Deutschland besiegt Österreich klar:Gute Laune überall

Achter Sieg im achten Spiel: Die DFB-Elf sichert sich mit einem unterhaltsamen 6:2 gegen Österreich die EM-Qualifikation und spielt erneut höchst ansehnlichen Fußball - zwei Treffer gehen allein auf das Konto von Mesut Özil, der sein Team kurzerhand zum Titelkandidaten erklärt. Der zuletzt kritisierte Lukas Podolski sammelt gegen schwache Österreicher Argumente für einen Stammplatz.

"Österreich" und "Fußball" sind Begriffe, die in Deutschland vorwiegend zu humoristischen Zwecken kombiniert werden. Diese gemeine Tradition lernte nun auch David Alaba kennen. In der Kabine beim FC Bayern München teilte der 19-jährige Österreicher den deutschen Nationalspielern aus seinem Klub mit, "dass wir sie weghauen werden", er berichtete: "Da haben sie nur laut gelacht."

Deutschland - Österreich

Schön, wenn's so leicht ist: Mesut Özil umkurvt den österreichischen Keeper und erzielt das 2:0. 

(Foto: dpa)

Und erwartungsgemäß hatte am Freitagabend erneut die deutsche Fraktion Grund zu guter Laune. Mit dem 6:2 (3:1)-Sieg, zu dem Mesut Özil zwei Treffer beisteuerte, stellte sie die Teilnahme an der Europameisterschaft 2012 auch rechnerisch sicher.

Die Mannschaft hat wieder gezeigt, wozu sie in der Lage ist, und es ist einfach schön, das zu sehen", sagte Kapitän Philipp Lahm, "wir haben viele kreative Spieler, die ins Eins-gegen-eins gehen können, den entscheidenden Pass spielen können, und das auch in der Breite." Ob Deutschland nun Favorit für die EM sei, wurde dann noch der Dreifachtorschütze Özil gefragt. Er antwortete: "Auf jeden Fall."

Die erste Chance des Spiels hatten, kein Scherz, die Österreicher. Mats Hummels, der in der Innenverteidigung neben Holger Badstuber den Vorzug vor Per Mertesacker erhalten hatte, klärte in höchster Not vor Martin Harnik (3.). Doch nach nur acht Minuten nahm das Spiel den erwarteten Verlauf: Bastian Schweinsteiger flankte von rechts, Franz Schiemers unglückliche Kopfballabwehr eröffnete Özil die Chance zum Schuss aus der zweiten Reihe, und der Real-Profi zog humorlos ab - der Ball trudelte ins Tor, wohl auch, weil Miroslav Klose noch seine Fußspitze hingehalten hatte (8.). Der Lazio-Stürmer bekam schließlich den Treffer zugeschrieben.

Danach dominierte die Mannschaft von Joachim Löw das Spiel scheinbar ohne Mühe, Özil umkurvte nach Doppelpass mit Klose Torwart Christian Gratzei und erzielte sein zweites Tor. Und wo es schon so gut lief, durfte selbst der zuletzt schwächelnde und viel kritisierte Lukas Podolski treffen (28.). Badstuber war aufgerückt und setzte Podolski in Szene, bei dessen Schuss aufs nahe untere Eck machte Torwart Gratzei (Sturm Graz) eine noch schlechtere Figur als beim zweiten Treffer.

Die deutsche Elf fühlte sich ihrer Sache nun genauso sicher wie das Publikum. Es folgte der Aufritt des Bremers Marko Arnautovic, der in der österreichischen Nationalmannschaft wegen in einer Prügelei in der Kabine fünf Monate nicht berücksichtigt worden war und erstmals wieder mitwirken durfte; nach einer Flanke von Florian Klein setzte er sich gegen Badstuber durch und traf mit dem Kopf zum Anschlusstor (42.).

Den Wunsch von Bundestrainer Joachim Löw, der "fußballerisch überzeugen" wollte, hatte sein Team weitgehend erfüllt - auch ohne Mario Götze, auf den Löw diesmal verzichtete. Mit Götze und Özil zu spielen, das will er lieber in einer Freundschaftspartie ausprobieren.

Hübscher Offensivfußball

Mit hübschem Offensivfußball ging es in der zweiten Spielhälfte umgehend weiter: Einen weiten Schlag verlängerte Thomas Müller mit dem Kopf, Özil setzte sich gegen Christian Fuchs durch und erzielte seinen dritten Treffer (47.). Aber weiter ging es auch mit den Nachlässigkeiten bei der Defensivarbeit: Arnautovic setzte, mit dem Rücken zum Tor, Harnik in Szene, der das 2:4 erzielen durfte (51.). Löw schimpfte, und dann begann sogar das Publikum ein bisschen zu pfeifen.

Deutschland - Oesterreich

Antwort des Kritisierten: Lukas Podolski (li.) bejubelt seinen Treffer zum 3:0. 

(Foto: dapd)

Für zwei gute Szenen sorgte noch Jerome Boateng, der nach der Pause für den Schalker Rechtsverteidiger Benedikt Höwedes gekommen war, der leichte Adduktorenprobleme verspürte. Erst setzte Boateng Podolski in Szene, der mit einen Volleyschuss an Gratzei scheiterte (51.); dann schoss Boateng selbst Österreichs Torwart an (62.). Für den fünften Treffer sorgte stattdessen der ebenfalls eingewechselte André Schürrle (84.). Sechs Minuten lang durfte dann noch Götze mitwirken, und natürlich gelang ihm auf Vorlage von Müller ein Zaubertor, volley mit dem rechten Außenrist.

Qualifikation gesichert, fußballerisch überzeugt - die Ziele des Abends waren erreicht. Bastian Schweinsteiger formulierte schon die nächste Aufgabe: "Wir sollten das Ziel haben, mal eine komplette Qualifikationsrunde ohne Punktverlust zu überstehen." In der Tat - nach derzeitigem Stand wäre Deutschland bei der EM aufgrund der Uefa-Rangliste nicht als Gruppenkopf gesetzt und könnte damit in einer unangenehmen Vorrundengruppe landen.

Um sich die Option offen zu halten, in der Rangliste noch an den Niederlanden vorbei zu ziehen, müsste die deutsche Mannschaft in jedem Fall noch beide Qualifikationsspiele in der Türkei (7. Oktober) und gegen Belgien (11. Oktober) gewinnen.

Die Österreicher haben andere Sorgen: Es war die siebte Niederlage im achten Spiel hintereinander, vor fünf Jahren haben sie zum letzten Mal ein Auswärts-Qualifikationsspiel gewonnen, Trainer Didi Constantini droht spätestens nach dem Spiel am Dienstag gegen die Türkei die Ablösung. Constantini sei in der Fußballwelt viel herumgekommen, geht ein gängiger Witz über ihn: zwischen Vorarlberg und Burgenland. Selbst die Debatte um seinen Job wird in Deutschland vorwiegend humoristisch betrachtet.

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