Deutsche Teams in der Europa League:"Ein paar schöne Ausflüge"

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Prominenter Gegner: Samuel Eto'o erwarteten mit Machatschkala Hannover 96.  (Foto: AFP)

Vier deutsche Klubs gehen mit Hoffnungen in den Europapokal-Abend: Gladbachs Wiedersehen mit Miroslav Klose fällt wegen einer Verletzung des Stürmers aus, Machatschkala und Samuel Eto'o laden Hannover zum Kunstrasenabend nach Moskau ein, Leverkusen hat genug von Torefestivals und Stuttgart sucht einfach nur Stabilität.

Von Ulrich Hartmann

Borussia Mönchengladbach hatte sich sehr auf Nationalstürmer Miroslav Klose gefreut - und Hannover auf Samuel Eto'o. Solchen Fußballern von erster Güte begegnet man in der bisweilen belächelten Europa League nicht allzu oft, schon gar nicht bereits in der "Runde der letzten 32".

Doch Klose ist verletzt (Bänderriss), er wird nicht dabei sein, wenn die Gladbacher an diesem Donnerstagabend zum Hinspiel gegen Lazio Rom antreten (21.05 Uhr, Kabel 1). Routinier Eto'o will dagegen trotz Rückenschmerzen mitwirken, wenn Hannover in Moskau gegen den russischen Oligarchen-Klub Anschi Machatschkala antritt. Fiele Eto'o doch aus, stiegen die Chancen von 96 aufs Weiterkommen. Dasselbe Ziel haben Leverkusen und Stuttgart - alle vier Bundesligisten haben ja im Wettbewerb überwintert.

Anschi Machatschkala - Hannover 96

Die Niedersachsen haben sich für die anspruchsvolle Auswärtsaufgabe beim aufstrebenden russischen Tabellenzweiten speziell vorbereitet: im Eilenriede-Stadion in Hannovers Osten. Dies hatte nicht mit klimatisch vergleichbaren Bedingungen zu tun, sondern mit dem Boden. Bevor 96 nach Russland aufbrach, wurde auf einem Kunstrasenplatz geübt, denn im Luschniki-Stadion zu Moskau, in das Anschi ausweicht, liegt ein solcher aus. Mehr noch als diese Umstellung könnte entscheidend sein, ob Eto'o nun mitspielt oder nicht.

Der Torjäger, der in sechs Europa-League-Spielen für Machatschkala schon dreimal erfolgreich war, hat zwar seit geraumer Zeit Beschwerden, am Mittwoch sagte der holländische Anschi-Trainer Guus Hiddink jedoch: "Ich gehe davon aus, dass Samuel spielt."

Auch Hannovers Torjäger Mame Diouf hat muskuläre Probleme, und seine Kollegen sind gewarnt: Der von Gönner Suleiman Kerimow finanzierte Gegner hat seine bisherigen Europa-League-Heimspiele alle ohne Gegentor gewonnen: 2:0 gegen Bern, 1:0 gegen Liverpool, 2:0 gegen Udine.

Zudem darf der brasilianische Zugang Willian, der für 35 Millionen Euro von Schachtjor Donezk gekauft wurde, spielen, weil er in dieser Saison zuvor bloß in der Champions League mitgewirkt hat. Dass Anschi international grundsätzlich nicht im politisch unruhigen Machatschkala spielt, sondern im 1600 Kilometer nördlich gelegenen Moskau, stört die Spieler nicht. Sie leben und trainieren sowieso in Moskau und fliegen nur für die Liga-Spiele hinunter ans kaspische Meer.

Bayer Leverkusen - Benfica Lissabon

Bei Leverkusens Partie gegen Benfica Lissabon steht die zuletzt anfällige Abwehr des Bundesligisten auf dem Prüfstand. Benfica Lissabon liefert sich in Portugal mit dem FC Porto (punktgleich) ein Duell um den Meistertitel und verlangt den Leverkusenern überdies enormen Respekt ab, weil man in der Champions-League-Gruppe mit torlosen Unentschieden beim FC Barcelona und bei Celtic Glasgow imponiert hatte. Als Drittplatzierter hinter diesen beiden musste Benfica jedoch hinunter in die Europa League.

Lissabons Stürmer Oscar Cardozo aus Paraguay macht sich beim Blick auf Bayers jüngste Bundesliga-Ergebnisse Hoffnungen auf einen schönen Abend: Je drei Gegentreffer gegen Dortmund (2:3) und Mönchengladbach (3:3) haben die Rheinländer zuletzt in der Liga zugelassen. Mit einem dritten Malheur dieser Art stünden die Chancen fürs Rückspiel in Lissabon ungünstig. Die Erinnerungen an das spektakuläre 4:4 gegen Benfica vor 19 Jahren, das damals Leverkusens Aus im Viertelfinale bedeutete, nähren zusätzlich die Furcht vor einem neuerlichen Torfestival. Bayer-Trainer Sami Hyypiä hat andere Wünsche: "1:0 wäre gut", sagte er, "5:0 sehr gut."

