DEL:Der Halbfinalist hadert

DEL: In Bremerhaven gelingen Dane Fox (vorne) sechs Scorerpunkte, auch gegen München (hier Yasin Ehliz) gelingt den Nürnberg Ice Tigers eine Menge.

In Bremerhaven gelingen Dane Fox (vorne) sechs Scorerpunkte, auch gegen München (hier Yasin Ehliz) gelingt den Nürnberg Ice Tigers eine Menge.

(Foto: Thomas Hahn/imago)

In der Champions League läuft es für den EHC Red Bull München, in der DEL kriselt er. Auch beim Derby in Nürnberg hapert es vor allem an der Chancenverwertung.

Von Christian Bernhard

Das Spiel in der eigenen Zone, das Forechecking, welche Aufbaupässe gewählt werden und was am Bully geplant ist, dazu Unterzahl und Überzahl: Die Liste der Dinge, welche den Spielern des EHC Red Bull München über die Nürnberg Ice Tigers nähergebracht wurden, war lang und ausführlich. "Wir haben alles genau analysiert", sagte Konrad Abeltshauser. Und trotzdem konnten die Münchner auf das, was ihnen am Sonntag schon in der zweiten Spielminute widerfuhr, kaum vorbereitet sein. Ein Schlenzer von der Blauen Linie von Tim Bender wurde zu einer trudelnden Bogenlampe, weil sie von einem Münchner Schläger abgefälscht wurde, und flog über Danny aus den Birken hinweg ins Münchner Tor. "Ich glaube, das kann man nicht lernen, das kann man einfach", sagte Bender lachend bei Magentasport.

Der kuriose Gegentreffer war Münchens Anfang vom Ende, 1:3 verlor er das bayerische Derby in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Damit strauchelt der Champions-League-Halbfinalist in der heimischen Liga weiter vor sich hin, die Pleite in Nürnberg war die vierte nacheinander. In den vergangenen zehn Ligaspielen haben die Münchner von 30 möglichen Punkten nur zwölf geholt. Die Ice Tigers dagegen gewannen trotz einer zwölftägigen Spielpause beide Spiele des Wochenendes und etablierten sich durch den dritten Sieg in Serie in den Top Ten der Tabelle.

Die Derby-Kontrahenten waren mit unterschiedlichen Gemütszuständen ins Spiel gegangen. Die Münchner hatten am Freitag im Heimspiel gegen die Düsseldorfer EG zwar einen 0:3-Rückstand aufgeholt, die Partie aber mit 3:4 nach Penaltyschießen verloren. Die Ice Tigers hatten ihre lange Busfahrt nach Bremerhaven dagegen mit einem 7:3-Auswärtssieg gekrönt. Überragender Spieler war dabei Dane Fox, der nicht nur drei Tore erzielte, sondern auch noch drei vorbereitete. Sechs Scorerpunkte in einer DEL-Partie, das war im Nürnberger Trikot erst Paul Geddes und Otto Sykora gelungen - beiden im fernen Jahr 1995.

Niklas Treutle im Nürnberger Tor vereitelt zahlreiche Münchner Gelegenheiten

EHC-Trainer Don Jackson musste seine Angriffsreihen gehörig durcheinander wirbeln, da er auf Patrick Hager, Frank Mauer und Ben Street verzichten musste. Die neu formierten Münchner Sturmformationen taten sich im Startdrittel schwer, Offensive zu generieren. Offensiv auffälliger waren die Franken, nicht nur wegen Benders 1:0. "Wir haben schon viele gute Dinge gemacht", fand der Torschütze nach den ersten 20 Minuten. Im Mitteldrittel fehlte es den Münchnern nicht mehr an Top-Gelegenheiten. Justin Schütz boten sich zwei (22. und 29.), Parkes (22.) und Yasin Ehliz (36.) jeweils eine. Doch in allen vier Fällen hatte Niklas Treutle im Ice-Tigers-Tor das bessere Ende für sich. "Niklas ist ein zentrales Puzzleteil für uns", unterstrich Fox "ohne ihn würden wir nicht so viele Spiele gewinnen." Das bestätigte sich am Sonntag. Treutles Vordermänner sorgten auch für Gefahr, doch für sie galt im Mitteldrittel ähnliches wie für die EHC-Angreifer: beim Torhüter war Endstation.

Aber die Nürnberger profitierten noch im Mitteldrittel von dem, was Abeltshauser vor dem Derby auch thematisiert hatte: "Wir hadern ein bisschen mit der Chancenverwertung. Um Tore zu schießen, nehmen wir mehr und mehr Risiko und machen hinten etwas auf." So wie in Minute 37, als die Franken nach einem geblockten Schuss einen Konter starteten, den Chris Brown zum 2:0 abschloss. Als sich dann auch noch Münchens Stürmer Maximilian Kastner zu einem Stockschlag auf den Helm seines ehemaligen Mitspielers Dennis Lobach hinreißen ließ und dafür eine Spieldauerdisziplinarstrafe kassierte (39.), reichten den Ice Tigers 15 Sekunden, um im fünfminütigen Überzahlspiel durch Gregor MacLeod auf 3:0 zu erhöhen (40.). "Hart, schnell, aggressiv - wir spielen unser System gerade richtig gut", sagte Ice-Tigers-Angreifer Jake Ustorf, der gegen Bremerhaven sein erstes DEL-Tor erzielt hatte. All diese Zutaten waren auch am Sonntag zu erkennen und bescherten den Franken den Derbysieg - daran konnte auch Austin Ortegas 1:3 (52.) nichts mehr ändern.

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