Deutsch-spanische Duelle im Europapokal:Als "Katsche" einfach draufhaute

Chancenloser Messi, Tränen bei Lattek und ein Tor-Fall: Wenn Bundesliga-Klubs gegen spanische Teams antreten, ist Drama angesagt - das gilt auch für ein früheres Duell zwischen Atlético und Bayern.

Jonas Beckenkamp und Nils Steenbock

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Vfl Wolfsburg - Real Madrid, 2016

Wolfsburg v Real Madrid - UEFA Champions League Quarter Final First Leg

Quelle: REUTERS

Das jüngste deutsch-spanische Duell ereignete sich in dieser Saison zwischen dem VfL Wolfsburg und Real Madrid. Vor dem Viertelfinale waren die Rollen klar verteilt - die Frage war nur, wie hoch Außenseiter Wolfsburg gegen Favorit Madrid untergehen würde. Der VfL aber machte dieses Spiel nicht mit und schockte die Spanier im Hinspiel. Ricardo Rodriguez und Maximilian Arnold schossen den Bundesligisten zum 2:0-Erfolg im Heimspiel gegen ein Madrid, das wenig königlich daherkam. Die Hoffnung auf das Halbfinale mussten die Wolfsburger trotzdem schnell begraben. Im Rückspiel folgte die große Show des Cristiano Ronaldo: Abstauber, Kopfball, Freistoß - Der portugiesische Ausnahmekönner zeigte sein ganzes Repertoire und schoss Real zum 3:0-Sieg und so in das Halbfinale. Die große Überraschung für den VfL Wolfsburg blieb aus, das denkwürdige Hinspiel wird trotzdem in Erinnerung bleiben.

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FC Barcelona - FC Bayern, 2015

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Quelle: AFP

Dieser Abend wird Jérôme Boateng vermutlich länger in Erinnerung geblieben sein. Die arg dezimierten Bayern reisten im Halbfinale zum FC Barcelona, der bis dahin eine überragende Champions-League-Saison gespielt hatte. Bis zur 77. Minute hielt das Defensivkonstrukt der Münchner im Camp Nou - auch dank der Paraden von Manuel Neuer. Dann spielte Ivan Rakitić den Ball zu Lionel Messi. Der tänzelte einen in dieser Szene sehr hüftsteif wirkenden Boateng aus. Der Bayern-Verteidiger fiel zu Boden und der Argentinier lupfte den Ball über Neuer hinweg zum 1:0. Erneut Messi und der Brasilianer Neymar, der in der Nachspielzeit traf, besiegelten das vorzeitige Aus in der Champions League für Pep Guardiola gegen seinen ehemaligen Klub. Der Spott, den die Bayern in den sozialen Medien ertragen mussten, richtete sich vor allem gegen den kreiselnden Boateng.

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Real Madrid - FC Schalke 04, 2015

Real Madrid - FC Schalke 04

Quelle: dpa

Die Sache war eigentlich durch. Das Achtelfinal-Hinspiel hatte der FC Schalke mit 0:2 gegen Real verloren. Zuhause. Doch beim Rückspiel im Bernabéu trat das zahme Team von Roberto Di Matteo plötzlich furchtlos auf und erzielte Tor um Tor gegen den amtierenden Champions-League-Sieger. 4:3 führte Schalke plötzlich kurz vor Schluss, die Königlichen zitterten, ein Tor noch - und Schalke wäre weiter gewesen. Doch Iker Casillas parierte in der 90. Minute einen Schuss von Benedikt Höwedes. In dieser Europapokal-Nacht verpasste Schalke nur ganz knapp die epochale Überraschung. Trotz des Ausscheidens grinsten die Spieler, sie waren stolz. Vier Gegentreffer im Bernabéu hatte Real Madrid in der K.o.-Phase der Champions League nie zuvor kassiert.

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FC Bayern München - Real Madrid, 2014

Real Madrid - FC Bayern München

Quelle: dpa

Jupp Heynckes hatte 2013 das Triple gewonnen. Als Pep Guardiola in der Saison darauf den FC Bayern übernahm, glaubte niemand, dass der Klub unter ihm weniger Erfolg haben könnte. Doch dann trafen die Münchner im Halbfinale auf Real. Mit einer 0:1-Niederlage kehrte Guardiola aus Madrid heim. In der Arena in Fröttmaning spielten die Spanier noch cleverer und effektiver. Statt einer Aufholjagd gab es die höchste Heimniederlage für die Münchner in der Champions League. Den Schlusspunkt beim 0:4 setzte Cristiano Ronaldo, der einen Freistoß lässig unter der Bayern-Mauer hindurch verwandelte. "Ich habe mich in der Taktik vertan", gab Guardiola danach zu.

