Deutsche Mannschaften in der Europa League:Abend der vergebenen Torchancen

511785789

Schon wieder daneben: Branimir Hrgota und seine Gladbacher Kollegen vergeben in Zürich zahlreiche Chancen.

(Foto: AFP)

Der VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach warten in der Europa League weiter auf den ersten Sieg in dieser Saison. Beide müssen sich in ihren Spielen gegen Lille und in Zürich jeweils mit einem 1:1 begnügen - sie übertreffen sich dabei im Auslassen bester Chancen.

  • Der VfL Wolfsburg muss sich in der Europa League gegen Lille mit einem 1:1 begnügen. Kevin de Bruyne gleicht mit einem Traumtor aus.
  • Borussia Mönchengladbach vergibt beim 1:1 in Zürich zahlreiche Torchancen. Nur Havard Nordtveit trifft.
  • Die Ergebnisse und Tabellen der Europa League im Überblick

VfL Wolfsburg - OSC Lille 1:1 (0:0)

Kevin De Bruyne hat den VfL Wolfsburg mit einem Traumtor vor der nächsten bitteren Pleite in der Europa League bewahrt. Der belgische Nationalspieler erzielte am Donnerstag acht Minuten vor Schluss per Volley den Ausgleichstreffer zum 1:1 (0:0) gegen den französischen Club OSC Lille und verhinderte damit die zweite Niederlage im zweiten Spiel der Gruppe H. Zuvor hatte der VfL beste Torchancen ungenutzt gelassen und einen möglichen Sieg verspielt. Damit steht der VfL vor der unangenehmen Reise nach Russland zum FK Krasnodar, der gegen den englischen Premier-League-Club FC Everton zu einem 1:1 kam, mit nur einem Punkt aus zwei Spielen aber bereits unter Zugzwang.

Lille war zunächst durch einen fragwürdigen Handelfmeter von Divock Origi in Führung gegangen (76.), doch De Bruyne sorgte mit seinem Schuss aus gut 22 Metern für Erleichterung (82.). Vor nur 16 097 Zuschauern in der Arena ließ der VfL, der zum Auftakt in Everton mit 1:4 deklassiert worden war, besonders im zweiten Durchgang mehrere hochkarätige Torchancen liegen. Vor allem Ivan Perisic und der eingewechselte Nicklas Bendtner hätten das Spiel zuvor entscheiden können. Dabei erwies sich aber auch der nigerianische Nationaltorhüter Vincent Enyeama aufseiten der Franzosen als sicherer Rückhalt.

In den ersten 45 Minuten fehlte dem VfL noch die letzte Entschlossenheit. Nur wenn die Gastgeber das Spiel schnell machten, kam der Tabellendritte der Ligue 1 in Bedrängnis. Wie etwa in der 16. Minute, als Ivan Perisic nach Zuspiel von Sebastian Jung per Direktabnahme an Enyeama scheiterte. Oder 20 Minuten später, als Aaron Hunt frei durch war. Sein Zuspiel auf Ivica Olic klärte aber der Ex-Wolfsburger Simon Kjaer in höchster Not. Der Innenverteidiger, der 63 Erstligaspiele für die Wolfsburger absolviert hatte, war vor einem Jahr aussortiert worden. Bei seiner Rückkehr zählte er zu den besten Lille-Spielern.

Lille agiert sehr defensiv

Die Franzosen, die in der Meisterschaft in acht Spielen nur zwei Gegentore kassiert hatten, agierten auch in Wolfsburg äußerst defensiv. Nur selten traute sich die Mannschaft von Trainer Rene Girard über die Mittellinie. "Die letzte Konsequenz fehlt beim Abschluss. Der letzte Pass auch, was wir zuletzt schon bemängelt haben. Der Rest ist aber in Ordnung. Man braucht Geduld", sagte Wolfsburgs Manager Klaus Allofs. Ein Geduldsspiel wurde es erst recht im zweiten Durchgang.

Der VfL drängte mit Macht auf das Führungstor, vergab aber beste Torchancen. Erst prüfte Perisic den OSC-Keeper nach einer Ecke (54.), dann ließ der Kroate die Riesenchance liegen, als er alleine auf Enyeama zulief, aber nicht platziert genug schoss (60.). Auch mit der Einwechslung von Bendtner wurde es nicht besser. Freistehend vor dem Tor hämmerte der Däne den Ball drüber (65.), kurz darauf setzte Vierinha den Ball aus kurzer Entfernung neben das Tor (71.). Die Strafe folgte bei einem der wenigen Konter. Nach einem Schuss der Franzosen sprang Ricardo Rodriguez der Ball an die Hand, den umstrittenen Elfmeter verwandelte Origi zur schmeichelhaften Führung der Franzosen. Die Wolfsburger warfen nochmal alles nach vorne und kamen wenigstens zum Ausgleich.

