Süddeutsche Zeitung

Deutsche Klubs in der Europa League:Frankfurt souverän, Freiburg sprachlos

Das Warten hat sich gelohnt: Sieben Jahre nach dem vorerst letzten internationalen Auftritt gewinnt Eintracht Frankfurt 3:0 (2:0) gegen Girondins Bordeaux. Der SC Freiburg kassiert gegen Slovan Liberec erst den 2:2-Ausgleich, dann einen kuriosen Platzverweis. Ralf Rangnick und Lewis Holtby starten erfolgreich in die Europa League.

Eintracht Frankfurt ist nach den guten Vorstellungen in der Fußball-Bundesliga eindrucksvoll in die Europa League gestartet. 2472 Tage nach dem letzten Gruppenspiel auf der internationalen Bühne gewannen die Hessen 3:0 (2:0) gegen Girondins Bordeaux.

"Es ist ist begeisternd, wie unsere Fans und unsere Mannschaft aufgetreten sind. Das Team war von Anfang an konzentiert und hat kaum Chancen zugelassen", sagte Sportdirektor Bruno Hübner im Sky-Interview. "Die Euphorie ist riesig, und wir saugen sie auf, das tut uns gut."

Vaclav Kadlec (4.), Marco Russ (14.) und Constant Djakpa (52.) erzielten vor 44.000 Zuschauern die Tore gegen den französischen Pokalsieger, der nach einer Notbremse von Lucas Orban (61.) in Unterzahl spielte. Bordeaux wird in Gruppe F wohl Frankfurts ärgster Widersacher im Kampf um den Gruppensieg sein. Der nächste Spieltag führt die Eintracht am 3. Oktober zu Apoel Nikosia nach Zypern, dritter Gegner ist der israelische Meister Maccabi Tel Aviv.

Führungstor aus Abseitsposition

Mit einer starken Anfangsphase legten die Frankfurter die Basis für den am Ende verdienten Erfolg. Der tschechische Zugang Kadlec, der in den Play-offs gegen FK Karabach Agdam noch nicht spielberechtigt gewesen war, besorgte früh die Führung; allerdings stand Kadlec dabei im Abseits. Russ verwertete ein halbhohes Zuspiel von Tranquillo Barnetta per Direktabnahme zum zweiten Treffer.

Nach etwa 20 Minuten entwickelte sich eine ausgeglichene Partie, in der auch Bordeaux vereinzelt Lücken in der Frankfurter Abwehr fand. Die beste Chance der Gäste ließ André Poko (25.) aus, sein Kopfball landete knapp neben dem Gehäuse. Auf der anderen Seite scheiterten kurz vor der Pause Inui und Barnetta nach Kontern.

Nach der Pause blieb die Eintrach im Rhythmus. Djakpa sorgte mit seinem Freistoß früh für deutliche Verhältnisse. Trotz des Polsters setzte Frankfurt die Gäste mit Pressing vor allem im Mittelfeld immer wieder unter Druck. Den Angriffsbemühungen fehlten dann aber die letzte Entschlossenheit und Präzision. Barnetta und Djakpa ragten in einem starken Frankfurter Team heraus, die besten Gästespieler waren Poko und Jussie.

Der SC Freiburg hat einen sicher geglaubten Sieg dagegen durch zwei schwere Fehler verschenkt und wartet auch im sechsten Pflichtspiel in Serie auf einen Sieg. Die Mannschaft von Trainer Christian Streich war beim 2:2 (2:0) am Donnerstag gegen Slovan Liberec die deutlich bessere Mannschaft, bis ein Torwartfehler von Oliver Baumann und ein Fehlpass von Admir Mehmedi den Tschechen die Tore zum Ausgleich ermöglichten.

Zuvor hatten Kapitän Julian Schuster per Foulelfmeter (23. Minute) und Mehmedi (35.) zur Pausenführung getroffen. Nachdem Wladislaw Kalitwinzew (67.) und Michael Rabusic (74.) getroffen hatten, geriet der SC ins Schwimmen und verlor zudem Karim Guédé mit einer Gelb-Roten Karte (77.). Guédé hatte den Ball unbedrängt in der Luft berührt, wie ein Angreifer im Volleyball. Bei den Gästen musste Sergej Rybalka mit Gelb-Rot vom Platz (90.+1).

"Mir fehlen ehrlich gesagt die Worte", sagte Freiburgs Mike Hanke, er hielt inne, "Wir haben in der zweiten Halbzeit Fehler gemacht, die dürfen an so einem Tag nicht passieren". Baumann sagte: "Wir sind selber schuld. In der zweiten Halbzeit lief einiges gegen uns", er sprach von einem "ziemlich verrückten" Spiel.

Anzug statt Jeans

Trainer Christian Streich, dem Anlass angemessen in Anzug statt Jeans, hatte nach dem 1:2 in Augsburg fünf Veränderungen in der Startelf vorgenommen. So bekamen im Sturm Mike Hanke und Augsburg-Torschütze Mehmedi den Vorzug vor Sebastian Freis und Guédé. Der anfangs ansprechende Auftritt wurde mit der frühen Führung belohnt. Günter wurde von Ondrej Kusnir knapp an der Strafraumgrenze gefoult. Schiedsrichter Pavel Cristian Balaj entschied auf Strafstoß, Schuster verwandelte zum 1:0.

Im Gegensatz zu den jüngsten Auftritten in der Liga wirkte Freiburg wie verwandelt. Die mannschaftliche Geschlossenheit stimmte, die Laufwege passten, Streich schien an der Seitenlinie zufrieden mit seinen Profis. Der Coach streckte immer wieder den Daumen in die Höhe - auch nach dem 2:0 durch Mehmedi. Der Zugang von Dynamo Kiew versuchte es einfach mal aus der Distanz und überwand Liberec-Torwart Premysl Kovar mit einem nicht unhaltbaren Schuss.

Die Freiburger wirkten zunächst ob der 2:0-Führung zu selbstsicher, nach dem Fehler von Baumann aber völlig verunsichert. Dem Schlussmann glitt nach der Pause ein harmloser Distanzschuss von Kalitwinzew durch die Hände, der bis dahin starke Mehmedi ebnete mit einem katastrophalen Rückpass die Möglichkeit zum 2:2. Am Ende waren die anfangs so harmlosen Gäste dem Sieg näher als Freiburg.

Siege für Holtby, Ragnick und Tremmel

Lewis Holtby hat den englischen Fußball-Klub Tottenham Hotspur zum Auftaktsieg in der Europa League geführt. Der dreimalige Nationalspieler leitete beim 3:0 (2:0) gegen Tromsö IL die ersten beiden Treffer ein. Ebenfalls als Vorlagengeber gefiel Marko Marin für den FC Sevilla: Der ehemalige Bremer legte das erste Führungstor des Freiburger Gruppengegners beim 2:1 (0:0) bei Estoril Praia (Portugal) auf.

Ohne den geschonten Nationalstürmer Miroslav Klose siegte Lazio Rom 1:0 (0:0) gegen den polnischen Meister Legia Warschau. Der deutsche Trainer Roger Schmidt und Sportdirektor Ralf Rangnick gewannen mit RB Salzburg dank Dreifachtorschütze Jonathan Soriano 4:0 (1:0) gegen den schwedischen Champion IF Elfsborg. Der englische Premier-League-Klub Swansea City, bei dem der deutsche Torhüter Gerhard Tremmel auf der Bank saß, siegte überraschend deutlich 3:0 (1:0) beim FC Valencia.

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