Deutsche Teams in der Europa League:Zu spät ins Spiel gefunden

Deutsche Teams in der Europa League: Wären wir nur wacher gewesen: Die Spieler von Eintracht Frankfurt verschliefen in Tel Aviv die erste Halbzeit.

Wären wir nur wacher gewesen: Die Spieler von Eintracht Frankfurt verschliefen in Tel Aviv die erste Halbzeit.

(Foto: AFP)

Eintracht Frankfurt liefert in der Vorrunden-Partie bei Maccabi Tel Aviv eine katastrophale erste Halbzeit ab. Nach einem 0:3-Rückstand bäumt sich die Elf von Trainer Veh noch einmal auf - und verliert trotzdem 2:4. Der SC Freiburg enttäuscht mit einem 0:0 und zwei Platzverweisen in Estoril.

Die sportliche Krise hat Eintracht Frankfurt nun auch in der Europa League mit voller Wucht erfasst. Nach einer anfangs peinlichen und am Ende immerhin kämpferischen Vorstellung verlor der Fußball-Bundesligist am Donnerstagabend mit 2:4 (0:3) beim israelischen Meister Maccabi Tel Aviv. Ein Doppelschlag von Srdjan Lakic (63.) und Alexander Meier per Handelfmeter (67.) war für die Eintracht nicht genug, da sie bereits nach 35 Minuten durch Tore von Eran Zahavi (14.) und Barak Itzhaki (30./35.) mit 0:3 zurücklag. Für den Schlusspunkt sorgte erneut Zahavi mit einem verwandelten Handelfmeter in der Nachspielzeit.

"Wir standen in der ersten Halbzeit neben den Schuhen. Es gibt kein Spiel, dass wir so angehen können, wie wir es hier getan haben. Mit einer solchen Einstellung brauchen wir in der Bundesliga gar nicht antreten", meinte Trainer Armin Veh. "In der zweiten Halbzeit haben wir dann ein anderes Gesicht gezeigt und zurückgefightet." Unter dem Strich sorgte diese Pleite aber nicht nur dafür, dass Frankfurt die vorzeitige Qualifikation für die K.o.-Runde vorerst verpasste.

Sie war drei Tage vor dem wichtigen Bundesliga-Derby bei Mainz 05 auch noch ein weiterer Schlag für das ohnehin schon angeknackste Selbstvertrauen. Denn während es in der Europa League nur die erste Niederlage nach drei klaren Siegen war und der Vorsprung auf Platz drei nach dem Sieg von APOEL Nikosia gegen Girondins Bordeaux immer noch komfortable fünf Punkte beträgt, sind die Frankfurter im Ligaalltag schon seit sechs Partien sieglos.

Genau aus diesem Grund entschloss sich Veh auch dazu, in Tel Aviv zum ersten Mal in dieser Saison im großen Stil zu rotieren und mit Blick auf das Spiel in Mainz mehrere Leistungsträger zu schonen. Sebastian Rode blieb gleich ganz in Frankfurt, Torjäger Vaclav Kadlec saß zunächst nur auf der Bank. Dafür brachte der Coach im Vergleich zur 1:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg fünf neue Spieler: Srdjan Lakic im Sturm, Stefan Aigner und Takashi Inui dahinter, Constant Djakpa und Stephan Schröck in der Abwehr.

Das Ergebnis war jedoch lange Zeit niederschmetternd: Die Eintracht fand überhaupt nicht in dieses Spiel. Maccabi störte zwar früh und machte es den Frankfurtern dadurch schwer. Aber als Alibi für die groben Mängel in allen Bereichen taugte das nur bedingt. Ein zielstrebiges, dominantes Angriffsspiel, wie von Veh gefordert, war nicht zu sehen. Und in der Defensive führte der lethargische und unkonzentrierte Frankfurter Auftritt zu teils grotesken Patzern. Beim ersten Gegentor stellte sich Verteidiger Anderson beim Pass von Mitrovic auf Zahavi geradezu tölpelhaft an.

Beim 0:2 griff zunächst niemand den Flankengeber Ben Harush an und fühlte sich danach auch niemand für den Torschützen Itzhaki zuständig. Der dritte Treffer fiel den Israelis ähnlich leicht, diesmal vollendete Itzhaki mit einem schönen Heber. Tel Avivs Trainer Paulo Sousa, der 1997 mit Borussia Dortmund die Champions League gewann, erlebte die von ihm zuvor erhoffte "historische, glorreiche Nacht".

Die rund 2000 mitgereisten Frankfurter Fans dagegen waren entsetzt und kehrten ihrer Mannschaft zur Pause demonstrativ den Rücken zu. Eine Reaktion der Eintracht blieb zunächst aus. Das änderte sich erst nach einer guten Stunde, als Lakic nach einer Flanke von Schröck auf 1:3 verkürzte. Nur zwei Minuten später kam es im Strafraum zu einem Laufduell zwischen Aigner und Nikola Mitrovic, bei dem sich der Frankfurter verletzte und der Maccabi-Profi den Ball mit der Hand spielte. Meier verwandelte den fälligen Elfmeter - und die Eintracht warf gegen nun völlig verunsicherte Israelis alles nach vorn.

