Deutsche Nationalmannschaft:Mit Wagner und Plattenhardt zum Confed Cup

Sandro Wagner

Vor acht Jahren U21-Europameister, bald erstmals in der A-Elf: Angreifer Sandro Wagner.

(Foto: dpa)
  • Bundestrainer Löw und U21-Coach Kuntz geben ihre Kader für die Turniere im Sommer bekannt.
  • Die A-Elf setzt auf sieben Neulinge, darunter Hoffenheims Stürmer Sandro Wagner.
  • Die U21 muss auf etliche Spieler verzichten.

Von Carsten Scheele

Über den Brenner nach Italien? Oder in die Karibik? Vielleicht für ein paar Tage nach Chicago zum alten Kumpel Basti, um zu gucken, ob er dort wirklich unerkannt über die Straßen laufen kann? Tatsächlich, bei Thomas Müller, Mats Hummels und Manuel Neuer können die Urlaubsplanungen beginnen. Sie haben ein paar freie Sommerwochen vor sich.

Die finale Anerkennung ihrer Urlaubsanträge verkündete der Bundestrainer am Mittwoch. In Frankfurt gab er zusammen mit U21-Nationalcoach Stefan Kuntz eine Pressekonferenz - aus gewichtigem Grund: In diesem Sommer steht zwar keine WM oder EM an, dafür aber mit dem Confed Cup und der EM für U21-Nationalteams zwei Termine, für die ebenfalls gute Fußballer benötigt werden.

Vor dem deutschen Fußball stünde "ein Sommer der besonderen Herausforderungen", erklärte Löw deshalb. Die DFB-Stabsführung muss dreierlei Bedürfnissen gerecht werden: Erstens soll die A-Elf eine gute Rolle beim Confed Cup (17. Juni bis 2. Juli) spielen, zweitens die U21 nach Möglichkeit bei der EM in Polen (16.-30. Juni) um den Titel mitspielen. Und drittens soll den Stammkräften, die bei der WM 2018 in Russland unbedingt gebraucht werden, Zeit zur Regeneration gegeben werden, etwa Hummels, der das Saisonende nur noch humpelnd erlebte.

Sieben Neulinge für Löw

Wer wird also in welchem Team spielen? Und wer spielt überhaupt nicht? Löw räumte ein, dass über die Sinnhaftigkeit des Confed Cups debattiert werden könne. Nein, er wäre auch nicht böse, würde das Vor-WM-Turnier gänzlich abgeschafft. "Fakt ist: Er findet statt", sagte Löw dennoch. Es sei ein "gutes Warm-up" für die richtige WM 2018 in Russland, mehr aber auch nicht.

Die um etliche Stammkräfte bereinigte A-Mannschaft setzt in Russland auf Spieler wie Skhodran Mustafi (FC Arsenal), Julian Draxler (Paris Saint-Germain), Joshua Kimmich (FC Bayern) und Julian Brandt (Bayer Leverkusen). Aber es wurden auch sieben Spieler ohne bisherige Länderspieleinsätze nominiert: Sandro Wagner, Kerem Demirbay (beide 1899 Hoffenheim), Amin Younes (Ajax Amsterdam), Diego Demme (RB Leipzig), Kevin Trapp (PSG), Lars Stindl (Borussia Mönchengladbach) und Marvin Plattenhardt (Hertha BSC), einige von ihnen sind Überraschungen.

Die U21 formiert sich in Polen um Spieler wie Jonathan Tah (Bayer Leverkusen), Serge Gnabry (Werder Bremen), Max Meyer (Schalke 04) und Davie Selke (RB Leipzig). Andere sind nicht Verfügbar, Timo Werner (RB Leipzig) oder Leroy Sané (Manchester City) werden beim Confed Cup gebraucht. "Die perfekte Lösung gibt es nicht, weil es Spieler gibt, die beiden Mannschaften gut getan hätten", sagte Löw. U21-Coach Kuntz hofft indes, er habe auch so eine schlagkräftige Mannschaft beisammen. Was bleibt ihm auch anders übrig.

Wer alles geschont wird

Bewusst geschont werden die A-Stammkräfte Manuel Neuer, Mats Hummels, Jérôme Boateng, Toni Kroos, Mesut Özil und Thomas Müller. Auch Mario Gomez ("brauchen ihn nicht unbedingt") ist nicht dabei. "Drei Turniere in drei Jahren, das halte ich schon für grenzwertig", sagte Löw über seine Vielspieler. Sie hätten ihre Pause redlich verdient.

Ebenfalls außen vor bleiben Max Kruse (Werder Bremen) und Marco Reus, obwohl der Dortmunder gar nicht sonderlich viele Saisonspiele absolviert hat. Jeder Einsatz beim Confed Cup wäre für den dauerverletzten Reus ein Risiko, sich erneut etwas zu brechen oder zu reißen. Er habe "ausführlich mit Marco gesprochen", sagte Löw. Er hätte ihn gerne dabei gehabt, gab der Bundestrainer zu. Letztlich sei das Risiko aber zu groß gewesen. Reus soll endlich mal gesund in eine Saison starten dürfen, was auch seinem Verein in Dortmund sehr entgegen käme.

Wie kommt Löw mit Sandro Wagner zurecht?

Spannend dürfte werden, wie sich ein sehr selbstbewusster Charakter wie Sandro Wagner, der von sich behauptete, er sei "der mit Abstand beste deutsche Stürmer", im sensiblen Gefüge der Nationalelf zurechtfindet. "Er hat eine andere Art und Weise zu spielen", erklärte Löw. Er habe Wagner als "offen, ehrlich und direkt" kennengelernt, und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: "Mit solchen Charakteren hatten wir noch nie Probleme."

Für Wagner dürfte der Russland-Trip, auch wenn er natürlich noch zu viel höherem berufen ist, ein Highlight seines bisherigen Fußballerlebens werden. Wie übrigens auch für den Berliner Freistoßspezialisten Plattenhardt. Der frohlockte: "Meinen Kreta-Urlaub storniere ich dafür natürlich gerne."

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