Deutsche U21-Nationalmannschaft:Bonnie, Clyde und die schönen Männer

Die deutsche U21 ist die beste Europas, aber was für Typen machen dieses Team aus? Ein Pointenreißer im Tor, ein neuer Bayern-Flitzer und viele Feierbiester: die Turnier-Einzelkritik.

Von Ulrich Hartmann, Krakau

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480 Minuten

Germany v Spain - 2017 UEFA European Under-21 Championship Final

Quelle: Getty Images

haben die deutschen U21-Fußballer gebraucht, um Europameister zu werden. 480 Minuten waren das Maximum, das ein Nationalspieler in Polen erreichen konnte: fünf Spiele, davon jenes gegen England mit Verlängerung (und Elfmeterschießen). Nur vier deutsche Spieler haben jede Minute auf dem Platz gestanden, aber wichtig für den Titel waren alle 19 Spieler, die zum Einsatz kamen - letztlich sogar alle 23, die mit dabei waren. Sechs deutsche Spieler wurden von der Uefa in die Elf des Turniers gewählt. Die Europameister in der Einzelkritik.

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Julian Pollersbeck (22, Torwart, 1. FC Kaiserslautern), 480 Minuten

England v Germany: Semi Final - 2017 UEFA European Under-21 Championship

Quelle: Getty Images

Ein unbeschriebenes Blatt, erst seit Kurzem Zweitliga-Torwart. Nervös und anfällig im Auftaktspiel, viele dachten: Oje. Danach nur noch so was von souverän, insgesamt drei Mal zu Null, parierte zwei Elfmeter gegen England. Vorsinger, Pointenreißer, Feierbiest. Ins All-Star-Team gewählt.

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Jeremy Toljan (22, Rechtsverteidiger, TSG Hoffenheim) 480 Minuten

Germany v Spain - 2017 UEFA European Under-21 Championship Final

Quelle: Getty Images

Mittelmäßige Bundesliga-Saison, mitunter nur auf der Bank, galt als leicht phlegmatisch. Zeigte bei der EM zugleich den Löwen und die Antilope in sich. Drei Tore vorbereitet, gefühlte 100.000 Kilometer gelaufen. Antrieb: "Ich will halt gewinnen." All-Star-Nominierung.

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Marc-Oliver Kempf (22, Innenverteidiger, SC Freiburg) 480 Minuten

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Quelle: AFP

Kempf und sein Nebenmann Niklas Stark sind ein Duo wie Bonnie und Clyde. 2014 schon zusammen U19-Europameister. Kempf spricht nicht so viel im Spiel, ist aber offensiver ausgerichtet und hat zum Sieg gegen Dänemark einen Treffer beigetragen. Absolut torgefährlich.

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Yannick Gerhardt (23, Linksverteidiger, VfL Wolfsburg) 480 Minuten

Germany v Spain - 2017 UEFA European Under-21 Championship Final

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Supersolide, eine feste Größe. Nicht ganz so auffällig wie Toljan - auch, weil mehr über rechts gespielt wurde. Hat einen Elfmeter gegen England verschossen, das blieb aber ohne Folgen. Trotzdem ins All-Star-Team gewählt.

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Max Meyer (21, offensiver Mittelfeldspieler, Schalke 04) 457 Minuten

Germany v Spain - 2017 UEFA European Under-21 Championship Final

Quelle: Getty Images

Schwierige Saison auf Schalke, wenig gespielt, unzufrieden, Vertragsverlängerung ausgeschlagen. Bei der EM von Anfang an in Form, zwischendurch kleine Pausen, im Finale aber so stark, dass es Angebote hageln wird. Ein Tor, eine Vorlage, Elfmeter gegen England verwandelt. All-Star-Team.

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Maximilian Arnold (23, defensiver Mittelfeldspieler, VfL Wolfsburg) 451 Minuten

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Quelle: AFP

Kapitän, einer der Ältesten im Team, vor zwei Jahren bei der EM in Tschechien von Horst Hrubesch kaum berücksichtigt. Diesmal: bester deutscher Spieler, Kämpfer, scheut kein Gerangel, keine gelbe Karte, zwei Tore vorbereitet. Empfindet das als: "Genugtuung". Wäre ein würdiger Spieler des Turniers gewesen, zu dem aber der Spanier Dani Ceballos ernannt wurde. Immerhin im All-Star-Team.

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Serge Gnabry (21, Flügelstürmer, Werder Bremen) 428 Minuten

Germany v Spain - 2017 UEFA European Under-21 Championship Final

Quelle: Getty Images

Als frischer FC-Bayern-Kauf zur EM, leicht überhebliche Körpersprache, Attitüde wie ein Chef, nur ein Tor, wie alle aber ein ganz starkes Endspiel. Hätte vielleicht mehr zeigen können. Wirkt mitunter ein bisschen unzufrieden, weil er nicht weiß, ob er kommende Saison in München spielt oder ausgeliehen wird.

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Niklas Stark (22, Innenverteidiger, Hertha BSC Berlin) 360 Minuten

Deutschland - Spanien

Quelle: dpa

Nomen est Omen. Fugenkitt der Viererkette, Antreiber, redet viel während des Spiels. Fiel im Halbfinale gegen England verletzt aus, fehlte an allen Ecken und Enden. Im Finale wieder dabei, trieb die sonst so virtuosen Spanier in den Wahnsinn. Ins All-Star-Team gewählt.

