Süddeutsche Zeitung

Davis-Cup-Team schafft Klassenerhalt:Junger Nothelfer macht sein bestes Spiel

Lesezeit: 3 min

Der 21-jährige Cedrik-Marcel Stebe besiegt in der entscheidenden Partie gegen Australien den ehemaligen Weltranglisten-Ersten Lleyton Hewitt klar und sichert dem deutschen Davis-Cup-Team den Verbleib in der Weltgruppe. Stebe profitiert dabei von einem schwachen Hewitt - und von einem Florian Mayer in Weltklasse-Form, der sein Duell erst möglich macht.

Nothelfer Cedrik-Marcel Stebe hat sich zum Retter für das deutsche Davis-Cup-Team aufgeschwungen und gemeinsam mit dem neuen Führungsspieler Florian Mayer den dritten Weltgruppen-Abstieg verhindert. Im wichtigsten Match seiner Karriere sorgte Tennis-Profi Stebe am Sonntag für den 3:2-Erfolg in der Relegation gegen Australien und ein glückliches Ende nach einer Saison voller Querelen. Auf dem Center Court am Hamburger Rothenbaum feierten die Gastgeber in einer Jubeltraube den schwer erkämpften Sieg.

Letztlich verkraftete die Auswahl des Deutschen Tennis Bundes das Fehlen des nicht nominierten Philipp Kohlschreiber und des pausierenden Tommy Haas. Der 21-jährige Stebe entzauberte den früheren Weltranglisten-Ersten Lleyton Hewitt am Sonntag nach missratenem Start mit 6:4, 6:1, 6:4, nachdem Mayer mit 6:4, 6:2, 6:3 gegen Bernard Tomic den 1:2-Rückstand vor dem Abschlusstag egalisiert hatte. "Das war ein Wahnsinnsspiel und eine Wahnsinnsatmosphäre hier", erklärte Stebe nach seinem Sieg im NDR, "es ist der größte Erfolg meiner Karriere."

Das Doppel war am Samstag verloren gegangen. Philipp Petzschner und vor allem Benjamin Becker fanden beim 3:6, 2:6, 6:2, 6:7 (4:7) gegen Hewitt und Chris Guccione zu spät ins Match. Zu allem Überfluss klagte Petzschner danach über eine Reizung der Quadrizepssehne im linken Knie. Der Bayreuther hätte eigentlich gegen Hewitt spielen sollen, doch die Schmerzen waren auch am Sonntag beim Einschlagen nicht verschwunden. Damit musste Stebe nach seiner Niederlage gegen Tomic erneut auf den Platz. Immerhin hatte er Hewitt bei den Australian Open im Januar trotz seiner Niederlage eine beherzte Partie geliefert.

Allerdings verlor der 21-Jährige aus Vaihingen/Enz bei erstmals gutem Tennis-Wetter am Wochenende und milden Temperaturen gleich seine ersten beiden Aufschlagsspiele zum 0:3. Danach gelang ihm das erste Rebreak und der erste Spielgewinn bei eigenem Service. Von diesem Moment an stieg das Selbstvertrauen beim Linkshänder sprunghaft, und das Match nahm einen nicht für möglich gehaltenen Verlauf.

Nach dem 2:4 holte sich Stebe neun Spiele in Serie. "Wir haben viel gesprochen auf der Bank. Großes Kompliment, dass er sich nach dem 0:3 so ins Spiel gekämpft hat. Da sieht man, aus welchem Holz er geschnitzt ist: Er ist tough! Was er heute geleistet hat, ist sensationell", lobte Teamchef Patrick Kühnen.

Der 146. der Weltrangliste reduzierte die Zahl seiner Fehler in den vielen langen Ballwechseln, auf der anderen Seite gelang Altmeister Hewitt kaum noch etwas. Die Fehlerquote beim 31-Jährigen war bei zeitweiligem Sonnenschein erschreckend hoch. In seinem dritten Match des Wochenendes wirkte der nur noch auf Rang 75 notierte einstige ehemalige Wimbledon- und US-Open-Sieger selbst ratlos.

Die 4500 Zuschauer am Rothenbaum und das übrige deutsche Team begleiteten hingegen begeistert das Spiel Stebes, dem von der Auftaktniederlage gegen Bernard Tomic nichts mehr anzumerken war. Bei seinem zweiten Davis-Cup-Einsatz behielt Stebe auch die Nerven, als sich Hewitt im dritten Satz wieder fing. Mit einem Break zum 4:3 schaffte der Blondschopf mit dem weißen Stirnband praktisch die Entscheidung. Wenig später machte er den Triumph perfekt.

Auf Mayer war zuvor erneut Verlass gewesen: Zwei Tage nach seinem glatten Erfolg über Hewitt machte der Weltranglisten-29. dort weiter, wo er am Freitag bei Herbstkühle aufgehört hatte. "Klar stand ich auch heute unter Druck, aber das Publikum hat mich super unterstützt. Ich habe richtig gut gespielt", sagte Mayer nach dem nur 90-minütigen Match. Kühnen schwärmte von seiner Nummer eins: "Was Florian Mayer gespielt hat, Freitag und Sonntag, das war absolutes Weltklasse-Tennis."

Neben der deutschen Mannschaft haben sich Israel, Kasachstan, Belgien, Brasilien, Italien und die Schweiz für 2013 die Teilnahme an der erstklassigen Tennis-Weltgruppe gesichert. Israel setzte sich am Sonntag in Tokio mit 3:2 gegen Japan durch. Den entscheidenden Punkt holte dabei überraschend Amir Weintraub mit einem 6:3, 7:6, 4:6, 6:3-Erfolg gegen Go Soeda.

Kasachstan setzte sich vorzeitig 3:1 gegen Usbekistan durch, Belgien bezwang Schweden 5:0. Brasilien führte schon nach dem Doppel 3:0 gegen Russland, das stark ersatzgeschwächt angetreten war. Italien setzte sich glatt 4:1 gegen Chile durch. Die Schweiz gewann 3:2 in den Niederlanden. Dabei holte Roger Federer den entscheidenden dritten Punkt mit einem 6:1, 6:4, 6:4-Sieg gegen Robin Haase.

Der erste Finalist im diesjährigen Davis-Cup heißt Spanien: Die Iberer sind zum vierten Mal in fünf Jahren ins Davis-Cup-Finale eingezogen. Auch ohne Rafael Nadal lagen sie im Halbfinal-Duell mit den USA nach vier Spielen uneinholbar mit 3:1 vorne. Den entscheidenden Punkt in Gijon holte US-Open-Halbfinalist David Ferrer mit 6:7 (3:7), 6:3, 6:4, 6:2 gegen John Isner. Ferrer gegen Sam Querrey und Nicolas Almagro gegen Isner hatten am Freitag die ersten Punkte für Spanien geholt, die USA gewannen nur das Doppel. Die Bryan-Brüder Bob und Mike bezwangen Marcel Granollers und Marc Lopez. Im Finale treffen die Spanier auf Argentinien oder Tschechien. Vor den abschließenden Einzeln stand es in Buenos Aires 1:2.

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