Der Flügelflitzer:Sabotage für Fortgeschrittene

Witzbolde haben Hochsaison: Auf den Mannschaftsfotos der Fußball-Bundesligisten tauchen ominöse Gesichter auf. Hosenbünde wandern bis zu den Brustwarzen. Trainer und Manager finden das meist gar nicht lustig.

Michael König

Wäscheklammern sind wichtig. Die Trikots werden am Rücken gerafft und fest geklemmt, damit der Hauptsponsor auf der Brust faltenfrei zur Geltung kommt. Die Bundesliga-Vereine machen ein ziemliches Theater, wenn es um die Mannschaftsfotos geht, die vor Saisonbeginn geschossen werden. Fans sind beim Foto-Shooting meist verboten. Faxen auch. Die hätte man am ehesten von Franck Ribéry erwartet, doch der Filou des FC Bayern ist noch gar nicht zum Ablichten gebeten worden. Die erste Foto-Sabotage des Jahres gelang einem Spieler von Arminia Bielefeld.

Der Flügelflitzer: Mannschaftsbild mit heraus- gestreckter Zunge: Jonas Kamper (hinten links) hält die verdächtige Karte in die Kamera.

Mannschaftsbild mit heraus- gestreckter Zunge: Jonas Kamper (hinten links) hält die verdächtige Karte in die Kamera.

(Foto: Foto: dpa)

Auf dem Mannschaftsbild der Ostwestfalen entdeckten Fotografen eine Postkarte, die vor der Brust des Nachwuchsmannes Zlatko Janjic zu schweben scheint. Die Karte zeigt das Gesicht einer Frau, die ihre Zunge herausstreckt. Der verdächtige Janjic beeilte sich, seine Hände in Unschuld zu waschen: "Ich zerstöre mir doch nicht meine Karriere, in dem ich irgendwelche Faxen mache!"

Strafzahlung von 10.000 Mark

Einen Tag später zeigte sich Jonas Kamper geständig, der auf dem Foto neben Janjic postiert war. Die Zunge auf der Postkarte sei ein Gruß an alle Experten gewesen, die Arminia den Abstieg prophezeit hätten. Pech: Trainer Michael Frontzeck fand die Aktion weder symbolträchtig noch lustig und stauchte den Dänen vor versammelter Mannschaft zusammen.

Kamper ist glimpflich davon gekommen. Andere Witzbolde zahlten für ihre Streiche viel Geld - oder bekamen Stadionverbot.

Weil er mit Mitspielern um 1.000 Mark gewettet hatte, zog der Schalker Thorsten Legat auf dem Mannschaftsfoto der Saison 2000/01 die Hose bis zu den Brustwarzen. Der Scherz blieb unbemerkt, das Bild erschien im Kicker-Sonderheft. Schalke-Manager Rudi Assauer verdonnerte Legat zu einer Strafzahlung von 10.000 Mark.

Lebenslanges Hausverbot

Der König der Foto-Saboteure ist Karl Power. Der arbeitslose Brite schlich 2001 in Spielkleidung auf den Rasen des Münchner Olympiastadions. Er stellte sich zu den Spielern seines Lieblingsklubs Manchester United, der in der Champions League gegen Bayern antreten sollte. Bis auf Gary Neville protestierte niemand - ihm erzählte Power, es sei für einen guten Zweck. Das kuriose Foto ging um die ganze Welt. Für eine ähnliche Aktion erhielt Power von ManU später lebenslanges Hausverbot.

Franck Ribéry wird sich beim Foto-Shooting der Bayern strecken müssen - die Messlatte für Streiche liegt hoch. Luca Toni Hasenohren zu verpassen, wird allenfalls ein müdes Lächeln hervorrufen. Das Bayern-Wappen auf Podolskis Trikot heimlich durch ein Köln-Logo zu ersetzen, wäre dagegen schon ein Kracher.

Unsterblich würde sich Ribéry machen, wenn er Lothar Matthäus auf das Foto schmuggeln könnte. Bei der Vielzahl von Klinsmann-Assistenten würde das gar nicht auffallen. Lothar würde bestimmt mitmachen - so hätte er es doch noch einmal auf das Mannschaftsbild der Bayern geschafft.

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