DBB-Nationalcoach Svetislav Pesic:"Alle haben sich hinter Nowitzki versteckt"

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Nach seiner Rückkehr ins Amt des Basketball-Bundestrainers hat Svetislav Pesic eine harte Bestandsaufnahme beim DBB angekündigt. Im ausführlichen SZ-Interview erklärt, welche Fehler in der Vergangenheit gemacht wurden - und weshalb der Abschied von Dirk Nowitzki auch eine Chance bietet.

Andreas Burkert

Svetislav Pesic hat nach seiner Rückkehr ins Amt des Bundestrainers eine harte Bestandsaufnahme der Strukturen beim Deutschen Basketball-Bund und der bisherigen Konzeption seines Vorgängers Dirk Bauermann angekündigt.

Viel Arbeit als neuer Bundestrainer: Svetislav Pesic. (Foto: dapd)

"Meine erste Aufgabe wird es sein, einen Kader zusammenzustellen. Die zweite ist dann ein Gespräch im nächsten Monat mit den Trainern, die für die DBB-Jugendmannschaften zuständig sind", sagte Pesic in einem Interview der Süddeutschen Zeitung: "Dann werde ich sehen, wie viel dieses schriftliche Konzept wert ist und gleichzeitig die bisherigen Resultate dieses Konzepts analysieren. In der Theorie, darin, Konzepte auf Pressekonferenzen und so weiter gut zu verkaufen, sind wir ja Weltmeister - das Blablabla habe ich in Deutschland schon ein paar Mal erlebt. Ich will jetzt wissen: Was ist Theorie und was ist Praxis?"

Mit Bauermann will sich Pesic demnächst zusammensetzen, dieser habe "als Bundestrainer gute Arbeit geleistet". Auch NBA-Champion Dirk Nowitzki möchte er in den kommenden Monaten treffen. "Er braucht jetzt Ruhe, er muss sich im Sommer erholen und nachdenken über seine Zukunft", sagte Pesic über den 33-jährigen Würzbuger, der nicht mehr für die DBB-Auswahl zur Verfügung steht. "Aber natürlich werde ich mit ihm sprechen über seine Pläne und Ansichten, aber ich muss genauso mit Steffen Hamann und Jan Jagla sprechen, ob sie im Sommer noch spielen werden."

Nowitzkis Abschied wertet Pesic auch als Chance beim Neuaufbau: "Nowitzki ist großartig, aber er war doch immer der Problemlöser. Alle haben sich ein bisschen viel auf ihn verlassen, der Verband und auch die anderen Spieler. Sie haben sich hinter ihm versteckt: ,Der Dirk wird das schon übernehmen, wir geben ihm den Ball und sehen, ob er trifft oder nicht.'"

"Die Liga muss mitmachen"

Beim Aufbau eines neuen Teams fordert Pesic zudem die Bundesliga zu mehr Unterstützung als bisher. "Jetzt müssen ja fünf Deutsche im Zwölfer-Kader stehen und nächste Saison sechs, und das finde ich gut", sagte Jugoslawiens Weltmeistercoach von 2002. "Aber es muss sich auch die Mentalität ändern! Damit meine ich, dass man mehr Vertrauen in deutsche Spieler setzt, sie müssen auch spielen - sie müssen Erfahrung sammeln und lernen, Verantwortung zu übernehmen. Die Liga muss da mitmachen, denn eine Sportart lebt nicht nur von ihrer Liga, sondern auch von den Erfolgen seiner Nationalmannschaften."

Sein bisheriges Amt als Chefcoach beim frisch fusionierten serbischen Topklub Roter Stern Belgrad, dies deutete Pesic an, wird Pesic in Doppelfunktion womöglich noch länger als die geplanten anderthalb Jahre ausüben. Der DBB plant nach der Zusammenarbeit auf Honorarbasis in diesem Sommer bis 2016 mit dem Trainer, der die Deutschen 1993 zum EM-Triumph führte.

Doch der Rückkehrer gibt sich noch zurückhaltend: "Die Zeit hat sich leider ein bisschen verändert: Pesic plant nicht mehr langfristig. Ich habe mit Roter Stern Belgrad einen Vertrag bis Sommer 2013, mit einer Option für mich auf ein weiteres Jahr. Über meinen Vertrag beim DBB werden wir erst übernächsten Sonntag reden, wenn ich in Berlin bin. Aber Roter Stern fühle ich mich auch schon sehr verbunden. Das ist ein einmaliges Projekt, das erste richtige hier bei uns."

Lesen Sie das komplette Interview in der Donnerstag-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und auf Ihrem iPad.

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