Deutsche U17 im WM-Halbfinale:Der Junge mit der Traumquote

19 Spiele, 18 Tore, 17 Jahre alt: Der Stürmer Samed Yesil macht dem deutschen Fußball Hoffnung. Bei der U17-WM in Mexiko schießt er nur wichtige Tore - und ist dabei kaum zu sehen. In Leverkusen freut sich Trainer Robin Dutt auf ihn.

Christof Kneer

Die Tage sind gerade ziemlich lang für Robin Dutt. Er ist mit seinem neuen Verein Bayer Leverkusen im Zillertal, er muss dort ein Trainingslager veranstalten, neue Menschen kennenlernen, Gespräche führen. Den ganzen Tag geht das so, nicht mal spätabends kommt der Trainer zur Ruhe.

Deutsche U17 im WM-Halbfinale: Samed Yesil bejubelt sein Tor beim 3:2-Sieg gegen England: Auch dank des Leverkuseners steht die deutsche U17-Nationalmannschaft im WM-Halbfinale.

Samed Yesil bejubelt sein Tor beim 3:2-Sieg gegen England: Auch dank des Leverkuseners steht die deutsche U17-Nationalmannschaft im WM-Halbfinale.

(Foto: AFP)

Spätabends muss er zurzeit immer Samed Yesil gucken. Yesil kommt auf Eurosport, man muss sich gut konzentrieren, um ihn zu sehen. Wer die WM-Spiele der deutschen U17-Junioren in Mexiko nur nebenbei anschaut, läuft Gefahr, den entscheidenden Spieler zu verpassen. Yesil ist nicht oft am Ball, in den schlauen Statistiken gewinnt er in keiner Rubrik. Außer in einer: Er hat schon fünf Turniertore geschossen. Und in 19 Einsätzen für die deutsche U17 traf er: achtzehnmal.

"Ich bin 32 Jahre im Geschäft, aber an einen Juniorenspieler mit so einer Quote kann ich mich nicht erinnen", sagt Michael Reschke, Sportmanager bei Bayer Leverkusen. Mit Erstaunen verfolgt Reschke, wie dieser Kerl seine Quote ungerührt durch die Leverkusener Jugendteams transportiert. Er traf in der U16 in fast jedem Spiel, in der U17 auch, und am Interessantesten findet Reschke das, "was hinter der Quote steckt". Yesil schönt seine Bilanz nicht mit fünf Toren gegen San Marino. "Seine Tore sind immer wichtig."

Samed Yesil macht dem deutschen Fußball Hoffnung. Er bildet die Zuspitzung dieses zum Schnörkelfußball neigenden 1994er-Jahrgangs, der sich bei der U17-WM in Mexiko gerade so an sich selbst berauscht, dass nichts mehr ausgeschlossen ist.

Mit 3:2 hat die Elf des Trainers Steffen Freund im WM-Viertelfinale die Engländer besiegt, natürlich waren zwei Yesil-Tore dabei. Im Halbfinale bekommen es die Deutschen in der Nacht zum Freitag (1Uhr/MEZ, Eurosport) mit den ebenfalls euphorisierten mexikanischen Gastgebern zu tun.

Euphorie können die Deutschen gut, manchmal zu gut. Gegen England haben sie eine 3:0-Führung verjubelt, weil Marvin Ducksch die aparte Idee hatte, am eigenen Strafraum einen Hackentrick zu spielen (83.). Sekunden später stand es nur noch 3:2. Was Sportdirektor Matthias Sammer in diesem Moment auf der Tribüne dachte, ist unbekannt. Wäre es bekannt, könnte es auf gar keinen Fall in die Zeitung geschrieben werden.

Sammer weiß: Wenn diese Elf nicht Lässigkeit und Fahrlässigkeit durcheinanderbringt, kann sie Weltmeister werden. Dann hat sie Spielzüge drauf wie beim 3:0, ein Kunstwerk, aufgeführt von den drei Besten im Team. Emre Can spielt einen Pass auf Mitchell Weiser, der den Ball - mit der Hacke - nach innen legt. Da steht Yesil.

In Leverkusen wollen sie nichts überstürzen mit dem Jungen, er kriegt erstmal drei Wochen Urlaub, wenn er von der WM nach Hause kommt. Danach soll er erst zur hauseigenen U19, sie haben ja Zeit, sie haben ihn bis 2016 unter Vertrag. Aber der Bursche dürfte zu gut sein, um viel Zeit zu brauchen. Noch vor der Winterpause soll Samed Yesil in Robin Dutts Profikader mit trainieren.

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