Zwingende Torchancen kamen dabei aber abgesehen von einem Kopfball des nun eingewechselten Kadlec (83.) nicht mehr heraus. Und so müssen die Frankfurter nun in den Spielen bei Girondins Bordeaux (28. November) und gegen APOEL Nikosia (12. Dezember) versuchen, das Weiterkommen und auch den Gruppensieg perfekt zu machen.

Bis auf ein paar ungefährliche Weitschüsse brachten die Gäste gegen den international bestenfalls zweitklassigen Gegner keine nenneswerten Offensivaktionen zustande. Es fehlte jegliche Kreativität und Durchlagskraft. Dennoch verzichtete Veh in der Halbzeitpause auf Wechsel. Die Liga-Dauerläufer Vaclav Kadlec und Bastian Oczipka saßen weiterhin auf der Bank.

Kurz nach dem Wiederanpfiff kam die Eintracht erstmals halbwegs gefährlich vor das Tor von Maccabi-Keeper Juan Pablo, der bei Djapkas Hereingabe nicht sicher wirkte (47.). Der Vorstoß über die linke Seite blieb aber zunächst eine Eintagsfliege. Dafür sorgte der Tabellenführer Israels, bei dem der frührere Bundesliga-Profi Paulo Sousa auf der Trainerbank sitzt, auf der Gegenseite immer wieder für Unruhe.

Aus dem Nichts kamen die Anschlusstreffer. Zunächst nutzte Lakic einen Patzer von Paulo Sousa, Meier nutzte die Gelegenheit, nachdem Nikola Mitrovic den Ball gegen Stefan Aigner nur mit der Hand verteidigen konnte (64). Bei den Gastgebern überzeugten die Torschützen Zahavi und Itzhaki, im Eintracht-Trikot erreichte nur Trapp Normalform.

Freiburg dezimiert sich selbst

Wieder kein Sieg, zwei Platzverweise, aber trotzdem noch im Geschäft: Nach einem schmeichelhaften 0:0 in Portugal ist für den SC Freiburg in der Europa League wieder alles drin. Drei Tage vor dem Bundesliga-Derby gegen den VfB Stuttgart holten die Badener am Donnerstagabend bei GD Estoril Praia vor 2014 Zuschauern einen Punkt, der vielleicht noch Gold wert sein kann. Siege bei Slovan Liberec und dann zu Hause gegen den FC Sevilla sind für den Fußball-Bundesligisten in den letzten beiden Gruppenspielen Pflicht.

Nicolas Höfler und Karim Guéde werden zumindest in fünften Gruppenspiel fehlen. Höfler sah wegen Handspiels in der (87.) Minute Gelb-Rot. Wenig später folgte Karim Guéde (88.) ebenfalls mit Gelb-Rot nach wiederholtem Foulspiel. Die letzten Minuten waren hart für die Freiburger.

Von einem Erfolg waren die Freiburger in Estoril weiter entfernt als beim enttäuschenden 1:1 im Hinspiel. Diesmal hatten die Portugiesen die weitaus besseren Möglichkeiten. Doch Torhüter Oliver Baumann war wie schon beim 3:0-Erfolg gegen den 1. FC Nürnberg auch im spärlich besetzten Estadio António Coimbra da Mota der große Rückhalt. 747 Freiburger feierten ihren Keeper.

Nur der Torhüter und der im nächsten Bundesligaspiel gesperrte Verteidiger Oliver Sorg blieben in der Mannschaft, die zuletzt in Nürnberg den ersten Punktspielsieg der Saison geholt hatte. Den Rest seines Teams beorderte Streich auf die Bank und zeigte damit, was absolute Priorität hat: Das prestigeträchtige Landesderby am Sonntag gegen den VfB Stuttgart. Ein Spiel, das zudem im nerven- und kräftezehrenden Kampf um den Klassenverbleib enorm wichtig für den Tabellendrittletzten ist.

Von daher war es keine Überraschung, dass zunächst im Dauerregen keine klare Struktur im SC-Spiel zu erkennen war. Es fehlte an einem systematischen Aufbau, klaren Ideen und Durchschlagskraft. Doch auch die Portugiesen machten es kaum besser. Die erste Chance in einem schwachen Spiel wurde nach einer halben Stunde notiert. Stürmer Luis Leal verzog knapp.

Munter ging es dann nach der Pause weiter. Vor allem die Hausherren wirkten wie ausgewechselt. Leal mit einem Kopfball (49.) vergab knapp. Eine Minute später verhinderte Baumann mit einer Glanztat den Rückstand nach einem Kopfball des Brasilianers Seba. Estoril wurde immer torgefährlicher. Der frühere Hannoveraner traf in der 59. Minute per Kopf die Latte. Zwischendurch hatte der Tscheche Vladimair Darida erstmals Estoril-Keeper Vagner geprüft. Doch das war viel zu wenig. Der gerade von der Bank gekommene Pedro scheiterte an Baumann (83.), der in der Abwehrschlacht in der Schlussphase den Sieg festhielt.

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