DFB-Elf bei der Fußball-WM:Gruppenerster - das wäre wichtig

Frauenfußball-WM - Ausflug deutsches Team

Mal etwas anders die Füße vertreten: Die deutschen Nationalspielerinnen genießen eine Auszeit am Strand.

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)
  • Die DFB-Frauen spielen am Montagabend (18 Uhr) gegen Südafrika um den Gruppensieg bei der WM.
  • So könnte die Mannschaft den richtig schweren Gegnern im Achtel- und Viertelfinale noch entgehen.
  • Hier geht es zum Spielplan der Fußball-WM.

Von Anna Dreher, Montpellier

Martina Voss-Tecklenburg ist Bundestrainerin, sie hat eine Vorbildfunktion und die muss sie auch dann wahrnehmen, wenn es mal nicht so angenehm ist. Während ihre Spielerinnen also noch zögerten, ging sie voran. An ihren Füßen wurde es kühler, vielleicht sogar kalt, aber Voss-Tecklenburg lief weiter, bis ihr das Wasser an die Oberschenkel spritzte. Sie drehte sich um, grinste und wirkte so entspannt, wie eine Trainerin sein kann, die mit ihrer Mannschaft schon sicher das Achtelfinale einer Weltmeisterschaft erreicht hat und nun einen Nachmittag in kurzen Hosen am Meer verbringen kann. Eine Spielerin nach der anderen wagte sich nach ihr ins Wasser am Sandstrand von La Grande-Motte, 20 Kilometer außerhalb von Montpellier im Süden Frankreichs. Und einer nach der anderen war die gleiche Entspannung anzusehen, wie Voss-Tecklenburg. Auf der Sonnenseite zu stehen, fühlt sich nun mal gut an.

"Ich würde mich jetzt gern ausziehen und reinspringen", sagte Mittelfeldspielerin Melanie Leupolz, als sie bis zu den Knöcheln im Wasser stand. Sie hat das dann gelassen und stattdessen später mit den anderen auf den weißen Sesseln der Beach-Bar Paillote Bambou gesessen, wo es auch leckere Cocktails gegeben hätte. Aber das Thema Ernährung wird bei der deutschen Fußballnationalmannschaft strikt nach einem Leitsatz gehandhabt: Auf den Teller und ins Glas kommt alles, was gesund ist, sonst nichts.

Eiskaffee ging offenbar: Voss-Tecklenburg, 51, hatte einen vor sich stehen, während neben ihr mit Karten gespielt wurde. Und allein das Nass von unten und nicht von oben abzubekommen, wie zuvor an den Spielorten Rennes und Lille, war schon der Wechsel, den sich alle ersehnt hatten, nachdem der Start ins Turnier ergebnistechnisch mit zwei Siegen verlaufen ist wie erhofft. Im Idealfall kommt am Montag (18 Uhr, ARD) gegen Südafrika im letzten Vorrundenspiel noch ein dritter Erfolg hinzu. Mit einem weiteren Punktgewinn wäre Deutschland Gruppenerster.

"Ich habe keine Sorge, dass wir wieder in den Kampfmodus schalten können."

"Die Spielerinnen haben sehr viel reflektiert in den letzten Tagen, sie haben sehr selbstkritisch in den Videostudien gearbeitet", sagte Voss-Tecklenburg auf der Pressekonferenz am Sonntag. "Von daher sind diese Momente sehr wichtig, und wenn wir, wie in Montpellier, nicht nur eine schöne Stadt haben, sondern auch angenehmeres Wetter, dann ist es klar, dass wir das positiv für uns nutzen." Weil die Mannschaft diese Balance brauche zwischen der intensiven Arbeit und der Zeit, in der die Anspannung gelockert werden müsse: "Ich habe überhaupt keine Sorge, dass wir nicht wüssten, was auf uns zukommt. Und ich habe keine Sorge, dass wir wieder in den Kampfmodus schalten können."

Gruppenerster zu werden, ist nicht nur fürs Selbstbewusstsein wichtig. Sondern weil es den Spielerinnen das Leben bei diesem Turnier einfacher machen würde. Es gibt einige Teams, die in der Vorrunde gezeigt haben, dass es sehr unangenehm werden kann, gegen sie zu spielen. Und unter diesen wiederum gibt es Nationen, denen die Deutschen besonders ungern schon im Achtel- oder Viertelfinale begegnen würden: England, Frankreich und dem größten Turnierfavoriten USA stünde die Mannschaft von Voss-Tecklenburg als Erstplatzierter erst spät gegenüber, im Finale.

Ein Punkt reicht für den ersten Platz

Frauen-WM in Frankreich: Letzter Spieltag in der Vorrunden-Gruppe B mit Deutschland:

Südafrika - Deutschland ARD / Mo., 18.00

Südafrika: Swart - Ramalepe, Van Wyk, Matlou, Holweni - Mbane - Kgatlana, Makhabane, Biyana, Jane, Fulutudilu.

Deutschland: Schult (VfL Wolfsburg) - Gwinn (SC Freiburg), Hegering (SGS Essen), Doorsoun (VfL Wolfsburg), Simon (Olympique Lyon) - Goeßling (VfL Wolfsburg), Leupolz (FC Bayern) - Dallmann (SGS Essen), Popp (VfL Wolfsburg), Huth (Turbine Potsdam) - Schüller (SGS Essen).

Schiedsrichterin: Braz (Portugal).

Spielort: Montpellier (Stade de la Mosson).

Bis dahin bliebe auch noch etwas Zeit, sich fußballerisch zu steigern. Bei den ersten beiden WM-Auftritten hatte es daran ja noch gehapert. Gegen China bereitete die harte gegnerische Gangart Probleme, hinzu kamen eigene, teils gravierende Fehler. Gegen Spanien fehlte es an Kompaktheit, und die Spielerinnen sammelten auch deshalb so viele Kilometer, weil sie dem Ball oft hinterherrennen mussten. Was in beiden Partien auffiel, war die starke kämpferische Leistung der gesamten Mannschaft und die Flexibilität einiger Spielerinnen, die scheinbar mühelos zwischen offensiven und defensiven Positionen wechseln können. Was vor allem deshalb wichtig ist, weil Spielmacherin Dzsenifer Marozsán mit einem gebrochenen Zeh ausfällt.

Südafrika gehört zu den schwächeren Gegnern

Eine Prognose über Marozsáns Rückkehr könne sie nicht gegeben, sagte Voss-Tecklenburg, "weil das am Ende auch viel damit zu tun haben wird, wie Dzseni den Schmerz kompensieren kann, den sie ertragen muss, wenn sie spielt." Zwischen dem ersten und zweiten Spiel hatte die Bundestrainerin eine Systemumstellung vorgenommen und erstmals allen drei Jüngsten zugetraut, einen Unterschied ausmachen zu können: Lena Oberdorf, 17 Jahre alt, Klara Bühl, 18, und Giulia Gwinn, 19, bekamen Einsatzminuten.

Gegen Südafrika dürfte es wieder Änderungen geben. "Es ist toll, dass wir so viel darüber nachdenken können, wer uns für ein bestimmtes Spiel den größten Mehrwert bringt", sagte Voss-Tecklenburg. Gerade jetzt benötigten sie "Spielerinnen, die aggressiv und temporeich im Gegenpressing sind".

Dass Südafrika den DFB-Fußballerinnen große Schwierigkeiten bereiten wird, ist nicht zu erwarten. Die Mannschaft von Trainerin Desiree Ellis gehört mit Chile, Jamaika und Schottland zu den WM-Debütanten. Bis Sonntagmittag hatten diese vier Teams in insgesamt sieben Spielen sieben Niederlagen mit insgesamt 18 Gegentoren verarbeiten müssen. Südafrika gelang gegen die Spanierinnen immerhin die Führung, ehe diese mit zwei Elfmetern die Partie drehten und 3:1 gewannen. Gegen China unterlag Südafrika nur 0:1 - und fiel mit unermüdlichem Einsatz auf.

Während die Feldspielerinnen am Strand die Sonne genossen, waren die drei Torhüterinnen Almuth Schult, Merle Frohms und Laura Benkarth übrigens ausgeschlossen vom freien Nachmittag. Freiwillig. Sie hatten Torwarttrainer Michael Fuchs um eine Extraeinheit gebeten. Wie er das fand, sagte er nicht. Aber eine Gelegenheit, während der WM noch ins Meer zu springen, gäbe es ja vielleicht noch: Das Spiel um Platz drei findet in Nizza statt.

Zur SZ-Startseite

Brasilien bei der Fußball-WM
:Die Wut der Marta

Die sechsmalige Weltfußballerin fühlt sich beim 2:3 gegen Australien durch den Videobeweis unfair behandelt. Abseits des Platzes setzt sie ihren Zorn für die Gleichberechtigung der Frauen ein.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: