Deutschland - Argentinien:DFB gegen DFB

Über Fußball ist beim Deutschen Fußballbund zuletzt kaum geredet worden. Deshalb findet am Knotenpunkt München weit mehr statt als nur ein WM-Test gegen Maradonas Argentinien.

Klaus Hoeltzenbein

Also, Freunde des runden Leders, Freunde der längst nicht mehr schönsten Nebensache der Welt: Soll bloß niemand später sagen, er habe sich in München verlaufen. Die Wege sind gut beschildert. Zur Arena, zum Test gegen Argentinien, geht's am einfachsten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, denn nach Abendspielen verliert man sonst besonders viel Zeit im Stau. Zum Hotel der deutschen Elf geht's zurück in die Innenstadt, Sophienstraße 28, Nähe Hauptbahnhof. Und von dort ist es nur ein lockeres Auslaufen hinüber zum Landgericht MünchenI, Justizpalast, Prielmayerstraße. Auch zeitlich dürfte es keine Probleme geben, Abpfiff des Länderspiels ist am Mittwoch, kurz nach 22.30 Uhr, die Verhandlung in der heiklen Sache Amerell-gegen-DFB ist öffentlich und für Donnerstag, 13 Uhr, angesetzt.

Es findet am Knotenpunkt München weit mehr statt als nur ein Test für die WM in Südafrika. Für Bundestrainer Löw geht es zwar auch um ein respektables Resultat, mehr aber noch darum, was für die nächsten Monate daraus zu folgern ist. Denn dieses Resultat wird das Klima bis zur WM prägen - es ist ja nicht nur das erste Länderspiel 2010, sondern auch das einzige vor der Nominierung des WM-Kaders. Löw wird bald viele unangenehme Entscheidungen treffen, er wird Spieler ausladen und mit Vereinen und Managern streiten müssen. Dafür braucht er Autorität, den öffentlichen Rückhalt. Diese Basis sollte durch eine Vertragsverlängerung mit dem Deutschen Fußball-Bund geschaffen werden, doch das Vorhaben ist bekanntlich spektakulär gescheitert. Der Bundestrainer ist abhängig geworden - von einem einzigen Ergebnis.

Über Fußball ist in DFB-Kreisen zuletzt kaum geredet worden, und das wird auch vor dem Landgericht nicht der Fall sein, wo der einstige Schiedsrichterfunktionär Manfred Amerell auf Unterlassung der Behauptung aus DFB-Kreisen klagt, er habe mehrere junge Referees bedrängt und/oder belästigt. Da sich der DFB auch in dieser Personalfrage nicht als Meister der Diplomatie erwies, sind schon jetzt zwei Eckpfeiler seines Geschäftsbereichs schwer beschädigt, die Nationalelf und die international stets hoch geachteten Schiedsrichter. Beide Streitfälle werden in München nicht beigelegt, im Gegenteil, es geht darum, über Resultat und Richterspruch festzulegen, wer künftig in welchem Licht erscheint. Das ist das Einzigartige an der Situation: der DFB tritt in München nicht nur gegen Maradonas Argentinien an, sondern auch gegen sich selbst.

Im Video: Ernste Mienen vor dem Spiel. Das Duell gegen Argentinien ist mehr als nur ein einfaches Testspiel.

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