Der Bayern-Trainer im Pokalfinale:Guardiola: Lehrjahre zwischen Cheynckes und Chalbfinals

Das Pokalfinale ist das letzte Spiel, das Pep Guardiola als Trainer der Münchner kommentieren wird. Ein Lexikon seiner schönsten Worte zum Abschied.

Von Christof Kneer und Benedikt Warmbrunn

A

Anpassen (sprich: an-pássen): zentraler Begriff für die Zeit von G. in München ("Ich muss mich an-pássen!"). Musste er sich an: die Kultur, die Stadt, an → Kalle, die Ärzte (→ Mull), das Spielsystem; nur an die deutsche Sprache wollte G. sich nie ganz anpassen, bis zum Schluss kultivierte er auch dort seinen ganz persönlichen Stil - dieser charmante katalanische Singsang wird selbstverständlich auch in jedem seriösen G.-Lexikon gepflegt.

Arjen, I'm in love with: → Liebe.

B

Bayern, Trainer von: Jobbeschreibung. Auch noch zum Ende der dritten Saison, Bsp.: "Ich bin Trainer von Bayern."

Beine, zwei: Argument für die Verpflichtung von → Xabi Alonso. Weiteres Argument: Augen, zwei.

Biktig: Katalanisch-Deutsch für "wichtig". Biktiges Adjektiv, um auch vor kleinen Spielen große Spannung zu erzeugen.

Bullet, last: Beispiel für G.s martialische Ansprachen in schweren Situationen. Nicht zu verwechseln mit: Roth, Bulle.

C

Chalbfinal: regelmäßiger Endpunkt der bayrischen Champions-League-Teilnahmen unter G.

Cheynckes, Jupp: Vorgänger. Hat das Chalbfinal gewonnen.

D

Dante, tausend: Hätte G. laut eigener Aussage gerne in seiner Mannschaft. Als er in der dritten Saison keinen Dante mehr hatte, war es auch okay.

Deutsch, sein: War von Beginn an beeindruckend, gerade weil G. nie seinen charmanten katalanischen Singsang verlor. Tadelte gelegentlich Journalisten (→ Friends, my) für deren Fragen: "Sein Deutsch ist eine Katastrophe."

Di-dada-dada: Adjektiv, mit dem G. andeutet, dass schwere Zeiten anstehen. Bsp.: "Bis zur Winterpause wird es di-dada-dada."

"Ich bin kein Arzt"

Doktor, frag den: Standardantwort bei Fragen nach dem Befinden von verletzten Spielern: "Ich bin kein Arzt, es tut mir Leid." Siehe auch: → Mull.

E

Early, too: Findet G. alle Fragen, in denen es darum geht, ob er gescheitert sei.

Ehre, es war eine: Sagt G. darüber, dass er der Trainer von Philipp Lahm sein durfte.

Entschieden, noch nicht: Standardantwort auf Fragen nach einer möglichen Vertragsverlängerung. Sagte G. so lange, bis er bekannt gab, dass er sich an Kultur und Fußball in England → an-pássen wolle.

F

Fan, big, big: Ist G. von Bayer Leverkusen.

Fehler, vielleicht ein großer: War es für G., dass Thiago nach einer Verletzung von einem Vertrauensarzt von G. in Barcelona behandelt wurde, und nicht in München.

Frage, nächste: Standardantwort auf Fragen, ob er in München verlängern werde. Siehe auch: → Entschieden, noch nicht.

Frau, ich bin wie eine: Argumentation von G., warum er zeitgleich den FC Bayern auf die → Chalbfinals vorbereiten und den Kader seines zukünftigen Klubs Manchester City planen könne: "Ich kann beides."

Frei, ich bin: Begründung, warum er nach England wechseln wird. Es gab allerdings noch oft eine → Frage, nächste, bis G. bekannt gab, dass er zu Manchester City gehen wird.

Friends, my: Anrede an alle, mit denen er nicht befreundet ist. Vor allem also an Journalisten. Manchmal auch: Freunde, meine.

G

Glucklich: war G. während seiner Zeit bei Bayern. Bsp.: "I'm sorry, but ich bin sehr glucklich."

Gott: Autorität, die ähnlich wie G. religiös verehrt wird. Nach G.s Empfinden noch mächtiger als er selbst. Beispielsatz nach einer Niederlage: "Ich bin nicht Gott." Leicht zu verwechseln mit Louis van Gaal, dem von sich selbst religiös verehrten Vor-Vorgänger von → Cheynckes: "Ich bin wie Gott."

