Kenner halten diesen Preis für relativ günstig. Inzwischen hat Hitzfeld der Bild-Zeitung erklärt, dass seine Informationen von einem italienischen Spieleragenten stammten, was die Verstimmung in Schalke keineswegs ausgeräumt hat. "Ich weiß nicht, was ihn da geritten hat, so eine Art von Hörensagen zu transportieren", rätselt Heldt. "Es ist leider etwas Anderes, wenn Ottmar Hitzfeld so etwas sagt als irgendein Fernsehexperte."
Und das Knie? "Das Einzige, das Kevin fehlt, ist Trainingspräsenz", erwidert Sportdirektor Heldt. Deswegen habe Boateng gegen Chelsea und Dortmund nur mit halber Kraft mitwirken können, "aber er hat bei uns den ganz normalen orthopädischen und internistischen Medizincheck erhalten, als wir ihn verpflichtet haben. Es gab dabei keine auffälligen Besonderheiten. Und in Mailand hat er in den vergangenen beiden Jahren konstant gespielt, das ist Fakt."
Tatsache ist aber auch, dass sich Boateng seit einigen Wochen einer umfassenden Behandlung unterzieht. Ralph Frank, der Spezialist, der den Profi in München betreut, hat früher als Physiotherapeut bei 1860, dem VfB Stuttgart und Borussia Dortmund gearbeitet. Er unterhält nun eine eigene Praxis, die regen Zulauf aus der ganzen Bundesliga erfährt, und fungiert darin unter anderem als "Biostatiker".
Bei Boateng gehe es darum, "die Körperstatik umzustellen", wie Horst Heldt erläutert, "es fängt am Kopf an und hört bei den Fußgelenken auf. Der ganze Körper wird umgestellt, das läuft tadellos, aber es ist ein Prozess, der ein wenig Zeit braucht."
So sei festgestellt worden, dass Boateng Probleme mit beiden Menisken hatte, "sie waren festgeklemmt", sagt Heldt, "doch das ist ein Problem, das man bei vielen Spielern findet". Dass Boateng neulich in Braunschweig (3:2) fehlte, war eine Folge der Therapie und der daraus folgenden körperlichen Umstellungen, erklärt der Manager. "Kevin wollte spielen, aber die Muskeln müssen sich an die neue Situation gewöhnen. Ein Faserriss drohte."
Zwar hat Boateng Anfang Oktober sein linkes Knie als "meine Schwachstelle" bezeichnet, aber er hat auch hervorgehoben, dass er damit "ganz entspannt" umgehe. Weder seine Verletzungsstatistik aus Mailand noch die aktuelle Einsatzbilanz liefern Indizien, um Hitzfelds mysteriöse Theorie zu stützen. Angeblich, so heißt es aus München, ist er selbst ein wenig entsetzt, was er ausgelöst hat.