Der Vergnügungsdampfer inmitten des Münchner Olympiaparks, er leuchtete nicht. Die grauen Außenstreben des SAP Gardens passten sich am Donnerstagmittag farblich dem verregneten Münchner Wolkenhimmel an. Christian Winkler, dem Manager des EHC Red Bull München, kann das mittelmäßige Wetter in der bayerischen Landes- und Feierhauptstadt dieser Tage aber nichts anhaben. Der Wechsel „von einem Schlauchboot auf ein Kreuzfahrtschiff“, wie er den Umzug von der alten Olympia-Eishalle in die neue Arena blumig überschrieben hat, elektrisiert ihn von Tag zu Tag mehr.
Am Freitagabend, 20.30 Uhr, nach mehr als vierjähriger Bauzeit, wird die Arena eröffnet. Dann soll laut den EHC-Verantwortlichen eine neue „Zeitrechnung“ anbrechen – zwölf Jahre, nachdem Red Bull beim EHC eingestiegen ist und den Klub eher fünf nach zwölf als fünf Minuten zu früh vor dem Aus bewahrte.
Passend zum Brimborium, das sound-, licht- und showtechnisch in der Arena rund um die Spiele veranstaltet werden soll, wurde für das Eröffnungsspiel ein Team aus der NHL, der Sehnsuchtsliga schlechthin im Welteishockey, gewonnen. Angereist sind, begleitet von einem knapp 150-köpfigen Tross, die Buffalo Sabres, die auch deshalb wunderbar zum Eröffnungsspiel passen, weil dort der deutsche Nationalspieler John-Jason „JJ“ Peterka spielt. Der wagte seine ersten Schritte im Profieishockey im Dress des Münchner EHC.
Mittlerweile hat der 22-Jährige zwei volle NHL-Spielzeiten hinter sich, vergangene Saison verbuchte er stattliche 50 Scorerpunkte (28 Tore). Er gehört damit zur prominenten Garde der deutschen NHL-Spieler, die immer prominenter wird, was nicht mehr nur an Leon Draisaitl liegt, der im Frühjahr mit den Edmonton Oilers erst im letzten Finalspiel den Gewinn des Stanley Cups verpasst hatte und im Spätsommer einen Achtjahresvertrag über 112 Millionen Dollar unterschrieb. Peterkas Nationalmannschaftskollege Moritz Seider bekam von den Detroit Red Wings vor Kurzem einen auf sieben Jahre aufgeteilten 60-Millionen-Dollar Vertrag, Tim Stützle ist eines der Gesichter der Ottawa Senators. Peterka ist der Nächste, dessen Bankkonto demnächst siebenstellige Eingänge ausweisen dürfte.
„Ich bin hier aufgewachsen, hier Profi geworden“, sagte Peterka im nigelnagelneuen Pressekonferenzraum der Münchner Arena. „Das Spiel wird etwas ganz Besonderes.“ Der Nationalspieler hätte am liebsten 200 Eintrittskarten für Freunde und Familie besorgt, auch seine Großeltern werden am Freitag in der neuen Halle sein. Am Samstag führt er seine Teamkollegen aufs Oktoberfest.
US-Nationalspieler Alex Tuch ist beeindruckt von der Halle
Peterkas Eishockeydasein hat als Kind in der Olympia-Eishalle begonnen, unweit von der neuen Arena. In der alten Halle, in der mehrere Münchner Eishockeyklubs über Jahrzehnte ihre Heimspiele ausgetragen haben, stand er als Kind mit seinen Eltern in der Kurve, um den EHC anzufeuern, der damals noch in der zweiten Liga spielte. Er habe „viele Erinnerungen“ an die alte Halle, aber in der neuen Arena sei es „schon um einiges besser“. Die Trainingsflächen im SAP Garden, wo auch die Basketballer des FC Bayern künftig eine Heimat finden werden, kannte Peterka bereits vor seiner Ankunft mit den Sabres. Er hatte sich im Sommer mit seinen einstigen Münchner Mannschaftskollegen auf die neue NHL-Saison vorbereitet.
Alex Tuch, US-Nationalspieler und erfolgreichster Scorer der Sabres, geht in seine neunte NHL-Saison, er hat alle großen Hallen in Nordamerika bespielt – und ihm gefiel, was er am ersten Tag in München zu sehen bekam. Die Arena sei ein „wunderschönes Gebäude“, der Athletikraum, die Trainingshallen, die Bowl, alles sei beeindruckend, und „toll, wie alles miteinander verbunden ist“. Noch mehr darüber freuen sich die EHC-Profis. In der alten Halle konnten nicht alle Spieler gleichzeitig in den Athletikraum, weil er zu klein war. Zudem habe „der Koni“ – der 1,96 Meter große Verteidiger Konrad Abeltshauser – „nicht durch die Tür durchgehen können, ohne sich zu bücken“, erzählte EHC-Kapitän Patrick Hager. „Wie sollst du dort Hürdensprünge machen?“ In der neuen Arena seien die Trainingsbedingungen „um Welten besser“.
Die NHL-Welt ist nur noch am Freitag zu Gast im SAP Garden, dann zieht der Sabres-Tross weiter nach Prag. Die EHC-Welt bilden dann wieder Straubing, Wolfsburg, Berlin und Köln. Die drei Letzteren sind in der kommenden Woche allesamt in der neuen Arena zu Gast.