H

H: Konsonant, an den sich G. in München nie → an-pássen wollte. Kommt in seinem Deutsch als Anfangsbuchstabe nicht vor. Siehe auch: → Cheynckes.

I

Ibrahimovic, Zlatan: Von G. zärtlich "Ibra" genannt. Ehemaliger Stürmer von G. in Barcelona, auf dessen Beschimpfungen ("Hat keine Eier.") G. zu Beginn seiner Zeit in München nicht eingehen wollte. Empfindet für I. wohl keine → Liebe.

It, forget about: Antwort auf die Frage, ob Bayern so gut sei wie Barcelona unter G.

J

Jahre, nicht nur drei: Verbringe er in München, dachte G., als er seinen Vertrag mit Bayern unterschrieb, Bsp.: "Als ich nach München kam, habe ich nicht gedacht, ich bleibe nur drei Jahre." Dann aber waren zwei Jahre vorbei, und G. hatte es "als richtig empfunden", doch nur die drei vereinbarten Jahre zu bleiben.

Junge, süßer, süßer: 21-jähriger Spieler des FC Bayern. Wurde von Pep während der aktuellen Saison zum Innenverteidiger umgeschult.

K

Kalle: Biktigster Mann bei Bayern. Vorstandschef. "Weiß alles." (Siehe auch: → Entschieden, noch nicht.) Kosename: Karlcheins.

Katar: Emirat, von dem G. ein → Fan, big, big ist. G. schwärmt von "überragenden Bedingungen". Einziger Nachteil: "Im Sommer ist es sehr warm."

Konters, die: zentraler Spielstil in Deutschland; muss man sich → an-pássen. Beschäftigte G. bis zum Ende, denn: "Es gibt zu viele K. in der Bundesliga."

Kontrollieren: Muss man → Konters, die.

Kopfballspieler, bester der Welt: Ist für G. Mario Mandzukic. Dennoch war G. froh, als er ihn nicht mehr in München hatte.

Kopfballstärker: Sind laut G. alle Mannschaften der Welt.

"Ich habe mein Leben gegeben für diesen Verein"

L

Leben, mein: Hat er gegeben für seine Spieler, den Verein.

Liebe, die: Empfindet G. unter anderem für Manuel Neuer, Philipp Lahm (→ Ehre), Cholger Badstuber, Joshua Kimmich (→ Junge, süßer, süßer), → Xabi Alonso, Thiago (→ Nix), → Arjen Robben, Franck Ribéry, → Oetze, Mario. Empfindet er nur bedingt für: Mario Mandzukic (→ Kopfballspieler) oder → Dante, tausend. Empfindet er ganz und gar nicht für → Mull.

M

Mensch, super: Standardlob für Spieler, die nicht spielen. Siehe: → Oetze, Mario.

Mull: Arzt, der sich weigerte, Kreuzbandrisse in zwei Wochen zu heilen. Auch genannt: Medizinmann, Winnetou, Doc. Außer von G.

Morgen, guten: Standardbegrüßung, wollte G. nie → an-pássen an die Tageszeit.

Munschegladbach: Gegner, gegen den Bayern mit Pep immer verliert (→ Konters).

N

Nase, die: Organ, auf das sich G. nach eigener Aussage in schwierigen Fragen verlässt. Gelegentlich tritt dabei allerdings ein Organversagen auf (→ Chalbfinal).

Nix: Thiago, oder.

Nummern, Titel sind: Erklärung, warum es G. nicht nur um Pokale geht: "Titel sind Nummern, und Nummern sind langweilig."

O

Oetze, Mario: Spieler von Bayern. Manchmal auch: Gotze. War immer ein → Mensch, super. War allerdings nur selten → toptoptop.

On, come: Reaktion auf die Frage, ob er englischer Nationaltrainer werde. Siehe auch: → Frage, nächste.

"Wir haben verloren wegen Pep"

P

Passiert, kann: Grammatikalisch falsche Endung, die beim FC Bayern nicht nur von G. verwendet wird. Nicht weiter schlimm. Kann passiert.

Pep: Für G. Schuld an manchen Niederlagen, Bsp.: "Wir haben verloren wegen Pep."

Pessimist: Selbstcharakterisierung von G.

Problem, kein: Hat G. mit seinen Spielern. Gilt nicht immer gegenseitig. Siehe auch: → Ibrahimovic.

