FC Bayern in der Einzelkritik:Verheddert im Spinnennetz

Philipp Lahm lässt es ausnahmsweise menscheln. Mario Götze klemmt im Knuddel-Schwitzkasten der ehemaligen Teamkollegen fest. Arjen Robben sprintet nur einmal - in die Kabine. Der FC Bayern beim 0:3 gegen Dortmund in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp

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FC Bayern in der Einzelkritik:Manuel Neuer

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Philipp Lahm lässt es ausnahmsweise menscheln. Mario Götze klemmt im Knuddel-Schwitzkasten der ehemaligen Teamkollegen fest. Arjen Robben sprintet nur einmal - in die Kabine. Der FC Bayern beim 0:3 gegen Dortmund in der Einzelkritik.

Manuel Neuer: Trägt die Stadt Gelsenkirchen im Herzen und war allein schon deswegen die ideale Besetzung für eine Partie gegen Dortmund. Trägt auch den Feldspieler im Herzen und klärte gleich einmal wie ein echter Sechser vor der Mittellinie. Zeigte ein paar Retro-Neuer-Qualitäten, als er Bälle präzise wie ein Feldjäger bis weit in die gegnerische Hälfte abwarf - unter Jupp Heynckes waren diese Wurfexperimente noch verboten. Dann war plötzlich Schluss, er musste nach der Halbzeit raus: Wadenprobleme.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Rafinha

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Lennart Preiss/Bongarts/Getty Images

Rafinha: Gleiche Ausgangslage wie bei Neuer: Als Ex-Schalker mit besonderer Zuneigung für den BVB gesegnet und daher von Natur aus erste Wahl. Bekam von Guardiola denselben Auftrag wie zuletzt der "einrückende Außenverteidiger" Lahm: Positionierte sich bei eigenem Ballbesetz extrem weit im Zentrum. Fand sich dort aber in so dermaßen erstickender Raumknappheit wieder, dass er erschrocken zurückwich. Konzentrierte sich danach aufs Verteidigen, doch auch das klappte nicht. Kam beim 0:1 zu spät, leistete beim 0:2 tatenlos Begleitschutz - und lief beim 0:3 lustlos hinterher. Senste schließlich Mkhitaryan um, patschte ihm ins Gesicht und sah folgerichtig Rot.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Dante

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Dante: Fotos im Internet zeigen, wie er neulich mit einem gewissen Franz Beckenbauer ein munteres Plauderduo bildete. Lichtgestalt und Lockenkopf - mit dieser Abwehr ließen sich Jahrzehnte überbrücken. Musste viel Aufbauarbeit leisten, weil der BVB das Mittelfeld komplett zustellte. Bewies mit zahlreichen Zuspielen ins Nirwana, dass er kein Beckenbauer ist, der selbst mit dem Weizenglas in der Hand Weltpässe spielen konnte. Konnte die Tore der Borussia auch nicht verhindern, weil einfach alles viel zu schnell ging. Beckenbauer würde sagen: "Wie beim Alt-Herren-Fuaßboi."

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FC Bayern in der Einzelkritik:Javier Martínez

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Quelle: AFP

Javier Martínez: Seine Umschulung zum Innenverteidiger schreitet weiter voran: Wie schon in Manchester sollte er mit seiner Übersicht das rasende Dortmunder Konterspiel unterbinden. Erlebte dann, dass der BVB nicht nur kontert, sondern auch kombiniert - und stand beim Gegentor brav wie ein Zaungast Spalier. Fasste sich fortwährend ans Knie, bewegte sich unrund und sah aus wie einer, der eher auf die Bank umschulen sollte. Bei den weiteren Treffern der Dortmunder noch weniger im Bilde und stets unglücklich - insgesamt einer seiner schlechteren Auftritte.

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FC Bayern in der Einzelkritik:David Alaba

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

David Alaba: Was keiner weiß: Dieser Alaba ist ein echtes Unikat. Linksfuß, schnell, flexibel, immer bestens gelaunt - solche Qualitäten sind rar im Stinkstiefel-Geschäft Bundesliga. Drängte wie auf der anderen Seite Rafinha bei eigenen Angriffen auffällig weit in die Mitte, wo ständig Stau herrschte. Hatte gegen das Dortmunder Pressing gut zu tun und traute sich nur selten mit ins Offensiv-Getümmel. Lief bei den Gegentreffern wie der Rest zu nebenher, es war eben einer dieser Tage. Verlor diesmal seine gute Laune und dürfte ausgiebig auf Wienerisch geflucht haben ("Ja, bist' deppert!").

