Debatte um olympische Kleider:Wie Adam und Eva im Regen

In ihren Ausgeh-Uniformen von Ralph Lauren sehen die amerikanischen Olympioniken aus, als kämen sie direkt von der Navy. Es ist nur ein kleines Detail, das die Heimatfront jetzt in Rage versetzt - auf dem kleinen Schild im Kragen steht: Made in China. Doch ohne ihre Sportleroutfits hätten die Athleten gerade in London ein Problem.

Boris Herrmann

Der Volksmund, der - abgesehen von Franz Beckenbauer - bekanntlich alles am besten weiß, sagt: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung. Bald aber beginnen die Spiele in der Regenstadt London. Und bei der Gelegenheit wird wohl auch der Volksmund einräumen müssen: Schlechtes Wetter und falsche Kleidung müssen sich nicht ausschließen.

US-Politiker erzürnt über Olympia-Uniformen aus China

Schicke Sportoutfits made in China: Die Kleidung des amerikanischen Olympiateams sorgt für eine Debatte.

(Foto: dpa)

Die deutsche Athleten reisen zum Beispiel in grellen Jäckchen an, die Herren in Babyblau, die Damen in Schweinchenrosa. Wer Anfang August einen wandelnden Textmarker am Ufer der Themse trifft, der hat mit größter Wahrscheinlichkeit einen Sportler vor sich, der Deutsch spricht. Zu allem Überfluss, so mäkeln hiesige Fashion-Experten, repräsentieren weder Babyblau noch Schweinchenrosa die deutschen Landesfarben. Das lässt sich schwer widerlegen, es muss aber trotzdem nicht das Ende aller Medaillenhoffnungen sein. Die Gastgeber sind auch nicht viel patriotischer angezogen.

Zwar hat die Designerin Stella Mc Cartney ein Abbild des Union Jack auf die Sportleibchen drucken lassen. Allerdings war sie so frei, der britischen Flagge, aus künstlerischen Erwägungen, das Rot zu stehlen. Lediglich graue und blaue Schattierungen sind zurückgeblieben, oder wie die moderne Hausfrau sagen würde: Shades of Grey and Blue. Gemessen daran fiel die Kritik an den deutschen Olympiaoutfits glimpflich aus.

An der Ausrüstung der US-Amerikaner gibt es aus patriotischer Sicht wirklich nichts auszusetzen. In ihren Ausgeh-Uniformen von Ralph Lauren sehen sie aus, als kämen sie direkt von der Navy. Es ist nur ein kleines Detail, das die Heimatfront jetzt in Rage versetzt - auf dem kleinen Schild im Kragen steht: Made in China. Ein schwerer Schlag für die ohnehin schwer angeschlagene amerikanische Textilindustrie, wettert etwa der demokratische Senator von Nevada, Harry Reid. Sein Vorschlag: "Ich denke man sollte alle Uniformen auf einen Haufen werfen und verbrennen."

Gar keine schlechte Idee! Die antiken Olympioniken waren schließlich auch nur mit einem Lorbeerkranz bekleidet. Dann wäre jetzt nur noch die Sache mit dem Londoner Regenwetter zu regeln.

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