Deutschland bei der Eishockey-WM:Wolke am Himmel

Deutschland bei der Eishockey-WM: Lukas Reichel (rechts) und die deutsche Nationalmannschaft feierten gegen Kasachstan den fünften Sieg nacheinander.

Lukas Reichel (rechts) und die deutsche Nationalmannschaft feierten gegen Kasachstan den fünften Sieg nacheinander.

(Foto: Action Pictures/Imago)

Deutschland gewinnt gegen Kasachstan 5:4 und steht im Viertelfinale der Eishockey-WM. Ein Schweizer löst Udo Kießling als Weltrekordler ab - und Tim Stützle fällt für den Rest des Turniers aus.

Von Johannes Schnitzler, Helsinki

Die deutsche Nationalmannschaft hat bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in Finnland ihren fünften Turniersieg nacheinander gefeiert. Das Team von Bundestrainer Toni Söderholm besiegte am Sonntag den Weltranglisten-15. Kasachstan in Helsinki mit viel Mühe 5:4 (3:2, 1:1, 1:1) und steht zumindest bis Montag auf Rang zwei der Gruppe A hinter der Schweiz. Torschützen für Deutschland waren Jonas Müller, Leo Pföderl, Daniel Fischbuch, Lukas Reichel und Yasin Ehliz. Die Schweiz ist am Dienstag letzter Gegner der deutschen Mannschaft in der Gruppenphase.

Gegen die bis dato punktlosen Kasachen durfte erstmals der Wolfsburger Dustin Strahlmeier ins Tor. Zweimal geriet die deutsche Mannschaft im ersten Drittel in Rückstand, zweimal bügelte sie ihre Fehler schnell wieder aus und ging kurz vor der ersten Pause erstmals in Führung. Reichels 4:2 (26.) sah beruhigend aus. "Da hätten wir noch intensiver im Spiel bleiben müssen", sagte Söderholm. Denn die Kasachen ließen sich nicht abschütteln. Kurz vor der zweiten Pause verkürzten sie auf 4:3 (40.), kurz danach glichen sie aus (41.). Ehliz erzielte mit seinem dritten Turniertreffer das entscheidende 5:4 (48.). Kurz vor Schluss scheiterte der Münchner vor dem leeren Tor am Pfosten und meinte: "Peinlich." Dank der drei Punkte konnte er immerhin über seinen Fauxpas lächeln. "Wir wissen, dass wir viel besser spielen können", sagte Söderholm. "Wichtig ist, dass wir über Siege Selbstvertrauen sammeln, die kommen auch nicht umsonst." NHL-Verteidiger Moritz Seider scheint jedenfalls genügend Selbstvertrauen aus seiner starken Debütsaison in Detroit mitgebracht zu haben: "Wir haben so viel Qualität in der Kabine", sagte der 21-Jährige. "Wir wollen den Titel."

Bereits vor der Partie war die Qualifikation des DEB-Teams für das Viertelfinale sicher gewesen. Durch ihren 9:4-Sieg am Freitagabend gegen Italien hatten die Deutschen das Tor weit aufgestoßen, am Samstagmittag winkten die Dänen sie dann höflich hindurch; nach deren 3:0-Erfolg gegen Frankreich war Deutschland nicht mehr von einem der ersten vier Plätze der Gruppe zu verdrängen. Man habe ein "Etappenziel erreicht", sagte Sportdirektor Christian Künast, der Fokus richte sich nun auf die beiden letzten Gruppenspiele. Ein Strahlen leuchtete aus diesen Worten hervor. Danach begann sich der Himmel über dem DEB-Team zu verdunkeln.

Deutschland bei der Eishockey-WM: Neuer Weltrekord: Der Schweizer Andres Ambühl absolvierte am Samstag gegen Kanada sein 120. WM-Spiel, eines mehr als der Deutsche Udo Kießling. Dafür erhielt er von IIHF-Präsident Luc Tardif eine Gratulation und von seiner Mannschaft einen 6:3-Sieg.

Neuer Weltrekord: Der Schweizer Andres Ambühl absolvierte am Samstag gegen Kanada sein 120. WM-Spiel, eines mehr als der Deutsche Udo Kießling. Dafür erhielt er von IIHF-Präsident Luc Tardif eine Gratulation und von seiner Mannschaft einen 6:3-Sieg.

(Foto: Martin Meissner/AP)

Erst klaute der Schweizer Andres Ambühl, 38, bei seiner 16. WM-Teilnahme der deutschen Verteidiger-Ikone Udo Kießling, 67, einen Rekord, der für die Ewigkeit gemacht zu sein schien: Im bislang stimmungsvollsten Spiel der Gruppe A gegen Kanada in der ausverkauften Helsingin Jäähalli trug Ambühl zum 120. Mal bei einer WM das Trikot mit dem Schweizerkreuz auf der Brust - und damit ein Mal mehr als Kießling jenes mit dem Adler. Die Schweizer gewannen 6:3 und rührten Rekordmann Ambühl zu Tränen.

War der Verlust von Kießlings Bestmarke für den DEB verschmerzbar, so tat die Nachricht am Sonntagvormittag umso mehr weh: Für NHL-Stürmer Tim Stützle (Ottawa Senators) ist die WM vorzeitig beendet. Der 20-Jährige hatte am vergangenen Montag beim 3:2 gegen Frankreich eine Knieverletzung erlitten und war seitdem nicht mehr zum Einsatz gekommen. Vor der Partie gegen Kasachstan teilte Sportdirektor Künast mit: "Tim hatte Glück im Unglück. Er hat eine Knieverletzung erlitten, die schnell und komplett ausheilen wird. Nach Rücksprache mit unserer medizinischen Abteilung und den Ottawa Senators haben wir uns trotzdem dazu entschieden, ihn aus dem Turnier zu nehmen."

Deutschland bei der Eishockey-WM: Aus und vorbei: Für den NHL-Stürmer Tim Stützle ist das Turnier wegen seiner Verletzung aus dem Spiel gegen Frankreich vorzeitig beendet.

Aus und vorbei: Für den NHL-Stürmer Tim Stützle ist das Turnier wegen seiner Verletzung aus dem Spiel gegen Frankreich vorzeitig beendet.

(Foto: Action Pictures/Imago)

Bundestrainer Söderholm wollte diese Entscheidung am Sonntag nicht kommentieren. Der Finne hatte sich zuvor "optimistisch" geäußert, dass Stützle bei der WM noch einmal spielen könnte. Er ließ durchblicken, dass er die Entscheidung diskutabel finde. "Ich bin kein Arzt. Deswegen kann ich nicht sagen, ob die Verletzung schwerwiegend ist oder nicht. Die Entscheidung liegt auch nicht in meinen Händen", sagte der 44-Jährige. Er sei aber nach wie vor "optimistisch, dass Tim spielen kann". Oder besser gesagt: hätte spielen können.

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