Deutsche Eishockey Liga:Der Energieversorger

Ice hockey Eishockey DEL RB Muenchen vs Eisbaeren MUNICH GERMANY 17 MAR 19 ICE HOCKEY DEL D

„Das war unser bestes Spiel der Serie“: Patrick Hager hatte am Sonntag im dritten Spiel gegen die Eisbären nicht nur wegen seines Treffers zum zwischenzeitlichen 3:0 Grund zum Jubeln.

(Foto: Mathias Mandl/imago)

Patrick Hager steuert beim 4:1 des EHC München gegen Berlin einen Überzahltreffer und einen Assist bei. Aber er ist auch wichtig, wenn er nicht in der Scoring-Spalte aufscheint.

Von Christian Bernhard

Die Anzahl der Strafminuten ist stets ein guter Indikator dafür, wie emotional ein Eishockeyspiel war. Mit erst 94 und dann 74 haben der EHC Red Bull München und die Eisbären Berlin die Latte diesbezüglich am vergangenen Wochenende ziemlich hoch gelegt. Die zwei Teams treffen im dritten Jahr in Serie in den Playoffs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) aufeinander, vergangene Saison hatte das alles entscheidende siebte Finalspiel München den Titel beschert. Da geht es fast zwangsweise heiß her.

"Emotionen sind wichtig. Die brauchst du, um erfolgreich zu sein", sagt Patrick Hager. "Aber du darfst nicht drübergehen." Der Münchner Nationalspieler ist einer, der die Emotionalität auf dem Eis verkörpert wie nur wenige. Hager ist ein Heißsporn, der den Gegner nicht nur spielerisch beschäftigt. Wenn das Adrenalin in den Playoffs dann noch höher schießt, ist Hager in seinem Element.

Die vielen Emotionen zu kontrollieren, ist die große Herausforderung in den Playoffs. Es gilt, leidenschaftlich zu spielen, ohne zu überdrehen. Dass dieser Grat ein sehr schmaler ist, versteht sich von selbst - und wurde bei der Münchner 0:4-Niederlage im zweiten Viertelfinal-Spiel in Berlin deutlich. Dort überschritten die EHC-Spieler die Grenzen mehrfach und wurden dafür bestraft. Am Sonntag hatten sie sich und ihre Emotionen sehr gut im Griff. Sie spielten beim 4:1-Sieg, durch den sie in der Best-of-seven-Serie nun 2:1 führen, körperlich und aggressiv, aber kontrolliert. "Das war unser bestes Spiel der Serie", sagt Hager. "Laufbereitschaft und Härte waren da, und in den richtigen Momenten haben wir auch einen kühlen Kopf bewahrt."

Die Hauptrunde war statistisch seine schwächste seit vielen Jahren

Hager leistete mit seinem Überzahltreffer zum 3:0 und einem Assist beim 1:0 von Keith Aulie, bei dem er Berlins Torhüter Kevin Poulin zudem die Sicht nahm, auch offensiv seinen Beitrag. Für einen Stürmer sei es immer schön, wenn sein Name auf dem Spielbericht auftauche, sagt der 30-Jährige. "Für das ist man da." Hager ist allerdings auch dann ein Faktor, wenn er nicht in der Scoring-Spalte aufscheint. Er beschäftigt den Gegner körperlich und emotional, bringt ihn dadurch aus dem Konzept. "Ich denke, dass die Energie, die ich aufs Eis bringe, ausschlaggebend ist, um der Mannschaft zu helfen", sagt er.

Das schätzen seine Trainer und Mitspieler. "Patrick ist sehr smart und ein echter Wettkampf-Typ", sagt sein Trainer Don Jackson. "Er ist stark, agiert teamorientiert und hat immer die richtige Antwort parat." Kapitän Michael Wolf, der zusammen mit Hager und Yasin Ehliz eine EHC-Angriffsformation bildet, ist von der "körperbetonten" und auch defensiv verlässlichen Spielweise von Hager angetan. Bei ihm wisse man ganz genau, was man kriegt, erklärt Wolf: "Er zieht zum Tor, blockt Schüsse und geht dahin, wo es weh tut." Das mache ihn zu einem "ganz wichtigen Spieler für uns".

Hager hat eine schwierige Hauptrunde hinter sich. Nach der intensiven Vor-Saison mit Olympia- und Weltmeisterschafts-Teilnahme, die eine sehr kurze Sommerpause zur Folge hatte, war sie rein statistisch seine schwächste seit vielen Jahren. Nur sechs Tore gelangen ihm. Das hatte viel mit seiner achtwöchigen Unterkörper-Verletzung zu tun, die er sich kurz vor der Deutschland-Cup-Pause im November zuzog. Der Stürmer kehrte erst im Dezember wieder zurück, als - auch wegen der Münchner Champions-League-Teilnahme - ein Spiel das andere jagte und es schwer war, regelmäßige Mannschaftstrainings zu finden, um sich wieder ins Team zu integrieren. Vor seinem Comeback-Spiel gegen die Kölner Haie konnte er nur am Tag der Partie selbst eine Einheit mit der Mannschaft absolvieren, weil diese so viel auf Reisen war. "Das hilft natürlich alles nicht, um den Rhythmus zu finden", sagt er. Mittlerweile fühle er sich aber wieder so wie vor der Verletzung.

Am Sonntag hatte er auch sein Aufbrausen im Griff, was ihm nicht immer gelingt. "In jungen Jahren hätte ich vielleicht noch am Rad gedreht", erzählt er. "Mit ein paar Jahren auf dem Buckel schluckst du es runter und versuchst, es auf dem Eis zu bestrafen." In Spiel drei gelang seiner Reihe das sehr gut, auch Ehliz traf. Die rein deutsche Formation ist seit der Länderspielpause im Februar so richtig in Schwung gekommen, da sich Wolf von einer noch längeren Verletzung erholen und Ehliz nach seiner Verpflichtung im November das anspruchsvolle Spielsystem von Jackson erst verinnerlichen musste. "Jetzt sind wir ein eingespieltes Trio", sagt Hager, "wenn wir das aufs Eis bringen, was wir können und was wir uns vornehmen, sind wir schwer zu spielen." Das gilt auch für die komplette Münchner Mannschaft.

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