Profi, absoluter: Ist G. eigener Einschätzung nach in der Vorbereitung auf die Wiesn, ein in Bayern beliebtes Fest, an das G. sich sehr schnell → an-pássen konnte.

Q

Qualität, große, große: Sieht G. in Thiago (→ Nix).

R

Respekt: Haltung gegenüber allen Teams und Menschen in Deutschland, außer für → Mull.

Riesenfehler, big: Nannte es G., dass er sich 2014 gegen Real Madrid von der Mannschaft bei der Aufstellung beeinflussen ließ. Kann → passiert.

S

Scheiße, verdammte: andere Bezeichnung für den → Riesenfehler, big.

Spectators: Schimpfwort für die eigenen Spieler, wenn diese sich nicht wehren, zum Beispiel gegen → Konters.

Supersuper: Vorstufe von → toptoptop. Manchmal auch: supersupersuper. Verwendete G. in der letzten Saison nur noch selten. Wenn dann allenfalls noch für → Oetze, Mario.

Suppe, viel: Müssen laut G. Kingsley Coman und Douglas Costa essen, um das Niveau von Franck Ribéry und → Arjen Robben zu erreichen.

T

Tiki-taka: Überraschenderweise selten in diesem charmanten katalanischen Singsang ausgesprochen. Allenfalls so: "Ich hasse dieses Tiki-taka. Ich hasse es."

Titel, 1000 Millionen: Haben die Spieler des FC Bayern in den drei Jahren unter G. sowie dem letzten unter → Cheynckes gewonnen. Sind aber nur → Nummern, und daher langweilig.

Toptoptop: Standardlob für jeden Spieler. Vorstufe von: → wow. Stellvertretend für G.s Vorliebe für doppelte, doppelte Adjektive, Bsp.: "Ich bin dankbar an alle, alle Personen."

Toptoptoptop-Trainer: anderes Wort für Thomas Tuchel, Trainer von Borussia Dortmund.

Tot, bin noch nicht, my friends: Aussage nach dem verlorenen Hinspiel gegen Atlético. "Ich bin noch nicht tot, my friends. Dieses Spiel, you kill me, everybody kill me, I know." Der Rückspielsieg reichte nicht, nach Ferndiagnose von → Mull ist G. dennoch weiterhin tot, noch nicht.

Trainer, super: Ist für G. sein Nachfolger Carlo Ancelotti.

Traum, ein: War es für G., Bastian Schweinsteiger zu trainieren. Beispiel für G.s widersprüchliche Logik - Schweinsteiger durfte vor G.s drittem Jahr gehen.

Triple: War zunächst auch das Ziel von G., Bsp.: "Ich habe immer gesagt: Ich muss in der Lage sein, dieses T. zu holen." Sagte er später allerdings immer seltener. Irgendwann wurde G. nur noch nach dem T. befragt. Siehe auch: → Chalbfinal, → Cheynckes.

U

Uli: Ehemals und womöglich zukünftig biktigster Mann bei Bayern. Holte G. nach München. Kontakt riss auch nicht ab, als U. ins Gefängnis musste: "Er ist mein Freund, er wird mein Freund bleiben." Freundschaft, die nicht zu verwechseln ist mit → Friends, my.

V

Vorbei, die Bundesliga ist: Sagte G. nach der ersten frühzeitig gesicherten Meisterschaft, daher auch der Zusatz: "Wir haben gewonnen." In der ersten Saison gewann G. zudem den Pokal gegen Dortmund, allerdings war dort damals noch nicht der → Toptoptoptop-Trainer tätig.

W

Welt, bester Trainer der: Nach eigener Aussage nicht G. selbst. Sondern eher → Cheynckes oder der → Toptoptoptop-Trainer aus Dortmund.

Wow: Steigerung von: → toptoptop. Gilt nur für wenige Spieler, zum Beispiel für → Arjen oder → Xabi. Und natürlich für → Cheynckes.

X

Xabi: Spieler, um den sich G. aufgrund dessen Alters gelegentlich Sorgen machte: "Wir müssen ihn schützen. Sonst ist er in einem Monat → tot." Durch den Spielstil von X. konnte G. seinen Fußball im zweiten Jahr an die Bundesliga → an-passén. Siehe auch: → Konters.

Z

Zeit, die: Forderte G. immer wieder für sich ein. Hatte er dann aber jede Saison doch nur bis zum → Chalbfinal.

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