Deutschland bei der Handball-WM:"Die letzte Aktion tat weh"

Deutschland - Serbien

Jenny Karolius (rechts) wird beim Wurfversuch hart angegangen.

(Foto: dpa)
  • Deutschlands Handballerinnen stehen nach dem Unentschieden gegen Serbien bereits fix im WM-Achtelfinale.
  • Die Freude über den Aufstieg wird aber durch einen späten Gegentreffer gehemmt.

Von Saskia Aleythe, Leipzig

Ein Unentschieden kann mehrere Gesichter haben und wer sich am Dienstagabend in der Leipziger Arena durch die Gefühlswelten dieser Handball-WM wühlte, sah sie recht deutlich. 22:22 hatten die deutschen Frauen gegen die Auswahl aus Serbien gespielt, in der dritten Vorrundenpartie des Turniers. Und während die Serbinnen die Arme ausbreiteten und freudig durch die Halle wankten, war den Deutschen nicht wirklich zum Jubeln zu Mute. Sie sahen frustriert aus.

So viel vorweg: Die DHB-Auswahl ist genau wie Serbien mit dem Remis vorzeitig ins Achtelfinale eingezogen. Doch diese 5:1 Punkte, die nun in der Tabelle stehen, sehen eben nicht so makellos aus wie die 6:0 Punkte, nach denen es 30 Sekunden vor Schluss noch ausgesehen hatte. Ein umstrittenes Zeitspiel leitete den Konter der Serbinnen ein, Dragana Cvijic ließ sich die Chance zum Ausgleich nicht nehmen.

Späte Unachtsamkeit "kann uns gegen Top-Gegner das Spiel kosten"

"Die letzte Aktion tat weh. Deshalb fühlt es sich ein wenig wie eine Niederlage an", sagte Torfrau Katja Kramarczyk. "Meine Spielerinnen haben den Sieg heute nicht aus der Hand gegeben", befand Trainer Michael Biegler, "darauf lege ich großen Wert". Und so drang zwischen den Zeilen auch Kritik an manch kreativem Pfiff der Schiedsrichterin Kjersti Arntsen aus Norwegen durch.

Es ist schon so, dass die deutsche Mannschaft aus den ersten Spielen bei dieser WM ein paar Aufgaben mitbekommen hat und sich nun die Frage stellte, wie sie darauf reagieren würde. Gegen Südkorea schlummerte die Abwehr die ersten zehn Minuten komplett, "das kann uns gegen Top-Gegner das Spiel kosten", wusste Nadja Mansson. Gegen Serbien war die deutsche Defensive für diese Gefahr sensibilisiert und sofort präsent, "wir haben in der Abwehr sehr viel gefightet", sagte Biegler, 5:1 stand es nach acht Minuten.

Clara Woltering hatte im Tor begonnen und hielt insgesamt fünf Bälle, doch sie musste sich wieder dem Torhüterduell stellen, das sie schon die letzten Partien begleitet hatte: Kramarczyk kam früh für einen Strafwurf ins Spiel, hielt prompt - und durfte bleiben. Auch dank ihr fiel die deutsche Mannschaft bis zur Halbzeit nur mit 9:11 zurück und hielt danach den Anschluss.

So optimal, wie es über viele Minuten in der Abwehr lief, so problematisch war diesmal der Angriff. "Wir haben am Anfang mit der offensive Abwehr unsere Probleme gehabt", sagte auch Biegler, so früh wie in dieser Partie wurden die Deutschen im Turnierverlauf noch nicht beim Spielaufbau gestört. "Das haben wir in der Halbzeit besprochen und dann auch ganz gut in den Griff bekommen", sagte er.

Probleme mit der offensiven Abwehr

Rechtsaußen Svenja Huber wurde mit sechs Toren, darunter drei Siebenmeter, zur besten Spielerin der Partie gewählt. Doch auch Xenia Smits erwischte im Angriff eine starke Partie. Emily Bölk, die schon mit 19 Jahren als großes Talent gilt, durfte nach überstandener Fußverletzung in der 25. Minute ins Turnier starten, für sie blieb es aber bei wenigen Einsatzminuten.

Eine Seite der Geschichte dieses Remis waren aber auch die individuellen Fehler, die sich das Biegler-Team geleistet hatte. "Es war ein Auf und Ab", sagte Kreisläuferin Jenny Karolius. Mal warf Smits den Ball direkt in die Arme der Gegnerin, mal leistete sich Lone Fischer einen Schrittfehler im Angriff. Bis zum 18:18 in der 48. Minute lief sie so einem Rückstand hinterher.

"Ich finde, die Mannschaft findet immer wieder den Turn", sagte Biegler und hatte auch Grund, sich zu bedanken: Wie schon gegen Südkorea schwächte er seine Mannschaft mit einer Zwei-Minuten-Strafe wegen Meckerns, Kapitänin Anna Loerper musste dafür vom Feld. Es war die 53. Minute, es stand 19:20, eine entscheidende Phase. Doch das Team überstand die nun doppelte Unterzahl ohne Gegentreffer. "Dafür bedanke ich mich beim Team", sagte Biegler, annähernd beschämt.

Wer keine Fehler macht, kann sich auch nicht zurückkämpfen, insofern blieb dem Team neben der Trauer um einen verlorenen Punkt auch die Erkenntnis: Das kann ihr in wichtigen Situationen durchaus gelingen. Im Achtelfinale im Idealfall auch bis zum Abpfiff.

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