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FC Bayern München - FC Barcelona, 2013

Champions League Bayern gegen Barcelona

Quelle: dpa

7:0 gegen Barcelona! Auf dem Weg zum Triple fegte der FC Bayern im Halbfinale 2013 über einen bemitleidenswerten FC Barcelona hinweg. Es waren aufregende Tage für die Bayern: Der umstrittene Wechsel von Mario Götze nach München war durchgesickert und es wurde bekannt, dass gegen Präsident Uli Hoeneß ein Haftbefehl wegen Steuerhinterziehung vorlag. Auf dem Platz jedoch klappte alles. 4:0 stand es am Ende, Lionel Messi schlurfte angeschlagen über den Platz. Im Rückspiel saß der Argentinier gar nur auf der Bank, 3:0 gewannen die Münchner diesmal. Selbst Heynckes, sonst eher ein Vertreter mit besonnenen Worten, geriet ins Schwärmen. "Meine Mannschaft war ungemein konzentriert. Wir haben überragenden Fußball gezeigt."

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Borussia Dortmund - Real Madrid, 2013

Borussia Dortmund's Robert Lewandowski controls the ball as Real Madrid's Sergio Ramos falls during their Champions League semi-final second leg soccer match in Madrid

Quelle: REUTERS

Im Halbfinale 2013 setzte sich Borussia Dortmund gegen Real Madrid durch. Das Hinspiel in Dortmund wurde zur Show des Robert Lewandowski, der alle vier Tore beim 4:1-Erfolg schoss. Trotz der komfortablen Ausgangslage wurde das Rückspiel im Bernabéu-Stadion zu einer Zitterpartie, die mit einer 0:2-Niederlage noch glimpflich ausging. Die Borussia zog ins Finale gegen den FC Bayern ein, verlor allerdings. Schon in der Vorrunde der vergangenen Saison trafen BVB und Real aufeinander. 2:1 hatte Dortmund damals im Hinspiel gewonnen, und hätte Mesut Özil beim Rückspiel in Madrid nicht kurz vor Schluss noch einen Freistoß verwandelt, wäre auch dieses Spiel mit 2:1 zu Gunsten der Schwarz-Gelben ausgegangen. So stand am Ende ein Unentschieden. Die Gruppenphase beendete Dortmund auf Platz eins, Real auf Rang zwei.

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FC Barcelona - FC Bayern München, 2009

FC Barcelona v Bayern Munich - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Bayerns 0:4 in Barcelona im Jahr 2009 geht als legendäre Pleite in die Vereinsgeschichte ein. Was ist passiert? Bei Jürgen Klinsmanns Mannschaft war beinahe die komplette Verteidigung ausgefallen, auf der linken Seite steht Christian Lell einem Dribbelkünstler namens Lionel Messi gegenüber. Der Argentinier spielt den Bayern in der ersten Hälfte Knoten in die Beine, Barça gerät in einen Rausch, der kurz vor dem Pausenpfiff im 4:0 mündet - auweia. Karl-Heinz Rummenigge wird später erzählen, er habe den früheren Barça- und Bayern-Trainer Udo Lattek auf der Tribüne weinen sehen. Barcelona belässt es beim 4:0, Jürgen Klinsmanns Tage als Coach sind gezählt. Franz Beckenbauer spricht vom "Fürchterlichsten, was ich je vom FC Bayern gesehen habe".

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FC Getafe - FC Bayern München, 2008

Fußball - FC Getafe - FC Bayern München

Quelle: dpa

2008 treten die Bayern ausnahmsweise nicht in der Champions League an, sondern in dem für sie eigentlich unwürdigen Uefa-Cup, dem Verlierer-Cup, wie Franz Beckenbauer ihn einst nannte. Im Viertelfinale wartet der Madrider Vorstadtklub FC Getafe, der den Münchnern im Hinspiel ein 1:1 abtrotzt. Das Rückspiel wird zur Legende: Die Spanier führen gegen fahrige Bayern bis zur 89. Minute mit 1:0, ehe Franck Ribéry in letzter Minute die Verlängerung erzwingt. Dort geht die Schläfrigkeit bei Ottmar Hitzfelds Männern weiter - es steht 3:1 für Getafe, nur noch fünf Minuten sind zu spielen. Dann kommt Luca Toni. Der Italiener stochert zunächst einen Ball zum 2:3 ins Tor, um dann mit dem Abpfiff noch den Ausgleich zu markieren.