Favres Rückkehr endet mit einem Untenschieden

FC Zürich - Borussia Mönchengladbach 1:1 (1:1)

Bei der emotionalen Heimkehr von Trainer Lucien Favre hat Borussia Mönchengladbach im zweiten Gruppenspiel der Europa League den ersten Sieg verpasst. Der Bundesliga-Zweite musste sich beim Schweizer Pokalsieger FC Zürich trotz bester Chancen mit einem 1:1 (1:1) begnügen und fiel mit zwei Punkten aus zwei Spielen auf den dritten Tabellenplatz zurück. Die Gladbacher, die im nächsten Gruppenspiel am 23. Oktober auf Außenseiter Apollon Limassol treffen, blieben aber immerhin auch im elften Pflichtspiel der Saison ungeschlagen.

Kurz nach der Zürcher Führung durch Franck Etoundi (23. Minute) gelang Havard Nordtveit mit einem sehenswerten Tor aus 25 Metern der Ausgleich für die Borussia (25.). Damit blieb Favre eine Niederlage bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte erspart. Von 2003 bis 2007 hatte der Schweizer den FCZ trainiert und in den letzten beiden Jahren seines Engagements zu zwei Meistertiteln und einem Pokalsieg geführt. Dementsprechend freundschaftlich fiel die Begrüßung aus. "Wir hatten mehr Spielanteile, mehr Torschüsse, aber beim Abschluss hat uns die Geilheit gefehlt, das zweite Tor zu machen. Das ist ärgerlich. Wir hätten den Sieg verdient gehabt. Man kann der Mannschaft nichts vorwerfen, außer dass sie das zweite Tor nicht geschossen hat", sagte Sportdirektor Max Eberl und blickte auf die Konstellation in Gruppe A. "In den nächsten Spielen stehen wir etwas mehr unter Druck. Die Gruppe ist sehr eng."

8000 Gladbacher reisen nach Zürich

Vor 18 422 Zuschauern im Letzigrund zeigte die Borussia in ihrem 139. Europacupspiel die reifere Spielanlage, aber auch Schwächen bei der Chancenverwertung. Bereits nach sieben Minuten schob Nationalspieler Max Kruse den Ball am Tor vorbei, Zürichs Torhüter David da Costa wäre chancenlos gewesen. Kurz darauf setzte Branimir Hrgota einen Volleyschuss über das Tor (16.). Auf der Gegenseite prüfte Amine Chermiti zweimal Gladbachs Schlussmann Yann Sommer, der als früherer Grasshoppers-Spieler mit vielen Pfiffen bedacht worden war (17.). In der 23. Minute war Sommer chancenlos, als Etounde aus kurzer Entfernung den Ball einschob. Zuvor hatten sich Andre Hahn und Julian Korb von Marco Schönbächler düpieren lassen, so dass dieser über die linke Seite in den Strafraum eindringen und den entscheidenden Pass spielen konnte.

Die Freude der Gastgeber währte aber nicht lange. Mit einem Distanzschuss in den rechten oberen Torwinkel brachte Nordtveit die Borussia zurück ins Spiel. Der Norweger war einer von fünf neuen Spielern in der Gladbacher Startformation, die Favre auch im elften Saisonspiel in Serie veränderte. Die leicht angeschlagenen Leistungsträger Raffael, Weltmeister Christoph Kramer und Fabian Johnson hatte der Coach daheim gelassen.

Auch im zweiten Durchgang besaßen die von rund 8000 Gäste-Fans frenetisch unterstützten Gladbacher die erste Torchance, als sich Hahn im Strafraum durchsetzte und an da Costa scheiterte (50.). Spätestens bei der Großchance von Granit Xhaka (61.) hätte die Borussia aber in Führung gehen müssen, als der Schweizer Nationalspieler aus kurzer Entfernung da Costa anschoss. Zuvor war Thorgan Hazard nach einem Freistoß zweimal in der Mauer hängen geblieben. In der Schlussphase scheiterten Hrgota (81.) und Martin Stranzl (87.) mit zwei Kopfbällen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: