Deutsche Elf in der Einzelkritik:Surfer, Häuptling, Trostpreisempfänger

Philipp Lahm erfüllt seine Häuptlingspflicht, Jérôme Boateng muss sich für sein zaghaftes Verhalten rehabilitieren, Marco Reus gibt den Surfer - und Thomas Müller und Mario Gomez bekommen Trostpreise überreicht. Die deutsche Elf beim 4:2 gegen Griechenland in der Einzelkritik.

Christof Kneer und Philipp Selldorf

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Quelle: AFP

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Deutsche Elf in der Einzelkritik:Manuel Neuer

Philipp Lahm erfüllt seine Häuptlingspflicht, Jérôme Boateng muss sich für sein zaghaftes Verhalten rehabilitieren, Marco Reus gibt den Surfer - und Thomas Müller und Mario Gomez bekommen Trostpreise überreicht. Die deutsche Elf beim 4:2 gegen Griechenland in der Einzelkritik.

Aus Danzig von Christof Kneer und Philipp Selldorf

Manuel Neuer: Beim Einschießen durch den brandgefährlichen Torwarttrainer Andreas Köpke aus allen Lagen nahezu unüberwindbar. Zunächst erwartungsgemäß eher als Libero gefordert, die Rolle erfüllte er aufmerksam, was aber auch nötig war, weil die Deckung sehr offen stand. Nach 33 Minuten von Nimis sogar zu einer echten Parade herausgefordert. In der zweiten Halbzeit spielte er mangels Beschäftigung Handball mit dem Balljungen. Den Elfmeter von Salpingidis fing er aber nicht.

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Quelle: AFP

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Deutsche Elf in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

Jérôme Boateng: Saubere, fast porentief reine Verteidiger-Leistung während der ersten Halbzeit, immer gegenwärtig, wenn es erforderlich war. In der Offensive erwies sich sein kreatives Repertoire aber als relativ sparsam. Flanken? Werden überschätzt. Beim Gegentor setzte er seinen athletischen Körper allzu zaghaft ein und verlor das Duell gegen Samaras. Rehabilitierte sich mit der Vorlage vor dem 2:1. Kann also doch flanken.

Quarter Final Germany vs Greece

Quelle: dpa

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Deutsche Elf in der Einzelkritik:Mats Hummels

Mats Hummels: Nutzte die lange Pause seit dem Dänemark-Spiel sinnvoll - für eine gründliche Rasur. Hinten wenig gefordert, aber wenn, dann bewährte sich seine Zweikampfstärke. Aufrücken musste er diesmal nicht - vor ihm war es voll genug.

Quarter Final Germany vs Greece

Quelle: dpa

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Deutsche Elf in der Einzelkritik:Holger Badstuber

Holger Badstuber: Hätte sich während des Spiels ausgiebig rasieren können, hat aber erstens keinen Taschenspiegel in der Sporthose und zweitens ohnehin wenig Bartwuchs. Hatte ein ähnlich kompliziertes Spiel vor sich wie Hummels; wurde wenig geprüft und kaum warm gespielt, musste aber dennoch ständig auf Betriebstemperatur bleiben. Ist diesen Spagat aber als Verteidiger des FC Bayern gewohnt.

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Quelle: AFP

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Deutsche Elf in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Philipp Lahm: Interpretierte seine Rolle sehr offensiv und verwirklichte die Aufgabe als Linksverteidiger nahezu ausschließlich in der gegnerischen Hälfte. Ständig damit beschäftigt, mit schnellen Stichen die engen Maschen des griechischen Abwehrnetzes aufzutrennen. Als Torschütze hatte er sich vermutlich gar nicht vorgesehen, erfüllte aber seine Führungsspielerpflicht bei der ersten Gelegenheit mit einem Costa-Rica-Gedächtnis-Schuss. Tore wie diese bleiben offenbar sein Schicksal: Der Arme würde ja lieber rechts verteidigen, aber wegen solcher Tore hält ihn die Öffentlichkeit immer links für stärker. Musste Salpingidis vor dem 1:1 entwischen lassen. Klar: Defensiv ist er ja rechts besser.

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Quelle: AP

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Deutsche Elf in der Einzelkritik:Bastian Schweinsteiger

Bastian Schweinsteiger: Was Khedira an Sicherheit und Inspiration ausstrahlte, das erwiderte dessen Partner Schweinsteiger mit Fehlpässen und schlechtem Timing. Verwirrte die Kollegen mit seiner Unruhe. Haute sich dennoch tapfer ins Spiel, aber auch vereinzelte Ballgewinne trugen nicht dazu bei, dass er sicherer wurde. Mühte sich um Ordnung und Spielverlagerung, aber es war sein Glück, dass er einen Real-Madrid-Profi neben sich hatte.

