Deutsche Eishockey Liga:Der Zeitkäufer

Don JACKSON, Trainer EHC RB Muc Patrick DALLAIRE, EHC RB Muc Co-Trainer , Mark VOAKES, EHC RB Muc 49 Yasin EHLIZ, EHC RB

"Wir haben viel Spaß hier in München und sind auf einem tollen Weg. Die Zeit hier ist fantastisch." - Don Jackson.

(Foto: ActionPictures/imago)

Don Jackson vom EHC München erlebt gegen Augsburg sein 900. Spiel als DEL-Cheftrainer. Auch sonst weist er eine Menge Rekorde auf - und Vorzüge, die sich nicht statistisch messen lassen.

Von Christian Bernhard

Am 6. Mai 2005 haben die DEG Metro Stars eine Pressemitteilung verschickt, die damals wie eine von vielen klang. "Mit seiner Unterschrift vom heutigen Tag", hieß es darin, sei Don Jackson der neue DEG-Trainer. Jackson sei ein "qualifizierter Coach", sagte Düsseldorfs damaliger Sportlicher Leiter Lance Nethery, er stelle deshalb eine "zukunftsweisende Lösung für uns dar".

Zukunftsweisend bringt es rückblickend wunderbar auf den Punkt - und zwar nicht nur für das Düsseldorfer Eishockey, dem Jackson in zwei Spielzeiten Platz zwei, Pokalgewinn und Halbfinal-Teilnahme bescherte, sondern für die gesamte Deutsche Eishockey Liga (DEL).

Heute, 15 Jahre und acht Monate nach seiner Inthronisierung als DEL-Cheftrainer, ist Don Jackson als Trainer des EHC Red Bull München immer noch hinter der Bande - und coacht nun sein 900. DEL-Spiel. Passend zum Anlass ist das Jubiläumsspiel keines wie jedes andere für das Münchner Eishockey, sondern ein Heimspiel gegen den großen Derby-Rivalen, die Augsburger Panther (Olympia-Eishalle, 20.30 Uhr).

In Jacksons Premierensaison als Cheftrainer in Deutschlands höchster Eishockeyliga spielte ein gewisser, damals 22 Jahre junger, Patrick Reimer für ihn. Der ist heute 38 Jahre alt und mittlerweile der erfolgreichste Torschütze in der DEL-Historie. Diesen Rekord konnte Jackson schlicht nicht selbst aufstellen, von hinter der Bande lässt es sich schwer Tore schießen. Außerdem war Jackson als NHL-Spieler an der Seite von Eishockey-Legende Wayne Gretzky ein Verteidiger der rauen Sorte, einer, der dafür da war, den gegnerischen Stürmern das Leben so schwer wie möglich zu machen.

Aufhören? "Das ist mir nie in den Sinn gekommen."

In Sachen Trainer-Rekorde macht Jackson in der DEL aber niemand etwas vor. Insgesamt neun Meistertitel mit München (drei) und den Eisbären Berlin (fünfmal als Chef-, einmal als Co-Trainer) sind ebenso unerreicht wie seine beeindruckende Siegquote von 66 Prozent. Jackson macht sich nichts aus diesen beeindruckenden Statistiken, er hält sich am liebsten im Hintergrund auf und lässt seine Spieler und seine Erfolge für sich sprechen.

Einer, der ihn besonders gut kennt, ist Stefan Ustorf. Der gebürtige Kaufbeurer hat sechs Jahre unter Jackson für die Eisbären Berlin gespielt und mit ihm zusammen fünf Meistertitel gewonnen. Ihm ist oft die Frage gestellt worden, warum Jackson so erfolgreich sei. Ustorfs Antwort: "Weil er eine ganz feine Art hat, Menschen zu behandeln." Selbst wenn es nur fünf Minuten sind, "die er sich mit dir unterhält, hast du bei ihm immer das Gefühl, dass du in dieser Zeit der wichtigste Mensch für ihn bist", sagte Ustorf im Eishockey-Podcast Bend your knees.

Menschenführung ist das eine, die tägliche Arbeit mit den Spielern das andere. Und auch da macht der 64-jährige US-Amerikaner sehr vieles richtig. Jacksons Trainingsarbeit sei darauf ausgerichtet, seinen Spielern die für ihn essenziellen Spielprinzipien "so ins Unterbewusstsein zu hämmern, dass du während eines Spiels nie wieder darüber nachdenken musst, sondern es einfach machst", erzählte Ustorf. "Damit kauft er dir Zeit, um kreativ zu sein." Deshalb spielten Jacksons Mannschaften "auch immer schönes, offensives, kreatives Eishockey", betonte er.

Die Corona-Pandemie hat auch für einen so erfahrenen Eishockeymann wie Jackson völlig neue Aspekte mit sich gebracht. Ans Aufhören hat er deshalb aber nicht gedacht. "Das ist mir nie in den Sinn gekommen", sagte er zum Saisonstart. "Wir haben viel Spaß hier in München und sind auf einem tollen Weg. Die Zeit hier ist fantastisch." Das Aufrechterhalten dieser Begeisterung über all die Jahre, auf so einem riskanten Posten wie dem eines Profitrainers, ist womöglich Jacksons größte Leistung. Zu seinem Amtsantritt in München im Sommer 2014 sagte er im SZ-Interview: "Eins weiß ich: Wenn die letzte Sirene ertönt und das Team hat die Meisterschaft gewonnen, dann sind es die Spieler, die gefeiert werden. Wenn nicht, ist der Trainer schuld. Das ist Profisport. Wenn du erfolgreich bist, wirst du geliebt. Wenn nicht, dann nicht." Jackson wird immer noch geliebt.

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