Süddeutsche Zeitung

DEL:Sie haben die Antwort

Ihre Auswärtsmisere hatte die Augsburger Panther zuletzt immer ratloser gemacht. Nun gelang ihnen mit körperlicher Robustheit ein Erfolg in Düsseldorf.

Von Christian Bernhard

Mark Pederson hatte da so ein Gefühl. Man komme der Sache näher, sagte der Trainer der Augsburger Panther vor dem vergangenen Spieltagswochenende in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), "aber in einer harten Liga ist näherkommen nicht ausreichend". Am Sonntag machten Pedersons Spieler auch den letzten Schritt, der ihnen so lange nicht gelungen war. 4:3 gewannen die Augsburger ihr Auswärtsspiel bei der Düsseldorfer EG und durchbrachen so einen Negativlauf, der sie Woche für Woche ratloser hatte werden lassen.

Der Dreier war nicht nur ihr erster Sieg seit der Deutschland-Cup-Pause, sondern auch der erste nach zuvor neun Auswärtsniederlagen in Serie. "Megawichtig" sei das Erfolgserlebnis, sagte Maximilian Eisenmenger bei Magentasport. "Bis jetzt hatten wir auswärts ja ein bisschen Probleme." Das war eine gehörige Untertreibung, der zuvor letzte Erfolg in der Fremde war den Schwaben im September gelungen.

Am Freitag hatten die Augsburger noch ihre wohl ernüchterndste Auswärtspleite der Saison kassiert, bei Aufsteiger Bietigheim Steelers setzte es eine 0:4-Niederlage. Kapitän Brady Lamb fand, das sei im Startdrittel "das schlechteste Eishockey" gewesen, "das wir in dieser Saison gespielt haben". Der Fokus habe gefehlt, erklärte Lamb, was die Panther beunruhigt haben dürfte, da das Duell beim Tabellenletzten ja ein direktes im Kampf gegen den Abstieg war. Warum es auswärts überhaupt nicht läuft, konnte Lamb auch in Bietigheim nicht erklären. "Wenn wir die Antwort darauf hätten, würden wir es beheben", sagte er.

21 der ersten 24 Bullys gingen an Augsburg - ein ungewöhnlicher Wert

In Düsseldorf zeigten Lamb und seine Teamkollegen, wie es funktionieren kann. Von Beginn an war ihnen der Wille nach Wiedergutmachung anzumerken. Bereits in den ersten Spielminuten setzten sie sich mehrmals im Düsseldorfer Drittel fest, Chad Nehring (2.) und Brady Lamb (5.) kamen so zu guten Möglichkeiten. Die Belohnung für die gute Startphase erfolgte in der Augsburger Paradedisziplin: dem Überzahlspiel. Matt Puempel, der zuletzt offensiv auffälligste Angreifer der Schwaben, zog ab, und Colin Campbell verwertete den Abpraller von Hendrik Hane zum 1:0 (5.). Auch defensiv agierten die Panther aufmerksam, sie waren eng an den Düsseldorfern dran und gingen körperlich robust zu Werke. Das schmeckte den Rheinländern, die am Freitag einen wilden 7:6-Sieg nach Verlängerung bei den Eisbären Berlin gefeiert hatten, nicht. Auch das erste Augsburger Unterzahlspiel gegen das starke DEG-Powerplay konnte sich sehen lassen, die "gute Videoeinheit", von der Pederson vor dem Sonntagsspiel gesprochen hatte, schien zu wirken. Seine Panther wirkten gut eingestellt - auf den Gegner, und was die eigene Konzentration betraf.

Und sie nutzten die Fehler der DEG aus. Maximilian Eisenmenger fing einen Querpass von Düsseldorfs Topscorer Daniel Fischbuch im Augsburger Drittel ab und vollendete seinen Alleingang mit einem überlegten Abschluss durch Hanes Beine (18.). Augsburgs 2:0 war Eisenmengers erstes Saisontor. "Wahnsinnig gut" fand Augsburgs Angreifer Marco Sternheimer das Startdrittel seines Teams. Die Panther störten die DEG auch im Mitteldrittel früh und profitierten von einer frappierenden Überlegenheit am Bullypunkt: Mitte des Mitteldrittels hatten sie 21 der 24 Anspiele für sich entschieden - ein außergewöhnlicher Wert im Profi-Eishockey. Da Bullygewinne automatisch Scheibenbesitz nach sich ziehen, konnten die Augsburger ihre Führung aktiv verteidigen. Was sie sich vorwerfen lassen mussten, war die mangelnde Chancenverwertung im Mitteldrittel - alleine Adam Payerl ließ gleich drei Top-Chancen liegen (21., 24., 35.). Und das bestrafte die DEG: Vom Körper eines Augsburgers fiel die Scheibe in der 30. Minute zum 1:2 ins Netz von Panther-Torhüter Markus Keller, der auch acht Minuten später gegen eine starke Einzelaktion von Brendan O'Donnell nichts machen konnte.

"Wir müssen Moral beweisen", forderte Sternheimer nach dem Mitteldrittel, was nach O'Donnells 3:2 für Düsseldorf nach nur 37 Sekunden des Schlussdrittels umso mehr galt. Michael Clarke (51.) und Vincent Saponari (54.) sorgten mit ihren Toren dafür, dass diesmal nicht nur die Moral stimmte, sondern auch die Punkteausbeute. "Wenn man auswärts spielt, muss man hart arbeiten", konstatierte Eisenmenger nach dem erlösenden Sieg. Den Satz könnten die Augsburger als Erinnerung auf ihre Auswärtskoffer kleben.

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