegner hatten sie vorher nicht sprechen wollen. Aber der letzte deutsche Sieg gegen die Skandinavier bei einer WM datiert aus dem Jahr 1992. Damals, in Prag, gewann die DEB-Auswahl in der Gruppenphase 5:2, Weltmeister wurde: Schweden.

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Gegen das Team von Trainer Sam Hallam, das mit zwei Siegen gegen die USA und Polen ins Turnier gestartet war, kam erstmals Lukas Reichel zum Einsatz. Der nachnominierte NHL-Profi von den Chicago Blackhawks reihte sich im Angriff neben Dominik Kahun und Frederik Tiffels ein. John-Jason Peterka, in der NHL mit 28 Saisontoren für Buffalo erfolgreich, in Ostrava aber noch ohne Torbeteiligung, erhielt mit Wojciech Stachowiak und Alexander Ehl gleich zwei Absicherungen. Kreis' Ziel: Offensive und Defensive besser austarieren, die Wellenbrecher vor dem eigenen Tor armieren.

Nach nicht einmal 180 Sekunden war dieser Plan ausgehebelt. Nach dem ersten deutschen Torabschluss erzielte im Gegenzug Erik Karlsson das 1:0 für Schweden (3.). Für Philipp Grubauer, der wie beim Auftaktsieg gegen die Slowakei im Tor stand, der Start in eine arbeitsreiche Anfangsphase.

Von dem gegen die USA verletzt pausierenden Trio Fabio Wagner, Maksymilian Szuber und Nico Sturm kehrte wenigstens Wagner in die Abwehr zurück. Die Schweden aber wollten es wissen. Der elfmalige Weltmeister, der seit 2018 auf eine Medaille wartet, hat einen imposanten Kader nach Tschechien entsandt: 18 Profis aus der NHL, darunter die Weltklasseverteidiger Rasmus Dahlin, Victor Hedman und Kapitän Karlsson. Es dauerte gut zehn Minuten, ehe die Deutschen zu einer weiteren Möglichkeit kamen. Peterka vergab. Ihm und der gesamten deutschen Mannschaft fehlte die Genauigkeit im Passspiel ebenso wie im Abschluss. Die Schweden machten es besser: Marcus Pettersson, der nächste Verteidiger, knallte den Puck hart und präzise zum 2:0 in den Winkel (13.). Kein Deutscher störte ihn dabei.

Die Schweden legen einen Stein nach dem anderen in den deutschen Rucksack

Ein 0:2 nach 20 Minuten gegen Schweden ist schon eine Hypothek. Wie ein 20-Kilo-Rucksack bei einer Bergwanderung. Aber der Berg wurde noch steiler, der Rucksack noch schwerer. Peterka verübte bei einer von vielen verunglückten Einzelaktion ein Foul an Karlsson, Victor Olofsson nutzte das Powerplay drei Sekunden vor der ersten Pause zum 0:3.

Wenn man dann schon keucht und schwitzt und der Gipfel unerreichbar fern ist, stellte sich unweigerlich die Frage der Ehre: stehen bleiben und aufgeben oder sich noch einmal zusammenreißen? Frei von solch schweren Gedanken legten die Schweden weiteren Ballast ins deutsche Marschgepäck: Grundström (25.), Burakovsky (30.) - den Deutschen drohte ein Debakel. "Wir sind alle zu passiv", sagte Reichel in der zweiten Pause bei Pro7. Man könne nun "den Kopf in den Sand stecken" - oder sich noch mal zusammenraufen.

Sie rauften. Sie kassierten noch ein Tor (52., Lundeström). Aber sie kamen nun zu ein paar Möglichkeiten, auch weil die Schweden sie gewähren ließen. Und, immerhin, zum Ehrentreffer durch Leo Pföderl (48.), der Mut machen muss für die Partie am Mittwoch gegen Lettland. Kein Angstgegner. Aber ein Konkurrent um den Einzug ins Viertelfinale.

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