Deutsche Tourenwagen Meisterschaft:Neuanfang mit Happy Hour - und dem Berger-Neffen

Audi-Pilot Jamie Green gewinnt den DTM-Auftakt. Mit vielen Änderungen versucht die Serie, aus der Krise zu kommen.

Von René Hofmann

Es war ein perfekter Auftakt in die neue Saison der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft - für Jamie Green. Nach der Pole Position in der Qualifikation gelang dem 32 Jahre alten Audi-Fahrer im ersten Rennen in Hockenheim am Samstag ein souveräner Start-Ziel-Sieg. Für Green war es der neunte DTM-Erfolg seiner Karriere, der erste seit seinem Wechsel zu Audi vor zwei Jahren. Auf Rang zwei kam Pascal Wehrlein. Der Formel-1-Ersatzfahrer verwies seinen Mercedes-Kollegen Paul di Resta auf Platz drei. Bester BMW war Maxime Martin auf Rang sieben. Titelverteidiger Marco Wittmann kam im BMW auf Position Neun. Die DTM-Saison 2015 beginnt wie immer in Hockenheim. Ein Überblick.

Was gibt es Neues?

Vieles: An jedem Wochenende gibt es jetzt zwei Rennen - ein kurzes (40 Minuten plus eine Runde) am Samstag und ein längeres (60 Minuten plus eine Runde) am Sonntag. Vor jedem wird eine Qualifikation ausgetragen, die 20 Minuten dauert. In dieser Zeit dürfen alle 24 Fahrer auf die Strecke, um die Bestzeit zu jagen.

Warum das alles?

Die Rennserie geriet 2014 in eine Krise. BMW-Fahrer Marco Wittmann stand bereits früh als Meister fest. Die Zuschauerzahlen an der Strecke waren um rund fünf Prozent rückläufig, die Einschaltquote in der ARD betrug im Schnitt nur noch 1,09 Millionen.

Ist das existenzbedrohend?

Ja. Die drei Hersteller BMW, Audi und Mercedes arbeiten zwar bereits an einem Reglement, das von 2017 an gelten soll, aber der Einstieg von BMW als dritte Marke 2012 brachte nicht den erhofften Aufschwung.

In der Vergangenheit eiferte die DTM oft der Formel 1 nach. Damit ist es nun offenbar vorbei?

Stimmt. Die Serie sucht ihr Heil in der Emanzipation. Beispielsweise indem sie den weichen Options-Reifen abschafft, der in der Formel 1 vorgeschrieben ist. Die Rennen sollen so leichter verständlich werden, auch wenn es bei den längeren weiter einen Pflicht-Boxenstopp gibt. Es darf durchaus als Spitze gegen die Formel 1 verstanden werden, wenn DTM-Veranstalter Hans Werner sagt: "Wir wollen den Kampf auf der Strecke bieten und nicht den Kampf der Ingenieure."

Aber der klappbare Heckflügel bleibt doch, oder?

Ja, die Überholhilfe soll sogar noch effektiver werden. Pro Runde darf sie nun dreimal betätigt werden. Und der Flügel legt sich dann sogar zwei Grad flacher in den Wind, 18 statt 16 Grad.

Um wie viel Uhr werden die Rennen gestartet?

Das ist unterschiedlich. Samstags kann das auch erst in der Dämmerung der Fall sein - um einen möglichst guten Sendeplatz im Sportprogramm zu ergattern.

Wie viele Renn-Wochenenden gibt es?

Neun. Das ist, weil der Auftritt in Budapest entfällt, eines weniger als bisher. Weil es bei jeder Gelegenheit aber zwei Rennen gibt, sind die Autos viel öfter zu sehen. Der einstige Mercedes-Sportchef Norbert Haug hat dafür den Begriff "Happy Hour" geprägt: "Alles in doppelter Portion zum gleichen Preis." Das Finale ist am 17. und 18. Oktober geplant, wieder in Hockenheim.

Wer gewinnt?

Das ist schwer zu sagen. Mercedes durfte, um den Rückstand aufzuholen, bis zum vorletzten Rennen 2014 weiterentwickeln. BMW stellt den Vorjahres-Champion: Marco Wittmann. Audi gewann zuletzt die Hersteller-Wertung. "Erst am Wochenende werden wir die wahren Kräfteverhältnisse sehen", glaubt Mattias Ekström, der Meister der Jahre 2004 und 2007. Sein Audi-Kollege Timo Scheider - 2008 und 2009 Meister - sieht "15 Fahrer mit Siegchancen".

Gibt es spannende neue Fahrer?

Audi hat seinen Vorjahres-Kader komplett behalten, für BMW geht unter anderem weiter der ehemalige Formel-1-Fahrer Timo Glock, 33, an den Start. Neu verpflichtet hat die Marke Tom Blomqvist, 21, den Sohn des einstigen Rallye-Weltmeisters Stig Blomqvist. Mercedes schickt den Österreicher Lucas Auer neu ins Rennen. Der 20-Jährige ist der Neffe von Gerhard Berger.

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