Deutsches WM-Quartier:Feuer unterm Dach

Neuer Ärger ums WM-Hotel der Deutschen: Dem Inhaber fehlt noch die Betriebserlaubnis, bald endet die Frist für die nachträglichen Brandschutzmaßnahmen. Doch einen "Plan B" hat der DFB nicht.

Maik Rosner

Nichts deutet im deutschen WM-Hotel Velmore auf den seit Wochen anhaltenden Wirbel um fehlende Baugenehmigungen, die Betriebserlaubnis und Sicherheitsmaßnahmen hin. Ganz im Gegenteil: In dieser Woche waren die Arbeiter auf dem Gelände am Rande der kleinen Ortschaft Erasmia nahe Pretoria damit beschäftigt, überall kleine deutsche Fähnchen anzubringen. Hübsch soll es aussehen, wenn die Mannschaft mit Bundestrainer Joachim Löw am 7. Juni eintrifft, um ihr Quartier für das Turnier in Südafrika zu beziehen.

Fußball-WM 2010 - Quartier der deutschen Mannschaft Velmore-Hotel

Hinter der schönen Fassade des deutschen WM-Quartiers in Südafrika gibt es viele Probleme.

(Foto: ag.dpa)

Letzte Vorbereitungen laufen auch auf den beiden kleinen Rasenplätzen des Areals. Fangzäune wurden am Dienstag aufgebaut, die Tore standen bereits - eigentlich scheint alles planmäßig voranzugehen. Dieser Eindruck ist jedoch dahin, als Hotelmanager Heinz Mulder angerauscht kommt. "Keine Fotos", sagt er und bittet darum, das Gelände wieder zu verlassen. Er dürfe auch keine Auskünfte geben. "Wir hatten schon genug Ärger mit der Presse." Mulder wirkt nervös.

"Es gibt keinen Plan B"

Offenbar besteht dazu mehr Anlass, als es die Aussagen von Seiten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) suggerieren. "Wir bleiben ganz gelassen und sind sicher, dass wir am 7.Juni wie geplant unser WM-Quartier beziehen können", sagte Generalsekretär Wolfgang Niersbach dem Sport-Informations-Dienst. Die Probleme mit den Behörden seien zwar bekannt, aber man vertraue dem Weltfußballverband Fifa und der für die WM-Hotels zuständigen Agentur Match. Von der Fifa übermittelte die Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag die Aussage, dass sich der DFB "überhaupt keine Sorgen machen" müsse: "Wenn es Probleme gäbe, wüssten wir das." Eine offizielle Stellungnahme sei das aber nicht.

Offenbar versucht der Weltverband, den Einzug des deutschen Teams im Hotel Velmore durchzudrücken. Eine Blamage zwei Wochen vor WM-Beginn soll vermieden werden. Einen kurzfristigen Umzug hatte man in der Frankfurter DFB-Zentrale unter Verweis auf den verantwortlichen Fifa-Partner Match sofort ausgeschlossen, als der Ärger Ende April bekannt wurde. Und Niersbach stellte am Donnerstag erneut klar: "Zu diesem Hotel gibt es keine Alternative, deshalb gibt es auch keinen Plan B."

"Ich weiß nicht, wie sie das schaffen sollen"

Bei den zuständigen Behörden in Pretoria und Centurion klingt der Fall wesentlich ernster. "Ich weiß nicht, wie sie das schaffen sollen. Aber sie müssen es schaffen", sagte die deutschstämmige Brandschutzbeauftragte Erna Meyer auf Anfrage. Sie und ihre Kollegen aus Centurion waren in den vergangenen Wochen mehrmals zur Visite im Hotel. Doch noch immer seien Sicherheitsauflagen ihrer Behörde und anderer Stellen nicht erfüllt. "Brandschutzwände müssen noch versiegelt, zudem eine Feuerschutzfarbe auf Türen aufgetragen werden", so Meyer. Sie hat immerhin beobachtet, dass die Hotelbetreiber "wie verrückt" daran arbeiten, alles rechtzeitig zu erledigen.

Am diesem Freitag, um 10 Uhr, wird sie wieder am Hotel vorfahren - zur letzten mehrstündigen Überprüfung. Denn am Abend läuft die Frist aus, die für die nachträglichen Brandschutzmaßnahmen gesetzt worden ist. Sollte sie ihre Zulassung, die sogenannte "fire clearance", nicht ausstellen, wird es auch nichts mit der Betriebserlaubnis von der übergeordneten Behörde in Pretoria. Und Meyer sagt: "Wir müssen das sehr ernst nehmen, ernster als andere vielleicht, weil Nachlässigkeiten beim Brandschutz Menschen töten können."

Die Betriebserlaubnis muss der alles überwachende Chef Modise Maimane erteilen. Doch am Donnerstag gab er sich zugeknöpft. Bei einem vorherigen Gespräch hatte er allerdings eingeräumt, dass die Zeit nicht reichen werde, um den ganzen Genehmigungsprozess abzuschließen. Nun kann nur noch eine temporäre Erlaubnis für die WM die verfahrene Lage retten. Doch es gab ja nicht nur Bedenken wegen des Brandschutzes. Wie sich in dieser Woche herausstellte, fehlte zudem nicht nur eine Baugenehmigung für den eilig hochgezogenen Trakt, in dem die Mannschaft wohnen wird. Die ganze Anlage hätte auf dem als Farmland ausgewiesenen Gelände gar nicht errichtet werden dürfen.

Besitzer vor Gericht

Nach Berichten der Zeitungen The Star und The Citizen steht das Hotel im Überflutungsgebiet des Flusses Hennops, im Lebensraum bedrohter Arten und auf wirtschaftlich interessantem Dolomitgestein. Hotelbesitzer Emil Keyser wird sich nach der WM vor dem High Court in Pretoria verantworten müssen. Bis zu 1,5 Millionen Rand (etwa 150000 Euro), sagte Gautengs Provinzsprecher Thabo Masebe, könne das Gericht als Strafe verhängen. Zugleich hieß es, dass sich die Behörden bei einem Einzug des deutschen Teams nicht für dessen Schutz verantwortlich fühlen.

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