Deutsches Schwimm-Gold:"Erster Platz, Alter - das ist perfekt"

Deutsches Schwimm-Gold: Erst ungläubig, dann im Jubestaumel: Reva Foos (Mitte), Henning Mühlleitner und Jacob Heidtmann (links).

Erst ungläubig, dann im Jubestaumel: Reva Foos (Mitte), Henning Mühlleitner und Jacob Heidtmann (links).

(Foto: Francois Xavier Marit/AFP)
  • Das 4x200-Meter-Freistil-Staffel hat die erste Goldmedaille der EM für Deutschland geholt.
  • Sie können ihr Glück anschließend kaum glauben - und auch Bundestrainer Henning Lambertz lobt die Teamleistung.
  • Einzig Sarah Köhler war an diesem Tag enttäuscht: Sie verpasste eine Medaille über 800 Meter Freistil knapp.

Von Saskia Aleythe

Für gewöhnlich gibt es keine Laolas in der Interviewzone bei Sportveranstaltungen, aber dieser Samstagabend war ja auch kein gewöhnlicher in Glasgow für die deutschen Schwimmer. In der Halle liefen schon die Aufräumarbeiten auf den Rängen, alle anderen Athleten hatten sich schon zum Ausschwimmen oder in die Hotels verabschiedet, es war also auch Platz in der Mixed Zone, genug fast für das ganze deutsche Team: Mehr als 20 Athleten und Betreuer der deutschen Delegation bauten sich auf, um die erste Gold-Medaille dieser EM zu bejubeln: Als Henning Mühlleitner, Annika Bruhn, Jacob Heidtmann und Reva Foos um die Pappwand bogen, schwappten ihnen Jubelschreie der Kollegen entgegen.

Die 4x200-Meter-Freistil-Staffel mit zwei Männern und zwei Frauen ist erst neu im Programm, sie feiert nun in Glasgow Premiere und hat mit dem deutschen Team die ersten Gold-Gewinner, nach 7:28,43 Minuten prangte die Eins neben Team Germany. "Wir haben mit Platz drei geliebäugelt", sagte Schluss-Schwimmerin Annika Bruhn, "dass es jetzt der erste wird, damit hätten wir alle nicht gerechnet. Das war ein super Gefühl." Sie fand: "Wir waren alle krass." Bundestrainer Henning Lambertz lobte die Teamleistung: "Das war ein Bombentag fürs Team, so kann es weiter gehen." Was sich dann auch abhob von den Erfahrungen der letzten Großveranstaltungen im Schwimmen, die im Wesentlichen freudlos geblieben waren.

Für Mühlleitner ist es bereits die zweite Medaille in Glasgow

Alle vier Athleten waren unter ihrer persönlichen Bestzeit über die Einzeldistanzen geblieben, "das ist schon mal saugeil", sagte Startschwimmer Jacob Heidtmann, der mit heiserer Stimme in die Mikrofone sprach, so laut hatte er seine Teamkollegen nach seinem Rennen angefeuert. Für Henning Mühlleitner war es bereits die zweite Medaille in Glasgow, bereits am Freitag hatte er mit Bronze über 400 Meter Freistil überrascht. "Die Hymne zu hören, zusammen, als Team, das muss man mal erlebt haben, das ist ein unglaubliches Gefühl", sagte er nun. "Erster Platz, Alter - das ist perfekt." Reva Foos war am Ende "superstolz auf uns alle", Annika Bruhn hatte die führende Staffel der Russen erst auf der letzten Bahn eingeholt, Großbritannien landete auf Rang drei.

Dabei hätte sich dieser Abend auch anders entwickeln können, mit Sarah Köhler erlebte eine andere Athletin eine Enttäuschung, die eigentlich als Favoritin in ihr Rennen gegangen war. Nach 800 Metern Freistil löste aber nicht Köhler als Erste das Zeitmessgerät aus, sondern die Italienerin Simona Quadarella. Dann kam Ungarns erst 16 Jahre alte Ajna Kesely. Und auch die Russin Anna Egorova war noch vor Köhler im Ziel. Sie schlug schließlich als Vierte nach 8:25,81 Minuten an, neun Sekunden später als Quadarella und fünfeinhalb hinter ihrem Deutschen Rekord. Dafür wählte die 24-Jährige deutliche Worte: "Das ist bitter, ist ärgerlich, ist scheiße, ist alles. Platz vier ist das Schlechteste, was ich wollte."

Erklärungen fand sie dafür nicht, aber ihr bleiben noch weitere Chancen, in Glasgow zu einer Medaille zu kommen, sie tritt auch über 400 und 1500 Meter an, ist auch da im europäischen Vergleich in diesem Jahr schon schnelle Zeiten geschwommen. Auch im Freiwasser wird sie mit der 4x1,25-Kilometer-Mixed-Staffel antreten und hat nun zumindest von anderen deutschen Schwimmern schon Positiv-Erlebnisse mitbekommen - etwas, worauf man in den letzten Jahren nicht aufbauen konnte. "Das Team, das wir zusammen haben, ist halt echt richtig cool", sagte Heidtmann noch und meinte damit nicht nur seine Staffelkollegen, sondern alle 31 Starter in Glasgow. Die machten während der Wettbewerbe enormen Lärm in der Halle und zurrten eine große Deutschland-Fahne fast über vier Sitzreihen, nur die Briten waren an diesem Abend lauter. Und Heidtmann ging mit den Worten: "Der Aufwärtstrend ist da."

Zur SZ-Startseite
Rio 2016 - Schwimmen

Adam Peaty bei der Schwimm-EM
:Der größte Muskel Großbritanniens

Er lächelt wie ein Eisverkäufer und verkehrt in der Royal Box - Adam Peaty dürfte der Publikumsliebling bei der Schwimm-EM werden. Es ist schwer, den Briten unsympathisch zu finden.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: