Deutsche Nationalelf besiegt Ecuador:Auch die B-Elf kann Tore schießen

Ecuador v Germany - International Friendly

Und dann steht es 3:0: In der ersten Halbzeit lief es gut für die DFB-Elf und Lukas Podolski (Iinks).

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Zweimal Lukas Podolski, zweimal Lars Bender: Die deutsche Nationalmannschaft zeigt beim ersten Testspiel der USA-Reise in der ersten Halbzeit eine beachtliche Leistung - und gewinnt 4:2 gegen Ecuador. Dabei gelingt Joachim Löws "Verlegenheits-Elf" sogar ein historisch schnelles Tor.

Von Lisa Sonnabend

Seit Wochen wurde über die Bedeutung der Testspielreise der deutschen Nationalmannschaft in die USA debattiert. Doch schon vor Anpfiff gegen das Team aus Ecuador ließ sich sagen: Die Tour hat sich für alle Beteiligten gelohnt. Angenehm milde 27 Grad hat es zur Mittagszeit in Boca Raton, einem beschaulichen Küstenstädtchen in Florida - während Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Mario Gomez sich fürs Training an der Säbener Straße an diesem Tag dick einpacken mussten.

Nach den Absagen der Fußballer des FC Bayern, von Borussia Dortmund und Real Madrid musste Bundestrainer Joachim Löw für die Testspielreise improvisieren. Neben ein paar alten Bekannten wie Lukas Podolski, Per Mertesacker oder André Schürrle liefen deswegen gegen Ecuador auch Spieler wie Heiko Westermann oder Stefan Reinartz auf, die eigentlich schon auf dem Abstellgleis geparkt waren. Oder Max Kruse und Sidney Sam, die zum ersten Mal das Deutschlandtrikot überziehen durfte.

Die "Verlegenheits-Elf" machte ihren Job dabei ordentlich. Am Ende gewann sie nach jeweils zwei Toren von Lukas Podolski (1., 17.) und Lars Bender (4., 24.) gegen Ecuador mit 4:2 (4:1). "Gerade die Spieler, die noch nicht so viel Erfahrung haben, haben das überragend gemacht", lobte Bundestrainer Joachim Löw nach der Partie.

Eine Erkenntnis für die WM-Qualifikation oder das Turnier 2014 in Brasilien? Auch eine B-Elf kann Historisches vollbringen. Denn schon nach neun Sekunden fiel ein Tor - das schnellste Länderspieltor der Geschichte. Nach dem Anstoß für Ecuador sprintete Podolski los in Richtung Gegner, die in der eigenen Hälfte hin und her passten. Gabriel Achilier ließ sich den Ball abnehmen, als würde er am Strand von Boca Raton mit einem kleinen Kind kicken, und der Kölner verwandelte locker von der Strafraumgrenze. Podolski lächelte hochzufrieden - vor dem Spiel war er von Manager Oliver Bierhoff kritisiert worden, er habe "in der Nationalmannschaft ein Jahr des Stillstands" gezeigt.

Nur drei Minuten dauerte es, bis die deutsche Elf Ecuador erneut überlistete. Debütant Sam passte auf den freistehenden Lars Bender, der mit dem Außenrist in die Tormitte traf. Ein beeindruckender Einstand für eine Auswahl, die so noch nie zusammengespielt hatte.

Ecuador, immerhin Weltranglistenzehnter und in Bestformation angetreten, ließ großzügig Raum für Konter, die Abwehr agierte verunsichert wie der HSV beim 2:9 im März gegen den FC Bayern. Die Folge: Die deutsche Elf schlug bereits in der 17. Minute erneut zu. Kruse kam im Strafraum an den Ball - anstatt sein erstes Länderspieltor erzielen zu wollen, legte der Noch-Freiburger überlegt zurück auf Podolski. Dieser konnte mit seinem linken Fuß mit Leichtigkeit ins rechte Eck treffen.

Nur sieben Minuten später war dann wieder Lars Bender dran. Schalkes Roman Neustädter passte zum Leverkusener Mittelfeldspieler. Der hatte alle Zeit der Welt, sich den Ball zurechtzulegen. Da Torwart Alexander Dominguez sich nicht bemüßigt sah, sich bei dem schwül-warmen Wetter arg zu strecken, landete auch dieser Ball von Bender im Tor.

Nach der Halbzeit wie ausgewechselt

Bis zur Halbzeit kam Ecuador jedoch besser ins Spiel, die deutsche Abwehr leistete sich ein paar Schnitzer. Erst musste René Adler einen Kullerball annehmen, dann leitete er einen Schuss an die Latte weiter - und schließlich musste der HSV-Keeper die Kugel sogar aus dem Netz holen. Antonio Valencia von Manchester United behielt in der 44. Minute im Getümmel den Überblick und schoss unerreichbar ins rechte Eck. Es stand nur noch 4:1.

Auch nach der Pause hatte Ecuador die besseren Möglichkeiten, wenn auch keine zwingenden. Wurde es brenzlig, war Adler zur Stelle - so als hätten ihn die Weltklasseparaden von Manuel Neuer und Roman Weidenfeller beim Champions-League-Finale inspiriert. In der 56. Minute musste Julian Draxler mit Schmerzen am Fuß vom Platz, Aaron Hunt kam zu seinem dritten Länderspiel. Für Neustädter durfte Stefan Reinartz das zweite Mal im Nationalelf-Trikot auf den Platz. Für Sam kam schließlich in der 68. Minute der erfahrenere André Schürrle.

Schwung ins Team brachten auch sie nicht mehr. Stattdessen wurde Adler immer wieder gefordert. Der Freistoß von Walter Ayovi aus etwa 30 Metern überraschte ihn tatsächlich noch: Die deutsche Mauer ließ den Ball passieren, der Schlussmann zögerte zu lange und konnte das 2:4 nicht mehr verhindern.

Kurz bevor Nicolai Müller in der 89. Minute sein Nationalelf-Debüt feiern durfte, stürmte ein Flitzer aufs Spielfeld und schüttelte Lars Bender anerkennend die Hand. Ob Löw auch mit dem Testspiel zufrieden war? Ob er Beobachtungen mitnehmen konnte? Zumindest diese: Auch eine Verlegenheitself kann Tore schießen.

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