Defensivprobleme bei 1860 München:Hinten fangen die Sorgen an

Kai Bülow gesperrt, Necat Aygün und Dennis Malura verletzt: Zweitligist 1860 München ist defensiv ziemlich dünn aufgestellt - das hat die 0:2-Pleite bei Greuther Fürth wieder einmal gezeigt. Will der Klub das ehrgeizige Ziel seines Trainers erreichen, kommt er um Nachbesserungen in der Winterpause schwerlich herum.

Thomas Bierling

Nach 13 Minuten war das Spiel eigentlich entschieden: Schiedsrichter Christian Bandurski nestelte an seiner Brusttasche an der gelben Karte herum. Doch plötzlich fasste er sich ruckartig an die Hosentasche und zückte zur allseitigen Überraschung Rot - für Kai Bülow, den jungen Abwehrmann von 1860 München. "Da hat ihm wohl jemand etwas Dummes von außen gesagt", mutmaßte sein Trainer Reiner Maurer. Tatsächlich war es so, dass wohl der Schiedsrichterassistent per Funk die entscheidende Information für die härtere Entscheidung gab.

SpVgg Greuther Fürth - TSV 1860 München

Schlichen nach dem Spiel enttäuscht vom Platz: Die Spieler des TSV 1860 München.

(Foto: dpa)

Maurer ärgerte sich über den Platzverweis, denn es war tatsächlich eine strittige Szene. Bülow verlor den Ball im Mittelfeld, hechelte anschließend Christopher Nöthe hinterher und brachte ihn mit einer Grätsche kurz vor dem Strafraum zu Fall. Rot für eine Notbremse wäre eine überharte Entscheidung, Rot für die Attacke von hinten eine harte. So oder so, die Entscheidung hatte Folgen auf den gesamten weiteren Spielverlauf. "Das war spielentscheidend", sagte auch Kevin Volland.

Gegen Fürth wurde wieder einmal deutlich, dass die Abwehr die größte Schwäche des TSV 1860 in dieser Saison ist. In der neunten Partie spielte nach dem Platzverweis die siebte Abwehrformation, Abstimmungsprobleme sind da selbstverständlich. Nach der roten Karte für Bülow, der Verletzung von Necat Aygün, der mit einem Innenbandanriss im Knie wohl für die Hinrunde nicht mehr spielen kann und dem Ausfall von Dennis Malura (Knieprobleme) verfügt Reiner Maurer nur noch über wenige Alternativen für die anfällige Defensive.

"Kurz" habe er darüber nachgedacht, Innenverteidiger Christopher Schindler zu bringen, sagte Maurer. Doch statt für Schindler, der in der vergangenen Woche einen neuen Vertrag bis 2014 unterschrieben hat, entschied er sich für Außenverteidiger Arne Feick. Jenen Feick, den Maurer für seinen unnötigen Schussversuch persönlich für die Niederlage bei St. Pauli verantwortlich gemacht hatte ("Unverzeihlich").

Fortan liefen auch gegen Fürth beinahe alle gefährlichen Angriffe über Feicks linke Abwehrseite. Der überragende Fürther Sercan Sararer spielte ihn ein um das andere Mal schwindlig, vor dem ersten Gegentreffer tanzte Sararer den 23-jährigen Zugang aus und bereitete das Tor vor. Feick waren seine Unsicherheit und Nervosität deutlich anzumerken. Er drosch den Ball ein um das andere Mal lieber ins Aus oder zum Gegner, anstatt den Ball für einen Gegenangriff zu einem Mitspieler zu bringen. "Er ist leider überhaupt nicht in das Spiel gekommen", klagte auch Maurer.

Die Stärke der Löwen, die Offensive um Benjamin Lauth und Kevin Volland, kam so überhaupt nicht zu Aktionen. Insgesamt hatten die Löwen nur drei Schüsse: Einen Abstoß von Gabor Kiraly, eine überhastete Direktabnahme von Daniel Halfar (zumindest aufs Tor) und einen Kullerball aus 20 Metern von Lauth, der vier Meter neben das Tor ging. Viel zu wenig für die bis zu diesem Spieltag erfolgreichste Offensive der Liga. Kevin Volland, in der vergangenen Woche noch der überragende Mann auf dem Platz, musste sich immer wieder tief fallen lassen und rannte sich wie der Rest gegen die Fürther müde.

Wollen die "Löwen" das Ziel des Trainers erreichen und sich in der "Spitzengruppe etablieren" (Maurer), müssen sie wohl in der Winterpause in der bisweilen wackelige Defensive nachbessern. Denn statt einen Sprung nach vorne zu machen, bleiben die "Löwen" nach der Niederlage in Fürth auf dem sechsten Platz.

In der nächsten Woche spielen die Münchner am Sonntag gegen Dynamo Dresden wieder zu Hause. Alle vier Heimspiele konnten der TSV 1860 bislang gewinnen, während es auswärts in fünf Partien vier Niederlagen und nur einen Sieg gab. "Zu Hause eine Macht, aber auswärts auf die Nase fallen macht keinen Spaß", sagte Präsident Dieter Schneider. Zu Hause auf die Nase zu fallen, macht vermutlich aber noch weniger Spaß.

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