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Real Madrid - FC Bayern München, 2007

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Quelle: AFP

Bayern gegen Real ist in den Nullerjahren eine Dauer-Angelegenheit. Zwischen 2000 und 2007 treffen beide Teams sechsmal aufeinander, die Bilanz ist in dieser Phase ausgeglichen. Im Jahr 2000 schießen die Münchner die "Königlichen" zunächst in der Zwischenrunde 4:2 und 4:1 ab, ehe die Spanier sich im Halbfinale durchsetzen (2:0 und 1:2). Im darauffolgenden Jahr trifft man sich abermals im Halbfinale, wo sich diesmal die Bayern (1:0, 2:1) durchsetzen. Wieder ein Jahr später, diesmal im Viertelfinale, heißt der Sieger dann Real (1:2, 2:0) - ebenso 2004, als die Bayern nach einem 1:1 und einem 0:1 ausscheiden. Die Revanche folgt 2007: Bayerns "aggressive leader" Mark van Bommel (Bild), als ehemaliger Barça-Akteur ohnehin mit besonderer Beziehung zu Real, hält die Münchner beim 2:3 in Madrid mit einem wichtigen Tor im Turnier und provoziert die Fans im Bernabéu mit einer Geste aus dem "Tut-man-nicht"-Bereich. Die Bayern kommen weiter, weil im Rückspiel Roy Makaay nach zehn Sekunden das 1:0 gelingt und es am Ende 2:1 steht.

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Bayer 04 Leverkusen - Real Madrid, 2002

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Quelle: AP

Mit Bayer Leverkusen schafft es ein Jahr nach den Bayern wieder ein deutsches Team ins Finale der Königsklasse. Gegner ist Real Madrid, das damals galaktisch besetzt ist: Figo, Zidane, Roberto Carlos, Casillas, dazu Raúl, der zu diesem Zeitpunkt auf dem Zenit seines Könnens angekommen ist. Im Tor bei Bayer steht ein gewisser Jörg Butt, der früh das 0:1 durch Reals Kapitän Fernando Hierro (Bild) hinnehmen muss. Als Lucio kurz darauf den Ausgleich für die Werkself schafft, hat Leverkusen den Schwung auf seiner Seite. Doch ein fulminanter Volleyschuss von Zidane kurz vor dem Pausenpfiff zerstört alle Hoffnungen - Real gewinnt 2:1.

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FC Bayern München - FC Valencia, 2001

BAYERN MUNICH'S KAHN TIP CARBONI'S PENALTY ONTO THE BAR IN MILAN

Quelle: D. Martinez/Reuters

Die Krönung des Titans: Oliver Kahn wird 2001 der Held von Mailand, hält im Elfmeterschießen dreimal gegen Spieler des FC Valencia. Der FC Bayern gewinnt nach 25 Jahren wieder die Königsklasse des europäischen Fußballs. Zuvor hatte Scholl einen Elfmeter verschossen, Valenica war in Führung gegangen. Doch der Schiedsrichter meint es gut mit den Münchnern - und gibt noch einmal Strafstoß. Stefan Effenberg verwandelt, das Spiel geht in die Verlängerung und schließlich ins Elfmeterschießen. Trainer Ottmar Hitzfeld ist nach Ernst Happel der zweite Trainer, der den Europapokal der Landesmeister bzw. die Champions League mit zwei Vereinen (zuvor mit dem BVB) gewinnt.

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Real Madrid - Borussia Dortmund, 1998

Helfer richten das Tor auf beim Halbfinale der Championsleague in Madrid, 1998

Quelle: AP

"Das erste Tor ist gefallen" oder "Noch nie hätte ein Tor dem Spiel so gut getan" - mit Sprüchen wie diesen laufen 1998 in Madrid die RTL-Kommentatoren Günther Jauch und Marcel Reif zu Bestform auf. Es ist das Champions-League-Halbfinale, Borussia Dortmund ist im Hinspiel bei Real Madrid zu Gast. Kurz vor Anpfiff knickt eines der beiden Gehäuse auf dem Spielfeld zusammen und stellt die spanischen Stadionmitarbeiter vor ein Problem: Im Bernabeu ist zu diesem Zeitpunkt kein Ersatz-Tor vorhanden. Es dauert 76 Minuten, bis von einem benachbarten Platz ein Tor herbeitransportiert wird und die Partie beginnen kann. Real gewinnt 2:0 und erreicht nach einem 0:0 im Rückspiel das Finale. Jauch und Reif erhalten für ihren Live-Auftritt den Bayerischen Fernsehpreis und veröffentlichen den "Torfall von Madrid" als Hörspiel.

