In seinem sagenumwobenen Sabbatical hat der Trainer Thomas Tuchel nicht nur seine Ernährung revolutioniert, mit interessierten Vereinen Gespräche geführt und sich bei Volleyball- und Basketballtrainern weitergebildet. Er hat auch ferngesehen. Einmal, es muss ein Montagabend gewesen sein, ist er in die Übertragung eines Zweitligaspiels hinein geraten, und angeblich hat er extra seine Frau gerufen, um ihr zu zeigen, was er da auf dem Bildschirm sah: ein Kind, das die Platzwahl machte. Julian Weigl war damals knapp 19 Jahre alt und im Zuge jener Wahnwitzigkeiten, die es nur beim TSV 1860 München gibt, war er vorübergehend zum Kapitän ernannt worden.
Kurz darauf hat ihm derselbe sonderbare 1860-Trainer, der ihm die Binde gegeben hatte, die Binde wieder weggenommen, aber seiner Karriere konnte das nichts mehr anhaben. Thomas Tuchel hat sich diesen Spieler gemerkt. Er hat Weigls Weg nach seinem Fernseh-Erlebnis weiter verfolgt und ihn nach Beendigung des Sabbaticals nach Dortmund geholt, er hat ihn sofort spielen lassen und binnen weniger Monate zu einem DFB-Perspektivspieler hoch gecoacht. Aus dem Kind, das die Platzwahl machte, ist jetzt ein stiller, aber schon recht reifer Sechser geworden, der nicht viele auffällige Sachen, aber eben auch sehr wenig Fehler macht.
Nächster Halt: Rio. Ob es mal für mehr reicht? Mal schau'n. Könnte zumindest ein solider dritter Bender-Zwilling werden.