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Davie Selke (22, Stürmer, RB Leipzig) 333 Minuten

U21-EM Deutschland - Dänemark

Quelle: dpa

Persönliche EM-Bilanz: zunächst ein verschossener Elfmeter im Auftaktspiel gegen Tschechien, dann eine Torvorlage und zwei bahnbrechende Tore jeweils zum 1:0 gegen Dänemark und England - und am Ende ein verpasstes Finale wegen einer Kapselverletzung. Beim Feiern war Selke dann trotzdem einer der Leistungsträger. Er hat sich viel vorgenommen. In der vergangenen Saison in Leipzig Ersatz, von nun an Berliner.

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Mitchell Weiser (23, Flügelstürmer, Hertha BSC Berlin) 308 Minuten

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Quelle: AFP

Eine EM als Therapie. Nur fünf Spiele in der Bundesliga-Rückrunde wegen verschiedener Verletzungen, ohne allzu großes Selbstvertrauen zum Nationalteam gekommen, dann mit viel Schwung in die EM. Im Halbfinale rausrotiert und im Endspiel bloß deshalb wieder auf dem Platz, weil Davie Selke ausfiel. Dann die 40. Minute: Flanke von Toljan, Kopfball über den Torwart hinweg, Weiser weiß selbst nicht genau, wie er das angestellt hat. Ein Tor für den Titel und für die Ewigkeit. Am Ende weinte der Schütze vor Glück.

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Maximilian Philipp (23, Stürmer, SC Freiburg) 244 Minuten

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Quelle: AP

Für 20 Millionen aus Freiburg nach Dortmund. Eine Summe, die schwer wiegt. Erst Ersatzspieler, dann Weiser-Ersatz auf Rechts, im Finale schließlich sogar Mittelstürmer. Ende gut, alles gut.

(Foto: AP)

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Mahmoud Dahoud (21, defensiver Mittelfeldspieler, Gladbach) 228 Minuten

U21-EM Deutschland - Italien

Quelle: dpa

Anfangs gesetzt, gilt schließlich als einer der besten jungen Defensiven fürs Mittelfeld in ganz Europa. Dann der Schreck: Fataler Fehlpass im letzten Gruppenspiel gegen Italien, und diesem 0:1 wäre fast mit einem 0:2 das komplette Turnier-Aus gefolgt. Auswechslung, danach gar nicht mehr im Spiel. Schwankte zuletzt schon in Mönchengladbach und wird in dieser Form in Dortmund zu kämpfen haben.

(Foto: dpa)

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Janik Haberer (23, defensiver Mittelfeldspieler, SC Freiburg) 188 Minuten

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Quelle: AFP

Kam ins Spiel, als Dahoud schwächelte und stabilisierte die Mannschaft sofort. Exemplarisches Sonderlob vom Trainer Stefan Kuntz dafür, dass die Ersatzleute sich voll integrieren und sofort da sind, wenn sie gebraucht werden. Deshalb auch Startspieler im Finale und damit ab sofort Teil der DFB-Geschichte.

(Foto: AFP)

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Gideon Jung (22, Innenverteidiger, Hamburger SV) 146 Minuten

England v Germany: Semi Final - 2017 UEFA European Under-21 Championship

Quelle: Getty Images

Schwieriger geht's nicht. Nach drei Gruppenspielen mit späten Einwechslungen im Halbfinale gegen England plötzlich kurzfristig in der Startelf, weil Stark sich beim Aufwärmen verletzt. Bonnie und Clyde gesprengt, Jung hatte es schwer, sich so schnell einzufinden. Die Sache ging im Elfmeterschießen noch gut, Jung erhielt am Ende verdientermaßen seine Goldmedaille.

(Foto: Getty Images)

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Nadiem Amiri (20, offensiver Mittelfeldspieler, TSG Hoffenheim) 81 Minuten

U21-EM England - Deutschland

Quelle: dpa

Noch so ein besonders wertvoller Ergänzungsspieler. Drei Mal nur eingewechselt, aber dann jedes Mal auf Anhieb einer der Besten. Erzielte das 3:0 gegen Dänemark und verwandelte einen Elfmeter im Elfmeterschießen gegen England. Hat in Hoffenheim noch viel vor.

(Foto: dpa)

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Felix Platte (21, Stürmer, Schalke 04) 57 Minuten

England v Germany: Semi Final - 2017 UEFA European Under-21 Championship

Quelle: Getty Images

Rettete den deutschen Titel 20 Minuten vor Spielschluss - im Halbfinale gegen England. Kam nur ins Spiel, weil Selke sich verletzte, traf sieben Minuten später per Kopf zum 2:2 und brachte Deutschland damit ins Elfmeterschießen. Hat nur ein einziges Mal mitgespielt - aber seinen ganz besonderen Anteil am Titel.

(Foto: Getty Images)

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Thilo Kehrer (20, Innenverteidiger, Schalke 04) 40 Minuten

England v Germany - UEFA Euro U21 Championships Semifinals

Quelle: REUTERS

Kaum gespielt, aber einer der wichtigsten Männer im Team. Suchte im Bus die Musik aus, sorgte dafür, dass sein Friseur aus Essen eingeflogen wurde und die ganze Mannschaft verschönerte und durfte am Ende sogar exklusiv den Pokal aus der Kabine in den Bus tragen. Elementares Kadermitglied.

(Foto: Reuters)

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Dominik Kohr (23, Mittelfeld, Augsburg) 26 Minuten & Levin Öztunali (21, Stürmer, Mainz) 13 Minuten

Deutschland - Spanien

Quelle: dpa

Kurzarbeiter, jeweils ein Mal spät eingewechselt, aber unverzichtbare Bestandteile jener emotionalen Einheit, die von allen Spielern als bedeutsam beschrieben wurde.

(Foto: dpa)

© SZ Digital vom 1.7.2017/jbe
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