Deutsche Skispringer:In der Reihe der Enttäuschten

Sotschi 2014 - Skispringen

Severin Freund: unverletzt nach Sturz an der Normalschanze

(Foto: dpa)

Wenn es ernst wird, jubeln die anderen: Die deutschen Skispringer verpassen beim Auftakt auf der Normalschanze die Medaillenränge deutlich. Nach dem Sturz von Severin Freund ist Bundestrainer Werner Schuster froh, dass es keine Verletzten gibt.

Von Thomas Hahn, Krasnaja Poljana

Severin Freund hatte viel Einsicht mitgebracht in die Interviewzone des Skisprungstadions von Krasnaja Poljana. Das sprach für ihn, aber daran konnte man auch sehen, dass etwas schief gelaufen war. Einsicht braucht nur der, der was falsch gemacht hat, und Severin Freund, der Medaillenanwärter von der DJK Rastbüchl, hatte im Eifer seiner Bemühungen eine Kleinigkeit falsch gemacht beim Olympia-Wettkampf auf der Normalschanze.

Er war gestürzt nach seiner Landung im ersten Durchgang, er hatte seine eigene Hochform gekontert mit einem kleinen gutgemeinten Manöver, mit dem er ein paar Meter mehr herausschinden wollte. "Ich habe gespürt, dass der Sprung nicht von selbst ewig weit geht", sagte er. Er versuchte zu forcieren und übertrieb. "Ich bin ein bisschen zu weit vorne mit dem Schwerpunkt hingesprungen. Dann habe ich es nicht halten können und deshalb fällt man halt mal hin."

Es wirkt fast wie ein Schicksal der deutschen Skispringer: Sie sind gut in Trainingseinheiten und Qualifikationen, sie überzeugen auch im Weltcup-Alltag wie Freund, der zuletzt in Willingen zweimal Zweiter war. Aber wenn es ernst wird, jubeln die anderen; in diesem Fall der Pole Kamil Stoch, der überlegen Olympiasieger wurde, Silber-Gewinner Peter Prevc aus Slowenien sowie der drittplatzierte Norweger Anders Bardal.

Die Deutschen müssen allmählich aufpassen, dass ihnen aus diesem Umstand kein Trauma erwächst. Bundestrainer Werner Schuster war nach dem Wettkampf jedenfalls bedient. "Eher konsterniert" nannte er seine erste Reaktion auf Freunds Sturz. "Nichts hat auf diesen Ausgang hingedeutet." Er war guten Mutes gewesen, dass seine Leute was reißen.

Die Deutschen waren in guter Gesellschaft in den Reihen der Enttäuschten. Die Skisprungmacht Österreich ging ebenfalls leer aus, deren Weltcup-Rekordler Gregor Schlierenzauer kam seinem ersten Olympia-Gold keinen Schritt näher; er wurde Elfter. Und der viermalige Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz kam auf Platz 17. Schuster konnte den 18-jährigen Ruhpoldinger Andreas Wellinger loben für dessen sechsten Platz, außerdem Andreas Wank aus Oberhof für dessen zehnten Rang. Und natürlich machte er das auch, trotzdem verstand Schuster im ersten Moment die Skisprungwelt nicht mehr.

Schon sein hochbegabter Richard Freitag hatte auf so seltsame Art seinen Sprung abgebrochen, als sein Sprung richtig weit zu gehen drohte. Und Freund büßte für seinen Ehrgeiz. "Es ist dubios und kurios, was hier passiert ist", sagte Schuster. Freund sprach von "extremem Frust, weil man weiß, dass man mehr drauf hätte". Wobei Schuster auch nicht vergessen wollte, die Perspektiven zurechtzurücken. Severin Freunds Sturz war nicht ohne gewesen. "Man muss froh sein", sagte Werner Schuster, "dass er sich nicht verletzt hat."

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