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FC Bayern in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Philipp Lahm: Wenn Guardiola sich Fußballer schnitzen könnte, kämen vermutlich elf Lahms dabei raus. Einer für hinten rechts, einer fürs Mittelfeld, einer als abkippender Hybrid, ein Kopfballungeheuer ... lauter Lahms, das wäre "top, top". War gegen das Mittelfeld-Gestrüpp des BVB vor der Abwehr als Mann mit der Machete gefragt: Wege frei schlagen, Lücken suchen, hinten absichern. Verlor beim 0:1 die Orientierung, als Reus gedankenschnell an ihm vorbeispielte. Ließ es diesmal gehörig menscheln, als wolle er Guardiola zeigen: Unter den elf Lahms aus der Schnitzer-Werkstatt gibt es eben auch einen nicht ganz so guten.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Bastian Schweinsteiger

FC Bayern München - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Bastian Schweinsteiger: War zuletzt nicht immer in Premiumlaune, weil er wegen Rooneys Bogenflug gesperrt zuschauen musste. Nur daheim rumsitzen und Grillwürste brutzeln ist halt nichts für einen Chefgrätscher wie ihn. Bemühte sich um Stil und Haltung in der Kommandozentrale, wunderte sich aber immer wieder über die Dortmunder Vielbeinigkeit. Bekam kaum Struktur ins Bayern-Spiel, stocherte erfolglos nach Bällen und erlebte, wie sein Launepegel noch weiter nach unten sank. Grätschte diesmal immerhin niemanden gelb-rot-würdig um.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Götze

FC Bayern München - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Mario Götze: War mal Dortmunder, traf im Hinspiel gegen seinen alten Klub und landete bei der Begrüßung mit Jürgen Klopp prompt im Knuddel-Schwitzkasten - ja mei, der Fußball! Als er sich von Klopp befreit hatte, wartete schon das nächste Hindernis: die Dortmunder Defensivwand. Rannte mit flinken Schritten an, schlug ein paar Haken und verhedderte sich wie ein Insekt im Spinnennetz. Verschwand daraufhin komplett und tauchte erst wieder auf, als er mit Kroos und Mandzukic wenigstens noch eine hübsche Kombination inszenierte.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Arjen Robben

Bayern Munich's Robben is tackled by Borussia Dortmund's Sokratis during German Bundesliga first division soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

Arjen Robben: Musste sich einst gläserne Gelenke nachsagen lassen, weil er so oft zum Doktor humpelte. Ist mittlerweile gestählt wie ein zäher Bergführer, was für einen Holländer schon recht außergewöhnlich ist. Bekam in der ersten Halbzeit wenig Gelegenheit für seine gewohnten Läufe und dribbelte häufig in die verkehrte Richtung. Wirkte zumindest willens, ein wenig mehr Zug nach vorne zu entwickeln, doch dann winkte ihn Guardiola vom Feld. Sein direkter Sprint in die Kabine war sein wirkungsvollster an diesem Tag.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Franck Ribéry

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Quelle: AFP

Franck Ribéry: Spiele gegen Dortmund verlaufen bekanntlich nicht immer nach seinem Gusto, weil Jürgen Klopp ihm gerne mal zwei Wachhunde auf den Leib hetzt. Einer der Terrier hieß diesmal Kevin Großkreutz und der biss sich herzhaft am Franzosen fest. Wenn er Freiräume wollte, musste er weit zurück - wenn er mal den Ball hatte, bellten gleich mehrere Dortmunder auf ihn ein. Entwickelte wie so oft gegen den BVB keine rechte Lust auf das Spiel, blieb oft hängen und resignierte irgendwann. Ging dann vom Feld - er hatte nicht mehr als ein paar Petitessen gezeigt.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Mandzukic

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Mario Mandzukic: Nach seinem Lebensretter-Treffer gegen Manchester mit der nächsten Startelf-Nominierung belohnt. Beobachtete die Geschicke seiner Kollegen oft aus der Ferne und wirkte abgekapselt vom Geschehen. Segelte bei einer Schusschance scherenartig durch die Luft, doch Weidenfeller parierte lässig. Hatte für den Rest des Spiels wenig mit alldem zu tun, was auf dem Platz stattfand. Jenseits von jedem - so ließe sich sein Arbeitstag beschreiben.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Lukas Raeder

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Lukas Raeder: Lukas wer? Das dürfte sich das halbe Stadion gefragt haben, als nach der Pause plötzlich nicht Manuel Neuer, sondern Bayerns Aushilfs-Ersatzkeeper ins Tor trottete. Erlebte keinen guten Einstand, denn noch ehe er einmal am Ball war, stand es 0:2. Kassierte noch ein Tor und war dabei ebenso chancenlos wie überrascht. War froh, die Kugel wenigstens noch bei einem Schuss von Aubameyang anfassen zu dürfen. Es war sein einziges Highlight.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Thomas Müller

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Quelle: AFP

Thomas Müller: Kam in der 60. Minute für Ribéry ins Spiel und dürfte sich ein wenig geärgert haben, dass er nicht länger ran durfte. Es war eigentlich ein Thomas-Müller-Spiel: ein Gewürge, bei dem er vielleicht mal einen reinstochern hätte können. Doch das hatte sich spätestens nach dem 0:3 auch erledigt und so lief er halt noch ein bisschen durch die Gegend.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Toni Kroos

Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Toni Kroos: Zuletzt als Sechser zweckentfremdet und unauffällig, diesmal nur unauffällig - und zwar auf der Bank. Als er doch noch etwas mitmachen durfte, war die Sache bereits entscheiden.

© SZ.de/jbe/schma
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