Euro 2012: Deutschland - Griechenland

Quelle: dapd

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Deutsche Elf in der Einzelkritik:Sami Khedira

Sami Khedira: Rückte sofort in den Mittelpunkt des Spiels, offensiv sehr aktiv, suchte schnellstens die Passwege in die Spitze und fand sie auch. Lernte - vermutlich deswegen - die fiese Seite des Griechen Samaras kennen, der mit bösen Fouls intervenierte. Spielt inzwischen wie ein echter Real-Madrid-Profi - strahlt eine erhabene Autorität aus, die sein Vereinstrainer José Mourinho mit Stolz verfolgen dürfte. Der damalige Bayern-Trainer Louis van Gaal wollte ihn vor zwei Jahren nicht, weshalb die Münchner seitdem ständig Milliardensummen für Spieler seiner Position ausgeben (Timoschtschuk, Luiz Gustavo, eventuell Martinez). Besitzt die Gabe der Ubiquität, ist gleichzeitig immer und überall. Unterstrich sein leuchtendes Charisma mit dem Tor zum 2:1.

Germany v Greece - UEFA EURO 2012 Quarter Final

Quelle: Getty Images

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Deutsche Elf in der Einzelkritik:Marco Reus

Marco Reus: Auf diesen Einsatz hat er lange warten müssen, aus dem Training wurden Wunderdinge von ihm übermittelt. Bestätigte bald, dass das keine Legenden waren. Durch seine fantastische Technik und seine Beweglichkeit ideal geeignet für das geforderte kleinräumige Spiel. Beteiligte sich wie selbstverständlich am anspruchsvollen deutschen Kombinationsspiel, war mehrmals kurz davor, als Torschütze auf die Anzeigentafel zu kommen - eine Weile war er selbst schuld, dass das nicht gelang. Vergab eine Reihe gute Chancen - bis zur 74. Minute. Da bündelte er seinen Torschussfrust in einen Volleyknaller zum 4:1. Surfte danach mit Boateng.

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Quelle: AFP

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Deutsche Elf in der Einzelkritik:Mesut Özil

Mesut Özil: Seine "Explosion" werde kommen, hatte Löw geweissagt, mit Pyrotechnik hatte die Prophezeiung aber nichts zu tun. Es ging um seine Schlüsselrolle als Türöffner in diesem erwartet engen Spiel, wobei ein Panzerknacker gegen die griechischen Mauern die nützlichere Alternative gewesen wären. Es explodierte zwar nichts, aber es knisterte immer wieder verheißungsvoll. Mit vielen feinen Aktionen, suchte manchmal die Balance zwischen Kunst und Effektivität. Spielte wieder nicht die Serie überragender letzter Pässe, die die Welt dauernd von ihm sehen will. Spielte aber eine Reihe exzellenter vorletzter Pässe.

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Quelle: AFP

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Deutsche Elf in der Einzelkritik:André Schürrle

André Schürrle: Defensiv aufmerksam und hilfreich, was sich in mehreren wichtigen Balleroberungen ausdrückte. Offensiv brauchte er eine halbe Stunde, um das erste Mal auf dem linken Flügel seine große Stärke auszuspielen: mit Tempo am Gegner vorbeigehen und aufs Tor ziehen. Danach besser im Spiel. Sein Spielschema ähnelte dem des Hintermanns Lahm: einbiegen in die Mitte und schießen. Ist zwar immer der gleiche Trick, aber den kann er so gut, dass er damit oft Wirkung erzielte. Nicht so filigran wie Reus, aber mit mehr Zug zum Tor. Musste später gehen, darf aber wieder kommen.

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Quelle: AFP

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Deutsche Elf in der Einzelkritik:Miroslav Klose

Miroslav Klose: Quasi das Turnierdebüt des ältesten deutschen Spielers, der seit der WM 2002 üblicherweise zur ersten Besetzung gehörte, diesmal aber bis zum vierten Spiel auf die Nominierung für die Startelf warten musste. Sollte der Fixpunkt für Strafraumkombinationen sein, das kann er besser als der wuchtige Gomez. Kombinierte erwartet elegant, wich viel auf die Flügel aus, öffnete Räume für Reus und Özil. Seine eigene Torgefahr litt aber etwas unter diesem Auftrag. Holte das Tor später nach.

Euro 2012: Deutschland - Griechenland

Quelle: dapd

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Deutsche Elf in der Einzelkritik:Mario Gomez, Thomas Müller und Mario Götze

Mario Gomez, Thomas Müller und Mario Götze: Bekamen wertvolle Trostpreise in Form von Einwechslungen überreicht.

© SZ.de/ska
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