Deutschland:Ärzteverband bleibt skeptisch

Gesundheitsminister beraten über Zuschauer-Rückkehr in die Stadien

Die Debatte über das Für und Wider einer Rückkehr des Publikums in die Bundesliga-Stadien zur neuen Saison hält an. Das Konzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) für einen reduzierten Wiedereinzug der Zuschauer ohne Besetzung der Stehplätze, ohne Alkohol und ohne Gästefans sowie mit personalisierten Tickets hat Anerkennung erfahren. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich lobend geäußert. Zugleich gibt es angesichts steigender Corona-Infektionszahlen Kritik und Zweifel aus Bund, Ländern und Wissenschaft. Die Gesundheitsminister der Länder wollen nun an diesem Montag über die DFL-Maßnahmen beraten. Mit festen Vorgaben ist noch nicht zu rechnen, aber die Minister könnten eine Richtung für die laufende Debatte vorgeben. Fakt ist: Großveranstaltungen sind bundesweit bis Ende Oktober untersagt, auch wenn die Bundesländer dies unterschiedlich interpretieren. Sollen schon zum Saisonstart im September wieder Tausende Menschen in die Stadien strömen, braucht es eine Ausnahmegenehmigung der Politik. Die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Dilek Kalayci aus Berlin (SPD), sieht dies skeptisch. Sie sagte der Berliner Morgenpost, man habe "nicht vor, einen Beschluss zum Hygienekonzept der DFL zu fassen"; die Idee, "dass unter anderem alle Besucherinnen und Besucher nach Testungen wieder ins Stadion kommen können, wird von der Mehrheit der Minister kritisch gesehen".

Vor dem Treffen hat der Ärzteverband "Marburger Bund" Bedenken gegen eine Zuschauer-Teilzulassung selbst mit Corona-Schutzauflagen geäußert. "Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie Fußballfans mit zwei Metern Abstand ein Tor ihrer Mannschaft bejubeln", sagte die Vorsitzende Susanne Johna der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn Fans im Stadion sind, wollen sie auch zusammen sein und gemeinsam feiern, was menschlich nachvollziehbar ist", sagte die Ärztin und Hygienespezialistin: "Insofern bin ich da eher kritisch."

Der Virus-Experte Helmut Fickenscher warnt, dass ein Liga-Start mit Zuschauern die Probleme mit der Pandemie in den kälteren Jahreszeiten vergrößern könnte. "Im Herbst und Winter ist zu erwarten, dass sich die epidemische Lage verschärft", sagte der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel. Auch werde es sicher kompliziert sein, zwischen Infektionen mit dem Coronavirus und herkömmlichen Erkältungen und Grippe zu unterscheiden. "Das wird es schwieriger machen, über entsprechende Lockerungen im Sportbereich zu entscheiden", glaubt er. Grundsätzlich hält er eine begrenzte Rückkehr von Fans für möglich.

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