Eishockey-Meistertrainer Don Jackson:"Ich bin im Schlussdrittel"

Eishockey-Meistertrainer Don Jackson: "Es liegt einzig und allein an ihm": Münchens nun mit neun DEL-Plaketten dekorierter Trainer Don Jackson.

"Es liegt einzig und allein an ihm": Münchens nun mit neun DEL-Plaketten dekorierter Trainer Don Jackson.

(Foto: Frank Hörmann/Sven Simon/Imago)

Nach dem vierten Titel mit dem EHC Red Bull München, seinem neunten insgesamt, lässt DEL-Rekordtrainer Don Jackson die Frage nach seiner Zukunft offen. Der Meister hätte womöglich eine prominente Alternative.

Von Christian Bernhard

Der Blick von Mark French ging nach unten, aber irgendwie auch ins Leere. Der Trainer des ERC Ingolstadt fixierte den Boden im Kabinentrakt der Münchner Olympia-Eishalle, während draußen auf dem Eis Rambazamba zur Aufführung kam. Als Mirko Höfflin, einer von Frenchs Spielern, auf dem Weg in die Kabine an ihm vorbeilief, blieb der Stürmer kurz stehen und reichte French die Hand. Keine Umarmung, schon gar kein Sich-in-die-Arme-fliegen. Dann starrte der Trainer wieder auf den Boden. French musste am Sonntagnachmittag das miterleben, wovor es jeden Trainer und Spieler, der eine Finalserie erreicht, graust: dem Gegner beim Feiern zuschauen zu müssen. 1:3 hatte Ingolstadt Spiel fünf der Finalserie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) verloren, der EHC Red Bull München hatte sich mit dem vierten Sieg die Krone aufgesetzt.

Zuvor hatte French Münchens Trainer Don Jackson, der zum neunten Mal ein Team zum DEL-Titel coachte - fünf Mal Berlin, nun zum vierten Mal München - auf dem Eis gratuliert. Die Frage, die über dieser Szene schwebte, lautete: Kommt es auch in der kommenden Saison zum Duell zwischen dem DEL-Trainer des Jahres (French) und dem DEL-Rekordtrainer (Jackson)? Das liegt nicht an French, dessen Vertrag der ERC vorausblickend bereits im Dezember verlängert hatte. Die Fragezeichen stehen hinter Jackson, 66, der 2005 erstmals als Cheftrainer in der DEL arbeitete. "Ich bin im Schlussdrittel", sagte er mit dem typisch sanften Don-Jackson-Lächeln auf die Frage, ob er seine Trainerkarriere fortsetzen werde. Jetzt sei aber nicht die Zeit, über seine persönliche Zukunft zu sprechen. Klar ist, dass er es selbst in der Hand hat, ob er weitermacht oder nicht. "Es liegt einzig und allein an ihm, er muss sich entscheiden", sagte EHC-Manager Christian Winkler.

Das Gute aus EHC-Sicht: Sollte sich Jackson für das Karriereende entscheiden, wäre in Toni Söderholm ein prominenter Name mit Münchner Vergangenheit eine denkbare Alternative. Der ehemalige Bundestrainer hat seinen Vertrag mit dem SC Bern Anfang April nach nur fünf Monaten schon aufgelöst. Söderholm war 2016 als Spieler bei der ersten EHC-Meisterschaft dabei, ehe er unter Red-Bull-Patronat den Trainerweg einschlug. Damals legten die Münchner in den darauffolgenden zwei Jahren zwei Meistertitel nach. Ist das auch diesmal möglich? "Wir wollen ja jedes Jahr den Titel gewinnen, aber es wird immer schwerer", sagte Winkler, die Liga sei "wahnsinnig eng". Damals, mit dem Titel-Hattrick, sei es zur Gewohnheit geworden, am Saisonende Silber in die Luft zu wuchten. "Aber die letzten fünf Jahre waren sehr lang. Es wäre schön, wenn wir diesmal nicht so lange warten müssten."

