Süddeutsche Zeitung

Deutsche Langläufer im Teamsprint:Sturz statt Medaille

Bitterer Nachmittag für die deutschen Langläufer: Tim Tscharnke und Hannes Dotzler haben im Teamsprint eine Medaille fast sicher. Dann wird Tscharnke kurz vor dem Ziel zu Fall gebracht - der Bundestrainer schimpft anschließend auf die Jury. Auch Denise Herrmann und Stefanie Böhler laufen knapp an einer Medaille vorbei.

Die Skilangläufer Hannes Dotzler und Tim Tscharnke haben bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi eine sicher geglaubte Medaille im Teamsprint verpasst. In der Endphase, in der Deutschland mit Finnland und Russland eine Spitzengruppe bildete, fuhr der Finne Sami Jauhojärvi über die Skispitzen von Tscharnke.

Der 24-Jährige, der vor vier Jahren in Vancouver gemeinsam mit Axel Teichmann Silber gewonnen hatte, erreichte letztlich nur als Siebter das Ziel. Gold ging an Finnland vor Russland und Schweden. Das deutsche Team legte nach dem Rennen Protest ein, den die Jury nach Studium der Videobilder aber abwies. Auf weitere juristische Schritte will die deutsche Mannschaft verzichten.

"Ich ärgere mich maßlos und bin enttäuscht von der Jury. Das ist eine unfaire Entscheidung", kritisierte Bundestrainer Frank Ullrich. Beim Weltcup im Vorjahr an gleicher Stätte hatte es eine ähnliche Situation gegeben - nur mit umgekehrten Vorzeichen. "Damals wurden wir disqualifiziert, und diese Szene war lange nicht so deutlich wie heute", schimpfte Ullrich.

Das ist so bitter", sagte Dotzler. "Einfach scheiße, richtig Mist. Das war eine sichere Medaille. Der Finne hat meine Spur gekreuzt, ich konnte dann einfach nicht ausweichen", sagte Tscharnke, der nach seinem Sturz vor lauter Enttäuschung lange liegen blieb: "Hätte ich gewusst, dass wir so viel Vorsprung haben, hätte ich mir beim Aufstehen mehr Mühe gegeben. Ich hatte mich verhakt und war total blau."

1,15 Sekunden fehlen zu Bronze

Kurz zuvor hatten auch Stefanie Böhler und Denise Herrmann eine Medaille im Team-Sprint knapp verpasst. Das deutsche Duo musste sich im Kampf um Olympia-Bronze den Schwedinnen um 1,15 Sekunden geschlagen geben. Gold holten die Norwegerinnen Ingvild Østberg und Marit Bjørgen vor dem finnischen Team mit Ainu-Kaisa Saarinen und Kerttu Niskanen. Für Bjørgen war es das insgesamt fünfte Gold bei Olympischen Winterspielen.

"Das ist natürlich hart für sie. Deswegen braucht sie uns jetzt. Dafür sind wir ein Team. Wir haben den vierten Platz gewonnen und nicht Bronze verloren", sagte Böhler im ZDF. Nach dem schwachen Halbfinale hatte Herrmann noch den Ski gewechselt, doch "auf der Zielgeraden habe ich gestanden", räumte sie später ein. "Ich ärgere mich umso mehr, wenn man sich von einer Jungen schlagen lassen muss, die man sonst locker im Griff hat", bekannte die 25-Jährige.

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