DFB-Elf in der Einzelkritik:Gnabry wirkt wie Baldrian

Lesezeit: 3 min

Das Tor des Münchners beruhigt das Spiel, Emre Can spielt Bälle für Youtube und Ilkay Gündogan ist doch keine Maschine. Die DFB-Elf in der Einzelkritik.

Von Saskia Aleythe

Manuel Neuer

(Foto: OCTAV GANEA/Inquam Photos via REUTERS)

Feierte am Samstag Geburtstag, wurde 35, also fast doppelt so alt wie Jamal Musiala. Geht laut Joachim Löw trotzdem noch als "völlig austrainiert" durch - und die Form zu halten, das ist mit fortschreitendem Alter ja eine Kunst für sich. Hielt sich auch gegen Rumänien fit, streckte sich hier, reckte sich dort, machte auch mal eine Cardio-Einheit raus aus dem eigenen Strafraum. Während sein Gegenüber im rumänischen Tor zur Höchstform auflief, musste sich Neuer mit Formerhalt begnügen.

Lukas Klostermann

(Foto: DANIEL MIHAILESCU/AFP)

Durfte zuletzt das "N" in der "Human-Rights"-Formation tragen, ist mit 1,89 Meter wie gemacht für große Buchstaben. Spielt seit 2014 bei RB Leipzig, hat demnach schon unter diversen Trainern gespielt, die derzeit als künftige oder noch künftigere Bundestrainer gehandelt werden. Hatte gegen Rumänien auf der rechten Seite gut zu tun in der Abwehr, rutschte auch mal eifrig über den Rasen - und versuchte sich schließlich auch mit zarten Attacken in der Offensive. Hatte dort aber in der zweiten Hälfte wenig Gelegenheiten, sich zu behaupten.

Matthias Ginter

(Foto: DANIEL MIHAILESCU/AFP)

War zehn Jahre alt, als eine DFB-Elf zuletzt gegen Rumänien verlor: 2004, mit 1:5. Damals spielte auf seiner Position Carsten Ramelow, es wurde ein schwieriger Abend für ihn. Ginter erwischte einen besseren Tag, am auffälligsten war allerdings ein Fehlpass in der Dämmerphase der Deutschen nach etwa 30 Minuten. Das blieb folgenlos, für einen Abwehrspieler das Prädikat ausreichend. In Halbzeit zwei annähernd ohne Beschäftigung, das machte Ginter offensichtlich müde: Ließ sich kurz vor Schluss noch von Nicolae Stanciu ausdribbeln, das Außennetz verhinderte den Ausgleich.

Antonio Rüdiger

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Manchmal ist es im Fußball wie im schnöden Berufsleben: Ist der Chef mal nicht da, gelingen seinem Stellvertreter die dollsten Dinge. Rüdiger konnte gegen Island in Abwesenheit des Abwehrchefs Niklas Süle punkten. Wirkte gegen Rumänien bei einem frühen Konter der Gastgeber etwas verloren, bereitete dafür mit einem hohen Bogen auf Havertz das 1:0 vor. War danach wieder etwas zu unentschlossen und abwartend in seinen Abwehraktionen, auch beim Thema Tempo steigerungsfähig. Wird erstmal eher kein Chef.

Emre Can

(Foto: Stefan Constantin/dpa)

Hatte sich offensichtlich viel vorgenommen für diesen Abend: Gab zu Beginn den Ton an - wo der Ball war, war Can. Nahm sich den ersten Abschluss, der flog aber weit übers Tor. Can turnte weiter über den Platz, hier ein Hackentrick, dort ein Vorstoß - super für Youtube, nicht immer zwingend für den Spielverlauf.

Joshua Kimmich

(Foto: DANIEL MIHAILESCU/AFP)

Vermittelt eine Zuverlässigkeit, die fast schon besänftigende Züge hat inmitten unsicherer Zeiten. Packte nach nicht mal 20 Minuten einen Lattenschuss aus, der Laune machte. Doch die Rumänen machten keine Späße an diesem Abend und bewachten Kimmich eifrig - für den Münchner diesmal kein Spiel zum Glänzen.

Leon Goretzka

(Foto: DANIEL MIHAILESCU/AFP)

Erlebte nach drei Minuten einen Dämpfer: Hatte noch kein Tor geschossen. Konnte seinen Status als Blitztorschütze nach dem Island-Spiel somit nicht halten, aber er hat ja noch andere Qualitäten. Pumpt oft wie ein Herz im Mittelfeld und sendet Impulse nach vorne aus, das fiel ihm gegen den rumänischen Abwehrblock aber schwer. Kam erst in der zweiten Halbzeit ins Rollen, nur der Ball wollte nicht ins Tor.

Ilkay Gündogan

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Zuletzt der Hochgelobteste unter den Hochgelobten, nahm sich gegen Rumänien diesmal vornehm zurück. Gündogan unterliefen Fehlpässe! Nun war er wieder ein Mensch und keine Maschine. Versuchte sich mit Kopfbällen und Fernschüssen aufs Tor, hatte seine Kollegen im Blick und den Ball nach einer Stunde auch schon zum 2:0 auf dem Fuß, doch dann war Torwart Nita zur Stelle - und der nervte die Angreifer an diesem Abend.

Kai Havertz

(Foto: Stefan Constantin/dpa)

Besitzt eine ihm ganz eigene Eleganz, mit der er wie ein Fluss durch die Abwehrreihen zieht. Kam zum ersten Abschluss über die rechte Seite, sein Ball blieb aber am Bein von Torwart Florin Nita hängen. Legte Gnabry das 1:0 auf, dann flachte die Partie ab. War in der zweiten Halbzeit kaum noch gefragt, weil sich alles auf der linken Seite abspielte. Der Fluss zog leise weiter Richtung Meer.

Leroy Sané

(Foto: Stefan Constantin/dpa)

Machte sich in der ersten Halbzeit ausgiebig warm, konnte sich wie seine Mittelfeld-Kollegen nicht so freispielen wie zuletzt. Erst im zweiten Durchgang mit auffälligen Szenen, am auffälligsten: Dass es weiter nur 1:0 stand. Donnerte in der Schlussphase den Ball bei einem Freistoß in die Mauer. Dieses Spiel, es war ein Kraftakt in Sachen Spielaufbau.

Serge Gnabry

(Foto: Stefan Constantin/dpa)

Schob nach 16 Minuten das 1:0 ins Tor, war also die frühe Beruhigungspille für das Team. Hatte auch das 2:0 nach eigener Vorarbeit auf dem Fuß, dribbelte nach einer Stunde ganz Rumänien davon - aber auch Gnabry scheiterte am starken Torhüter Nita.

Einwechselspieler

Timo Werner kam nach 77 Minuten für Kai Havertz - und machte, was man von ihm kennt: Auf der linken Außenseite Richtung Tor hetzen. Ein Treffer kam nicht dabei heraus. Florian Neuhaus und Amin Younes durften noch für Gnabry und Sané auf den Rasen, mehr als Einschwitzen und Siegen mussten sie nicht mehr.

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