DFB-Elf in der Einzelkritik:Der Nationalspieler des Jahres

Serge Gnabry hat nun eine perfekte Torquote. Leon Goretzka kommt ins Rollen. Und Toni Kroos dominiert, ohne zu schwitzen. Die deutsche Elf in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider, Frankfurt

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Marc-André ter Stegen

Deutschland - Nordirland

Quelle: Silas Stein/dpa

Durfte nicht in seiner Heimatstadt Mönchengladbach spielen - dafür nun in Frankfurt eine Halbzeit lang mit sehr gesangfreudigen nordirischen Fans im Rücken. Die konnten ihr Glück kaum fassen, als der Schuss von Michael Smith nach sieben Minuten neben dem akkurat gestreckt fliegenden ter Stegen vor ihnen einschlug. Was das nun für das Duell mit Manuel Neuer bedeutet? Eher wenig.

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Lukas Klostermann

Germany v Northern Ireland - UEFA Euro 2020 Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

Manchmal mehr Sprinter als Fußballer - aber er lernt dazu. Toni Kroos fand jedenfalls irgendwann Gefallen daran, diesen schnellen Leipziger mit langen Diagonalpässen die Linie runterzuschicken. Seine Ballannahmen reichen noch nicht ganz für Real Madrid, aber das erwartet auch niemand. Engagiert, dynamisch und (nimmt man Kimmich aus) im Moment wohl der beste deutsche Außenverteidiger.

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Emre Can

-

Quelle: AP

Galt bei manchen Experten als heimlicher Favorit auf einen Platz in der sich neu formierenden deutschen Abwehr, weil man weiß, dass der Bundestrainer Can schätzt - vor allem seine Härte. Leistete sich dann eine eher peinliche rote Karte gegen Estland und durfte sich nun gegen Nordirland wieder zeigen. Tat das ohne Platzverweis und ohne Fehler.

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Jonathan Tah

Deutschland - Nordirland

Quelle: dpa

Nicht der schnellste Innenverteidiger des Planeten, aber das hat Mats Hummels auch nie aufgehalten. Profitierte davon, dass der Nordire Josh Magennis auch keinen 100-Meter-Weltrekord brechen wird. Klärte ein paar Mal konsequent - aber Konkurrent Ginter hat ein Hackentor vorgelegt.

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Jonas Hector

Deutschland - Nordirland

Quelle: dpa

Ist im Moment sehr froh, nicht in seiner Heimatstadt Köln zu sein, wo seine letzte Amtshandlung vor der Länderspielreise darin bestand, vor Vereinsgremien des 1. FC Köln Stellung zu seinem mittlerweile Ex-Trainer zu beziehen. Sowas kann selbst einen seriösen Jonas Hector irritieren. Leistete sich kurz nach dem 0:1 einen Rückpass-Patzer, der fast zum 0:2 geführt hätte. Fand dann wieder zu sich und bereitete die deutschen Tore zum 1:1 und 2:1 vor. Befindet sich ja im Linksverteidiger-Wettbewerb mit Nico Schulz und Marcel Halstenberg und ist überhaupt nicht chancenlos. Wobei seine Konkurrenten gerade den Vorteil haben, nicht in Köln zu spielen

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Ilkay Gündogan

Germany v Northern Ireland - UEFA Euro 2020 Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

Besitzt natürlich mehr technisches Können als Nord-, Süd-, West- und Ostirland zusammen - aber man hat den Eindruck, dass bei ihm noch der zündende Moment kommen muss, damit er seinen Platz in dieser Mannschaft bekommt. Gutes Spiel, aber kein auffälliges. Reicht das, um an Kai Havertz und Leon Goretzka vorbeizukommen?

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Joshua Kimmich

-

Quelle: AP

Rettete erstmal Jonas Hector den Tag, als er dessen Fehler mit einer beherzten Grätsche ausbügelte. Fühlt sich neben Toni Kroos "sauwohl", wie Uli Hoeneß sagen würde, weil er im Gegensatz zu seinem Spiel beim FC Bayern einen großen Batzen Verantwortung abgeben kann. Muss zwar nach hinten arbeiten, aber nach vorne nicht alles alleine machen. Streute trotzdem ein paar schöne Pässe ein, und wenn man sich nun fragen würde

, wer mit 24 Jahren weiter war, Kroos oder Kimmich, dann müsste man länger überlegen.

