Deutschland spielt 3:3 gegen Paraguay:Löw beißt sich fast auf die Zunge

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Und als kurz vor der Pause Miguel Samudio zum dritten Mal für Paraguay traf, musste man Angst haben, dass sich Löw nicht auf die Zunge beißt, so böse wie er drein schaute. Wieder hatte Mats Hummels geschlafen: Nach einem Steilpass von Victor Ayala entwischte ihm Roque Santa Cruz, der nicht gerade für seine Schnelligkeit bekannt ist. Der frühere Bayern-Stürmer legte quer zu Samudio, der nur noch den Fuß hinhalten musste, um Neuer zu überwinden (45.).

"Ich denke mir bei beiden Szenen, dass der Gegner im Abseits steht", kommentierte Hummels die Geschehnisse vor dem 0:1 und dem 2:3. "Das war mein Fehler oder der Fehler von irgendjemand anderem. Aber am besten wäre es, der Fehler passiert überhaupt nicht", sagte der Dortmunder nach dem Spiel. Noch ein kluger Satz.

Zwischenzeitlich hatten immerhin Ilkay Gündogan (18.) und Thomas Müller (31.) zum 2:2 ausgeglichen. Gündogan traf mit einem feinen Schlenzer von der Strafraumkante, musste aber nach 27 Minuten wegen Rückenschmerzen ausgewechselt werden. Und Müller stoppte einen guten Hummels-Pass aus der Luft, dann spitzelt er ihn mit links an Paraguays Torwart vorbei ins Tor.

In der zweiten Halbzeit kam Jérôme Boateng für den schwachen Per Mertesacker und spielte den zweiten Innenverteidiger neben Hummels. Dass die Abwehr nach der Pause keine Fehler mehr machte, lag vor allem daran, dass die DFB-Elf mit enormer Angriffslust aus der Kabine gekommen war - und die müde gewordenen Paraguayer in die eigene Hälfte drängte. Auch dank der eingewechselten Lukas Podolski und Lars Bender kam mehr Schwung und Stabilität ins deutsche Spiel.

Arsenal-Profi Podolski leitete in der 75. Minute den 3:3-Ausgleich ein, indem er einen Flachpass in den Strafraum spielte, der für Unordnung in Paraguays Abwehr sorgte. Lars Bender schnappte sich den Ball und traf aus 14 Metern ins lange Ecke (75.). Doch außer viel Ballbesitz hatten die Deutschen danach keine klaren Torchancen mehr zu bieten. In der Nachspielzeit drosch der ebenfalls eingewechselte André Schürrle den Ball freistehend über das Tor - und vergab die letzte Chance auf den Siegtreffer.

Insgesamt hat der Länderspielabend in Kaiserslautern keine Erkenntnisse gebracht, die nicht vorher schon da waren: Die Offensive schießt zuverlässig Tore, die Defensive wackelt ebenso zuverlässig. "Das war ein Warnschuss. Wir müssen das vor den nächsten Qualifikationsspielen analysieren und daraus lernen", sagte Manuel Neuer. Und auch Thomas Müller wurde nach dem Spiel gefragt, wie das nun alles zu bewerten sei. Er blies die Backen auf, überlegte kurz und sagte, was sich möglicherweise viele dachten: "Ich finde, es war ein Testspiel, das ein bisschen komisch einzuordnen ist."

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