Als noch goldene Konfetti auf dem Eis klebten, dachte der Münchner Manager aber vor allem daran, dass er jetzt einmal Urlaub machen werde. "So schön es jetzt ist, es waren schon kurze Nächte dabei, und es war ein wahnsinniger mentaler Stress", sagte Winkler. Auch die Münchner Spieler waren in den vergangenen Wochen angespannt. "Der Druck war enorm", sagte Stürmer Maximilian Kastner, der zum wertvollsten Spieler der Finalserie gekürt wurde.

Nach fünf Jahren werden aus Jägern nun wieder die Gejagten - und das Verfolgerfeld scheint breiter geworden zu sein. Die Grizzlys Wolfsburg zwangen den EHC im Halbfinale bis in ein alles entscheidendes Spiel sieben und drängten die Münchner laut Winkler "bis zum absoluten Limit", so wie auch die Ingolstädter, die in vier der fünf Finalspiele ebenbürtig waren. French hat dem ERC schon in seinem ersten Jahr in der Liga einen erfolgreichen Spielstil und den Glauben an den Titel vermittelt. Seine Spieler sollten "hungrig darauf sein, jetzt den nächsten Schritt zu machen", sagte er. Allerdings steht dem ERC speziell im Angriff ein gewisser Umbruch bevor, wichtige Figuren wie Frederik Storm, Justin Feser oder Ty Ronning verlassen Ingolstadt nach SZ-Informationen. Doch French hat bewiesen, dass er Spieler in kurzer Zeit entwickeln kann.

Mit den Eisbären Berlin dürfte nächste Saison wieder zu rechnen sein

Deutlich größer fällt der Umbruch bei den Adlern Mannheim aus, die sich nach dem Halbfinalaus gegen Ingolstadt von gleich 17 Spielern trennten. Allerdings präsentierten sie schon namhafte Zugänge wie Stürmer Kris Bennet (HC Lugano) oder die Verteidiger John Gilmour (Dinamo Minsk) und Jordan Murray (Wolfsburg). Als neuer Trainer wird der Finne Jussi Tapola gehandelt, der bereits die Champions Hockey League (CHL) gewonnen hat. Die Adler werden neben München und Ingolstadt Deutschland in der kommenden CHL-Saison vertreten.

Und dann sind da noch die Eisbären Berlin, die wieder eine andere Rolle einnehmen dürften. Es war eine der Geschichten dieser abgelaufenen DEL-Saison, dass der Titelträger der vergangenen zwei Jahre es gar nicht erst in die Playoffs schaffte. Die Verpflichtung von Tobias Eder (Düsseldorf) und die Rückholung von Blaine Byron, der ein wichtiger Baustein beim Titelgewinn 2022 war, deuten an, dass mit den Berlinern nächste Saison wieder zu rechnen sein dürfte. Auch Nationalspieler Frederik Tiffels soll aus München in die Hauptstadt wechseln. Aber auch die Münchner verstärken ihren Kader weiter: Nach SZ-Informationen kommen in Nico Krämmer, Markus Eisenschmid (beide Mannheim) und Dominik Bittner (Wolfsburg) gleich drei weitere deutsche Nationalspieler.

Einer, der nichts gegen Ausgeglichenheit an der Spitze haben dürfte, ist Gernot Tripcke. Der DEL-Geschäftsführer, der noch länger in Amt und Würden ist als Don Jackson (seit 2000) sprach am Sonntag von einer "würdigen Serie der beiden besten Mannschaften der Saison". Besonders freute sich Tripcke über die "super Zuschauerzahlen". Mehr als 23 Millionen Zuschauer bei Magentasport auf die ganze Saison gesehen seien ein "Riesen-Schritt nach vorne", einzelne Spiele seien an die 200 000 Zuschauer herangekommen. Beim Arena-Besuch nähern sich die Zahlen der Zeit vor Corona an, zum Teil liegen sie sogar darüber. Die Kölner Haie etwa verzeichneten in dieser Saison europaweit den zweitbesten Besuch hinter dem SC Bern.

Die Frühlingssonne schien noch kräftig, als sich Mark French am Sonntag von den ihn und das Team besingenden Ingolstädter Fans am Mannschaftsbus verabschiedete. Für ihn hatte die neue Saison bereits begonnen.

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