VfB Stuttgart - KRC Genk

Der VfB Stuttgart hat - nach zuletzt fünf Bundesliga-Niederlagen in Serie - einen vermeintlich dankbaren Therapiegegner zugelost bekommen: den belgischen Tabellenvierten KRC Genk. "Wir können doch nicht alles verlernt haben", behauptet Torwart Sven Ulreich nach den jüngsten Rückschlägen und fordert für die Heimpartie gegen Genk, was man halt so fordert als phrasenerprobter Fußballer in Krisenzeiten: "Wiedergutmachung".

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Genks Torjäger heißt Benjamin de Ceulaer (drei Tore in vier Europa-League-Spielen). Die Stuttgarter sollten allein seinetwegen noch nicht zu sehr ans folgende Bundesligaderby in Hoffenheim denken. Nachdem VfB-Manager Fredi Bobic den Abstiegskampf ausgerufen hat, kommt dieser Partie am Sonntag eine bedrohlich große Bedeutung zu. Aufregende Tage also.

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Bor. Mönchengladbach - Lazio Rom

Die Dankbarkeit über die Teilnahme am internationalen Wettbewerb ist in Mönchengladbach noch immer am größten. 15 Jahre hatte die Borussia nicht mehr im Europapokal mitgespielt, "und jetzt machen wir regelmäßig ein paar schöne Ausflüge", sagt Präsident Rolf Königs in vergnügt lapidarem Ton.

Bevor es in der kommenden Woche zum Rückspiel nach Rom geht, empfangen die Gladbacher Lazio zum Hinspiel. So sehr sie es rein fußballerisch vorteilhaft finden dürften, dass Miroslav Klose bei Lazio nicht für Gefahr sorgen kann, so sehr wissen die Borussen aber auch um die derzeit starke Verfassung des Stürmers Sergio Floccari, der genauso wie der Tscheche Libor Kozak bereits drei Tore in der Europa League geschossen hat.

Dies klingt umso gefährlicher, weil Gladbachs Abwehr mit sieben Gegentoren in den jüngsten drei Bundesliga-Spielen keinen sehr zuverlässigen Eindruck gemacht hat. Hinzu kommt, dass Torwart Marc-André ter Stegen das Dienstagstraining mit starkem Muskelstechen im Oberschenkel abbrechen musste - nach einem Krankenhausbesuch erwartet er allerdings für Donnerstag keine Probleme. Vorfreude und Zuversicht haben sich die Gladbacher also bewahrt, zumal dieses Spiel am zweiten Jahrestag von Lucien Favres Amtsantritt am Niederrhein ausgetragen wird.

Ihrem Schweizer Trainer, da sind sich Spieler, Vorstand und Fans ja völlig einig, verdanken sie es überhaupt, dass sie erstmals seit 15 Jahren wieder an Europapokal-Abenden dabei sein dürfen.

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Und dann kommt doch alles anders als gedacht: Das Transferfenster dieses Winters hatte so einige Überraschungen zu bieten. In München gibt es Schmierentheater um den "geilen Sven", Nuri Şahin feiert das emotionalste Comeback der Bundesliga und ein zu kleiner Brasilianer verblüfft Hannover 96. Die schönsten Wechsel-Geschichten.

Ziel Amsterdam

Der Weg ins Finale nach Amsterdam ist für die vier deutschen Klubs aber noch weit. 200.000 Euro Prämie bekommen die Vereine für ihre Teilnahme an dieser Runde der letzten 32. Der Einzug ins Achtelfinale würde weitere 350.000 Euro einbringen. Das sind keine Summen, bei denen Fußball-Funktionäre heutzutage in Jubel ausbrechen, zumal die Prämien in der Champions League etwa zehnmal so hoch sind.

Trotzdem: Da sie nun schon mal dabei sind, wollen die Klubs auch gern ins Endspiel am 15. Mai in Amsterdam. Erstens sind Endspiele ein unvergessliches Erlebnis, und zweitens kann, wer die Europa League gewinnt, in Summe dann doch etwa zehn Millionen Euro einstreichen.

Die nächste Etappe, das Achtelfinale, wurde bereits vor Weihnachten ausgelost. Im Erfolgsfall bekäme es das deutsche Quartett mit starken Gegnern zu tun: Bayer Leverkusen mit Dynamo Kiew oder Girondins Bordeaux. Hannover 96 mit Newcastle United oder Metalist Charkow - und Mönchengladbach und Stuttgart, die könnten direkt aufeinander treffen.

© SZ vom 14.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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