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FC Barcelona - FC Bayern, 1996

FC Bayern Barcelona

Quelle: imago

Wieder Barcelona, diesmal aber gegen den FC Bayern: Im Uefa-Cup der Saison 1995/96 trafen die Münchner um Jürgen Klinsmann (Bild) im Halbfinale auf die Katalanen und erreichten im Hinspiel nur ein 2:2. Das Rückspiel im Nou Camp wurde zu einem der besten Bayern-Auftritte der neunziger Jahre. Markus Babbel schockte den FC Barcelona kurz vor der Pause mit dem Treffer zum 1:0. Mehmet Scholl wirbelte kurz darauf die Barça-Defensive derart durcheinander, dass einige Beobachter vom "Spiel seines Lebens" sprachen. In der 84. Minute erhöhte Marcel Witeczek auf 2:0 und sorgte für Geisterstille im Stadion. Barcelonas Iván de la Peña verkürzte zwar noch auf 1:2, doch die Bayern brachten die Partie nach Hause und sollen später auch das Finale gegen Girondins Bordeaux gewinnen.

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Real Madrid - Borussia Mönchengladbach, 1985

Mönchengladbach Real

Quelle: imago

Als Gladbachs Frank Mill (Bild) im Achtelfinale des Uefa-Cups 1985 gegen Real Madrid das 1:0 erzielte, ahnte noch niemand, was dieses Aufeinandertreffen für eine unfassbare Wendung nehmen sollte. Die Borussia um Haudegen wie Ewald Lienen, Uli Borowka oder Michael Frontzeck spielte Reals Überteam mit Jorge Valdano, Michel und Hugo Sanchez im Hinspiel im Düsseldorfer Rheinstadion schwindelig, am Ende stand es 5:1. Da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen - dachten alle. Im Rückspiel führten die Madrilenen kurz vor Schluss mit 3:0. In der 89. Minute traf Santillana zum 4:0 - er bescherte Real genau das Ergebnis, das zum Weiterkommen nötig ist. Die Borussia war am Boden.

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FC Bayern München - Atlético Madrid, 1974

Bayern Atletico

Quelle: imago

1974 kam es zwischen dem FC Bayern und Atlético Madrid im Finale des Landesmeister-Cups zu einem zähen Duell: 0:0 stand es nach 90 Minuten, als Luis Aragonés die Spanier in der 114. Minute mit einem Freistoß in Führung schoss. Kurz vor dem Abpfiff riss Bayerns beinharter Abwehrmann Georg "Katsche" Schwarzenbeck die Madrilenen mit einem satten Rechtsschuss (das Bild zeigt einen anderen Schuss von Schwarzenbeck) aus allen Träumen, das Spiel endete 1:1. Gerd Müller sollte später erklären: "Wir haben gedacht, der flankt jetzt den Ball, dabei haut der drauf. Wir wollten schon ihn anscheißen. Dabei ist der Ball im Tor drin." Ein Wiederholungsspiel musste die Entscheidung bringen. Gegen eine ersatzgeschwächte Atlético-Elf setzten sich die Bayern 4:0 durch und gewannen als erstes deutsches Team den Landesmeister-Pokal.

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Eintracht Frankfurt - Real Madrid, 1960

Di Stefano

Quelle: imago

Die lange Rivalität zwischen Klubs aus beiden Ländern begann mit einem irren Spiel vor 128 000 Zuschauern im Glasgower Hampden Park im Mai 1960. Das Finale des Europapokals der Landesmeister spielten in diesem Jahr Real Madrid und Eintracht Frankfurt aus. Es endete mit einem spektakulären 7:3 für die Spanier. Die frühe Frankfurter Führung durch Richard Kreß kontertendie "Königlichen" mit einer Tor-Gala, angeführt von ihren Legenden in der Offensive: Alfredo di Stefano (Bild) und Ferenc Puskas trafen drei- bzw. viermal. Erwin Stein verkürzte mit zwei Toren noch für die Hessen, doch an diesem Tag war Real für die Eintracht einfach zu stark.

© Süddeutsche.de/jbe/schma
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