DFB-Elf in der Einzelkritik:Gnabry lässt van Dijk wie einen Schulbuben aussehen

Der Stürmer vollführt ein unverschämtes Täuschungsmanöver. Nico Schulz steht da, wo ein Torjäger stehen muss und Kroos entdeckt den Kämpfer in sich. Die DFB-Elf in der Einzelkritik.

Von Matthias Schmid, Amsterdam

Manuel Neuer

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(Foto: AFP)

War da zuletzt so ein Grundrauschen im deutschen Fußball zu vernehmen, dass Marc-André ter Stegen besser sei als Manuel Neuer? Auch Bundestrainer Joachim Löw ließ erkennen, dass der Torhüter des FC Barcelona bald eine Chance als deutsche Nummer eins bekommen könnte. Und Neuer? Sagte nichts und zeigte gegen die Niederländer in der ersten Hälfte zwei spektakuläre Neuer-Momente, als er zwei sogenannte unhaltbare Bälle abwehrte. Zunächst warf er seine Fäuste gegen Babels Schuss in die Luft, um anschließend auch aus fünf Metern seinen Körper irgendwie an den Ball zu bekommen, als Babel abermals allein vor ihm auftauchte. Das war Weltklasse. Ter Stegen muss sich weiter auf der Ersatzbank gedulden. Bei den beiden Gegentoren nach der Pause ohne Abwehrchance.

Matthias Ginter

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(Foto: dpa)

War damals im Oktober beim 0:3 dabei, als die deutsche Mannschaft wie eine Karikatur ihrer selbst wirkte. Viele Spieler von damals sind nicht mehr zugegen, Ginter schon - und er bewältigte als rechter Verteidiger der Dreierkette seine Aufgabe so unaufgeregt wie ein Grachtenfahrer seine Touristenführung durch Amsterdam.

Niklas Süle

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(Foto: REUTERS)

Ist sich nicht zu schade für lange Bälle und grobe Mittel, drosch einmal einen Ball aus der eigenen Hälfte auf die zweite Empore der Johan-Cruyff-Arena, die gefährlich steil wie die Eiger-Nordwand ist. Ansonsten unumstrittene Autorität im Zentrum der Dreierkette.

Antonio Rüdiger

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(Foto: REUTERS)

Hat die Flüchtigkeitsfehler in seinem Spiel abgeschafft, verteidigt nun mit großer Ernsthaftigkeit, seine Spieleröffnung ist mitunter sogar grandios. Beim Gegentor durch Matthijs de Ligt kam er allerdings zu spät beim Kopfball.

Thilo Kehrer

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(Foto: Getty Images)

Gab in der Anfangsphase fast einen rechten Flügelflitzer, hatte sogar eine sehr gute Kopfballchance zur 3:0-Führung. Ist aber kein Kopfball-Spezialist. Nach hinten ist er sich auch nicht für eine astreine Grätsche zu schade.

Joshua Kimmich

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(Foto: dpa)

Spielt so abgeklärt und chefig im zentralen Mittelfeld, als würde er sonst nichts anderes machen in seinem Leben - doch beim FC Bayern verteidigt er regelmäßig hinten rechts. Tut der verjüngten Mannschaft gut, weil er eine natürliche Autorität besitzt und mit seiner Körperspannung die anderen mitreißt.

Toni Kroos

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(Foto: Federico Gambarini/dpa)

Brach einmal in der ersten Hälfte einen Sprint auf dem linken Flügel frühzeitig ab - sah ein, dass er auf seine alten Tage kein filigraner Flügelflitzer mehr werden würde. Aber mit seiner Ruhe ist er der richtige Spieler, um den Umbruch auf dem Rasen zu moderieren. Gäbe auch eine gute Figur als Hausbootbesitzer in der Hängematte auf der Prinsengracht ab. Hat dafür aber noch keine Zeit, weil er neuerdings auch den wilden Kämpfer in sich entdeckt hat: Schmiss sich in der hektischen Schlussphase in einen Schuss und parierte den Ball mit dem rechten Ohr.

Nico Schulz

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(Foto: REUTERS)

Man unterschätzt diesen Nico Schulz immer ein bisschen fußballerisch, weil er so einen schlurfenden Gang hat, kann aber mit dem Ball sehr gut umgehen und sehr präzise Flanken von der linken Seite schlagen, eine solche führte auch zur 1:0-Führung durch Leroy Sané. Nach hinten fehlt ihm manchmal die Präzision, um die gegnerischen Flanken zu unterbinden. Stand aber in der Schlussminute da, wo ein Torjäger stehen muss und drückte den Pass von Reus lässig mit dem Innenrist zum 3:2 über die Linie.

Leon Goretzka

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(Foto: REUTERS)

Spielte laut Spielberichtsbogen auch mit, perfektionierte aber die Rolle des Unscheinbaren, der wenig Wucht und auch keinen Einfluss aufs Spiel entfalten konnte.

Serge Gnabry

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(Foto: AFP)

Hatte schon nach eineinhalb Minuten die erste Chance zur Führung. Vereint Schnelligkeit, Technik und Präzision zu einer hinreißenden Mischung, die es selten gibt im deutschen Fußball. Zeigte seine genialische Begabung dann bei seinem Treffer zum 2:0. Sprintete in den Strafraum im höchsten Tempo, um es dann in dem Moment auf abwegige Weise zu drosseln, als sich Virgil van Dijk in den Weg stellte - aber das war bloß ein unverschämtes Täuschungsmanöver. Gnabry ließ den teuersten Abwehrspieler der Welt so wie einen Schulbuben aussehen, als er von null auf 100 Km/h in wenigen Sekunden beschleunigte und nach ein paar rasanten Schritten den Ball schließlich ins lange Eck schlenzte - ein Traumtor.

Leroy Sané

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(Foto: AFP)

Der Ball scheint ihm wie ein sechster Zeh am Fuß angewachsen zu sein. Führt Tricks und Haken im höchsten Tempo auf, die so schwierig sind, dass sich andere dabei den Fuß verstauchen würden - er könnte damit im Amsterdamer Vondelpark ein paar Euro dazuverdienen. Übertreibt es bisweilen noch mit seiner Zirkuskunst. Profitierte beim seinem Tor zum 1:0 davon, dass sein Gegenspieler de Ligt ausrutschte.

Ilkay Gündogan

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(Foto: Getty Images)

Durfte in der Schlussphase noch für Goretzka mitspielen. Brachte die erhoffte Passsicherheit ins Spiel und setzte Marco Reus vor dem Tor so geschickt ein, dass dieser nur noch auf Nico Schulz querlegen musste.

Marco Reus

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(Foto: Bongarts/Getty Images,)

Durfte in den Schlussminuten noch ein paar Minuten für Gnabry mitspielen, aber der Lucky Punch gelang nicht ihm, sondern Nico Schulz. Aber der Dortmunder hatte ihn zumindest vorbereitet. (Archivbild)

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