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Toni Kroos

Deutschland - Nordirland

Quelle: dpa

Genau sein Spiel. Sieht mit dem Ball am Fuß meist ungestört eine tiefe Sechserkette vor sich, agiert mit einem Ruhepuls von knapp über "Tee trinken" und man fragt sich, ob er jetzt einfach souverän ist, oder ob er ein paar wacker kämpfende Abwehrspieler von der irischen Insel nicht doch für leicht unter seinem Niveau hält. Wie auch immer. Dominierte den Gegner ohne zu schwitzen, war nach Gnabry der überzeugendste Akteur des Abends (auch wenn er den Gegentreffer 0:1 per Kopf auf), lieferte ein paar sehr elegante Toni-Kroos-Pässe und auch mal einen Torschuss. War nie mehr Chef der Nationalmannschaft als jetzt.

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Leon Goretzka

Deutschland - Nordirland

Quelle: dpa

Kommt nach seinen dauernden Mini-Verletzungen wieder ins Rollen. Ist ein Fußballer, der - zum Beispiel im Gegensatz zu Toni Kroos - auch rollen muss, der über seine Sprints und Läufe in den Sechzehner (Fachsprache: in die Tiefe!) kommt. Traf gegen Weißrussland, traf nun doppelt gegen Nordirland. Das bringt nicht unbedingt einen Stammplatz im umkämpften deutschen Mittelfeld, aber schaden tut es auch nicht.

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Julian Brandt

Deutschland - Nordirland

Quelle: dpa

In Dortmund aufgrund gewisser Lässigkeiten in der Kritik, auch gegen Nordirland schwankte sein Spiel zwischen leichtfüßig und leichtsinnig. Aber weil der Nordire nicht der geborene Konter-Sprinter ist, war das nicht weiter schlimm. Wenn seine Schlenzer und Chipper ankommen, sieht das zugegebenermaßen auch sehr schön aus. Wie zum Beispiel bei seinem Tor zum 6:1.

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Serge Gnabry

Deutschland - Nordirland

Quelle: dpa

Der Spieler, der im Moment noch mehr rollt als Leon Goretzka. Durfte als Flügelspieler in der Sturmmitte agieren und macht dort nicht den gleichen Fehler, wie viele sogenannte falsche Neuner vor ihm: Er denkt weiter ans Toreschießen. Und wie. Nahm den Ball zweimal perfekt auf engstem Raum an, danach zerschnitten seine Schüsse die kalte Frankfurter Luft und bei seinem dritten Tor lief er einfach an allen vorbei. Wie war das noch mit dem Sturmproblem der Deutschen? Ist definitiv der Nationalspieler des Jahres, er hat nun in 13 Länderspielen 13 Treffer erzielt. Um eine noch bessere Tor-Quote zu finden ... muss er in München nur neben sich gucken. Das ist eben das einzig Bittere, wenn man mit Robert Lewandowski zusammenspielt.

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Einwechselspieler

Deutschland - Nordirland

Quelle: dpa

Niklas Stark: Achtmal war Niklas Stark für Länderspiele vorgesehen - immer kam irgendwann was dazwischen. Zuletzt die Tischkante im DFB-Hotel, an der er sich stieß. Aber weil ein Fußballfeld laut Fifa-Regeln frei von Möbeln sein muss, hielt ihn in Frankfurt nichts mehr auf. Betrat das Spielfeld, feierte sein Debüt und verließ den Platz unversehrt.

Suat Serdar: Ist beim deutschen Publikum noch so unbekannt, dass der Stadionsprecher, der seine Einwechslung mit einem euphorischen "Suaaaaaaat" ankündigte, den Nachnamen wegen mangelnder Zuschauerbeteiligung dann doch selbst ins Mikrofon sagen musste.

Nadiem Amiri: Sammelte auch noch ein Länderspiel für die Statistik.

© SZ.de/chge
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